„Der Regierungsrat stützt sich bei seinem
Urteil auf die Auswertung der Schweizerischen Koordinationsstelle für
Bildungsforschung, die im letzten Jahr über 7‘000 internationale und Schweizer Studien
zum Fremdsprachenunterricht verglichen hat. Aus dieser Auswertung ergeben sich
keine Hinweise, dass Kinder mit der aktuellen Mehrsprachigkeitsdidaktik
überfordert sind.“
Regierungsrat bestärkt Französisch- und Englischunterricht an Basler Schulen, Medienmitteilung Kanton Basel-Stadt, 13.3.
Der Basler Regierungsrat hat die Dreistigkeit
zu behaupten, internationale Studien würden keine Hinweise auf eine
Überforderung der Schüler beim frühen Fremdsprachenlernen liefern. Diese
Aussage im Zusammenhang mit der Wirksamkeit von Frühfremdsprachen und deren
Lehrmitteln vertuscht die tatsächlichen Zustände und missbraucht das Vertrauen
der Bevölkerung.
Die Koordinationsstelle für Bildungsforschung
agiert offenbar als Feigenblatt, um die völlig aus dem Ruder laufende
Fremdsprachenkonzeption über die Runden zu retten. Erstens beauftragte man bei
besagter Studie ein dänisches Institut mit einer manipulativen Fragestellung,
die zum vorneherein alle relevanten Studien (auch aus der Schweiz) eliminieren
musste. Zweitens ist die Sprachensituation der Schweiz nicht vergleichbar mit
derjenigen anderer Länder: Wir unterrichten bereits in der Primarschule zwei
Fremdsprachen, dazu kommt noch das Erlernen von Hochdeutsch und die Integration
von Schülern mit Migrantensprachen. Drittens sind die wissenschaftlichen
Erkenntnisse beim schulischen Fremdsprachenlernen klar und unbestritten: Die
teure Angelegenheit bringt wenig bis nichts. Man mag dies nun mögen oder nicht,
das Thema ist unter Wissenschaftlern abgehakt und gegessen.
Das Skandalöse ist nun aber, wie die
Regierung (und die als Autorität zitierte Koordinationsstelle für
Bildungsforschung) diese längst bekannten Fakten ausblendet und ausweicht auf
eine für den Schweizer Kontext irrelevante Auftragsstudie. Dies offenbar nur
aus dem offensichtlichen Grund, das arg angeschlagene Frühfremdsprachenschiff
zu retten. Dies alles geschieht auf Kosten der Schulqualität und letztlich
zulasten der Schulkinder, ihrer Eltern und einer betrogenen Lehrerschaft. Die
Kantone Baselland und Solothurn haben dies erkannt und ziehen nun vorsorglich
bei Passepartout den Stecker. Das Vorgehen der Basler Regierung und ihrer
dubiosen Fremdsprachen-Promotoren sowie der Schweizerischen Koordinationsstelle
für Bildungsforschung ist schlicht unverantwortlich und grobfahrlässig
gegenüber einer ganzen Schülergeneration und gehört sanktioniert. (uk.)
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