Komiker Bänz Friedli war
vielleicht der wichtigste Mann am 13. Politforum, das am Freitag und Samstag im
Schadausaal des KKThun über die Bühne ging. An ihm war es, dafür zu sorgen,
dass den 420 Besuchern, vornehmlich aus der Gemeindepolitik, aber auch aus dem
Kanton und der Verwaltung, das Lachen nicht verging.
Was die Digitalisierung alles verlangt, Thuner Tagblatt, 12.3. von Marco Zysset
In 14 Referaten oder Podiumsdiskussionen wurde ihnen vor Augen
geführt, dass es in Sachen Digitalisierung der Gemeinden oder der öffentlichen
Hand allgemein eigentlich gar nicht viel zu lachen gibt. Auch der Wirtschafts-
und Bildungsminister, Bundesrat Johann Schneider-Ammann, lobte, die Schweiz sei
gut unterwegs, doch hob nicht nur er den Mahnfinger mit den Worten: «Wir müssen
aufpassen, nicht den Anschluss zu verlieren.»
Eine Aussage, die Caroline Brüesch, Leiterin des Instituts für
Verwaltungsmanagement an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften,
unterstrich. Sie nannte Dänemark, wo jeder Bürger vom Staat eine E-Mail-Adresse
erhält, über die die Verwaltung mit der Bevölkerung kommuniziert, als Beispiel.
«Wenn wir das Thema nicht angehen, tun es andere», sagte sie, worauf Hannes Germann,
Präsident des Schweizerischen Gemeindeverbands, konterte: «Wir müssen nicht
überall First Mover sein. Es reicht, wenn wir Follower sind.» Das Risiko, zu
scheitern, sei zu gross, wenn man überall vorpreschen wolle.
Turbos und Bremser
Zwei Standpunkte, die ein Dilemma aufzeigen, in dem sich Barbara
Perriard bewegt: Die Leiterin Politische Rechte der Bundeskanzlei befasst sich
mit E-Voting. Derzeit laufen verschiedene Versuche in der Schweiz, so auch im
Kanton Bern. «Rund die Hälfte jener Stimmberechtigten, die an diesen Versuchen
teilnehmen und ihre Stimme abgeben, tut das elektronisch», sagte sie. Während
Digitalisierungsturbos kritisierten, Politik und Verwaltung agierten zu
langsam, werde am anderen Ende des Meinungsspektrums eine Denkpause oder gar ein
Marschhalt gefordert, vorab wegen Bedenken in Sachen Sicherheit oder
Datenschutz.
Kleine Schritte zum
Erfolg
Wie Perriard appellierte auch Erwin Sommer, Vorsteher des
bernischen Amtes für Kindergarten, Volksschule und Beratung, das Thema
Digitalisierung Schritt für Schritt anzugehen und sachte neue Schritte zu
wagen. «Es ist unser Auftrag, den Schülern grundlegende Kenntnisse und
Kompetenzen im Umgang mit Computern zu vermitteln», sagte er. Dazu zählen nicht
nur technische Fähigkeiten, sondern auch das Bewusstsein für Themen wie
Medienkompetenz und Persönlichkeitsschutz. «Dazu müssen wir aber zuerst die
Lehrkräfte fit machen.» Im Kanton Bern bedeute das, dass 13'000 Personen
weitergebildet werden müssten. Wobei durchaus auch auf das Wissen der
Schülerinnen und Schüler zurückgegriffen werden könne und solle. In Spiez
agieren beispielsweise drei 15-Jährige als Mediencoachs für Lehrkräfte.
Schüler coachen
Lehrkräfte
Ein Modell, das vielleicht schon bald Schule macht – so wie auch
die Zusammenarbeit der Gemeinden Thun, Seftigen, Oberhofen und
Heiligenschwendi: Die drei kleinen Gemeinden beziehen Teile oder sämtliche
Informatikdienstleistungen bei der Stadt Thun, wie Urs Eggenschwiler, Leiter
der Informatikdienste der Stadt Thun, sagte. «Ein Vorteil ist, dass wir
gemeinsam hochwertigere Lösungen anbieten können, als wenn jeder für sich
schaut», sagte Eggenschwiler. «Anstatt drei verschiedene Cloud-Lösungen gibt es
vielleicht eine für alle, die dafür dreimal so leistungsfähig ist.»
So oder so – und das wurde in praktisch allen Gesprächen klar:
Die Herausforderungen sind enorm. Sowohl in die Bildung als auch in die
Infrastruktur müssen gewaltige Summen investiert werden. Doch – und auch da
herrschte Einigkeit: Anders geht es nicht.
Bin nicht sicher, ob es der richtige Weg ist, wenn Schüler Lehrer coachen. Oder handelt es sich dabei einfach um die Fortsetzung des eingeschlagenen Wegs: Lehrer - Coach - Gecoachter? Vielleicht trotzdem eine vielversprechende Idee. Schülercoaches ersparen uns die PH und wir können noch mehr Geld in ICT reinbuttern.
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