22. März 2018

Gegen starre Gymnasiumsquoten

Im Zusammenhang mit der Debatte um Studiengebühren hat Hansueli Schöchli den wachsenden Anteil an Akademikereltern kritisiert, die ihre Kinder vor allem aus Prestigegründen ans Gymnasium oder an die Universität drängen wollten (NZZ 13. 3. 18). Das duale Bildungssystem ist zweifellos eine gute Errungenschaft. Zunehmend aber läuft die Bildungsdebatte Gefahr, nur noch die gymnasiale Ausbildung gegen eine Lehre auszuspielen. Als politische Folge gipfelt dies insbesondere im Kanton Zürich in GymiPrüfungen über Stoff, der nicht behandelt worden war, und einer Begrenzung der Erfolgsquote auf 20 Prozent. Jugendliche von Eltern, die sie nicht an Abenden und Sonntagen unterstützen oder sich keine Zusatzkurse leisten können, werden in eine Lehre gedrängt, wobei über 20 Prozent diese wieder abbrechen.

Gegen starre Gymnasiumsquoten, NZZ, 22.3. Leserbrief von Thomas Hügi

Das Ausbildungsniveau ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Deshalb erscheint es fragwürdig, eine starre Quote für den Eintritt in Gymnasien vorzugeben und dazu im Grundsatz fähigen Jugendlichen aus politischen Gründen einen auch sinnvollen Ausbildungsweg zu verwehren. Das Grundproblem der schweizerischen Schulen besteht in einer stark wachsenden Tendenz, Kinder und Jugendliche zu behindern anstatt zu fördern – nicht nur bei Aufnahmeprüfungen, auch im Unterricht. Als Vater von vier Kindern stelle ich fest, dass am Ende der Primarschule beispielsweise Deutsch nicht ohne grobe Fehler beherrscht wird (von mathematischen Grundsätzen wie dem Dreisatz oder mehr als «Hello» aus dem Frühenglisch nicht zu reden). Ungenügende Lehrmittel, eine unsägliche Zettelwirtschaft zum Lehrstoff, aufgrund von zu hoher Administration und zu grossen Klassen nicht fokussiertes und teilweise nicht wirklich motiviertes Lehrpersonal und damit verbunden die Gestaltung eines motivierenden und fördernden Unterrichts wären sinnvolle Themen für eine Bildungsdebatte. Deshalb stört mich die ständige Leier über Akademikereltern, die ihre Kinder ans Gymnasium drängen wollen; Gutbetuchte, und gewiss nicht nur Akademiker, senden sie einfach in Privatschulen und kehren dem System den Rücken. Das sollte nicht das Resultat einer Bildungspolitik sein.


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