Es bleibt dabei: Für den Übertritt an eine Aargauer
Mittelschule braucht es eine genügende Note in Deutsch und Mathematik. Mit dem
Stichentscheid des Grossratspräsidenten hat das Aargauer Parlament eine
Überprüfung der Promotionsbedingungen abgelehnt. Aus Sicht von Giselle Reimann
von der Universität Basel wäre zumindest eine Überprüfung dieser Regeln keine
schlechte Idee gewesen.
Die Note 4 bleibt das Minimum für die Mittelschule, SRF Regional, 20.3. von Mario Gutknecht
Bildungsexpertin Giselle Reimann über das Aargauer Notensystem, SRF Regional, 20.3.
SRF News: Macht die Regel, dass man in allen
Fächern eine genügende Note braucht, aus ihrer Sicht Sinn?
Giselle Reimann: Ich kann den Gedanken hinter
dieser Regeln durchaus nachvollziehen. Es ist natürlich wichtig in den
Hauptfächern die Grundanforderungen zu erfüllen. Allerdings finde ich es nicht
so sinnvoll Noten in einzelnen Fächern derart stark zu gewichten. Dazu sind
Noten leider einfach viel zu ungenau.
Sie würden also sagen, dass es besser wäre
weiterhin auf Durchschnittsnoten zu setzen?
Genau, aus entwicklungspsychologischer Sicht, aber
auch aus statistischer Sicht. Weil in einem Notendurchschnitt fliessen viel
mehr einzelne Noten ein und dadurch können sich Fehler besser ausgleichen. Wenn
ich beispielsweise in Mathematik nicht so gut mit dem Lehrer klar komme, aber
in Deutsch zeigen kann was in mir steckt, dann habe ich so einen genügenden
Notendurchschnitt für eine weiterführende Schule.
Auch wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass
Durchschnittsnoten viel besser geeignet sind, um einen zukünftigen Erfolg in
der Schule und auch im Studium vorauszusagen.
Es kann doch auch sein, dass ein Mathegenie mit
schlechter Deutschnote keine Karriere machen kann - dass so der nächste
Einstein verhindert wird?
Das sehe ich begrenzt relativ ähnlich. Es ist
wirklich aus so, dass viele Schülerinnen und Schüler nicht einfach in allen
Fächern begabt sind, sondern in eher in einzelnen Bereichen. Je älter
Schülerinnen und Schüler werden, desto grösser werden die Unterschiede in den
Fähigkeiten, weil sie sich stärker für gewisse Dinge interessieren. Es kann
sogar soweit gehen, dass neben einer ausgeprägten Begabung auch eine starke
Schwäche vorhanden ist. Wenn wegen der Schwäche der Übertritt an eine
weiterführende Schule nicht möglich ist, ist das für den oder die Betroffene
tragisch. Andererseits muss man sehen, dass Schüler mit einer sehr einseitigen
Begabung auch Mühe haben werden an einer weiterführenden Schule.
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