Lehrpläne bleiben auch in den Kantonen Zürich und
Bern Sache der Behörden. In beiden Kantonen haben die Stimmberechtigten
Initiativen abgelehnt, welche das letzte Wort in dieser Sache dem Volk hätten
geben wollen. Damit steht der Einführung des Lehrplans 21 ab August nichts mehr
im Weg.
"Der Einführung steht nun nichts mehr im Weg", SRF 4 News, 5.3. von Christina Scheidegger
Das sei eine erfreuliche Nachricht, sagt der
Präsident des Schweizerischen Lehrerverbands, Beat Zemp. Im Interview erläutert
der «Oberlehrer» der Nation auch, wieso die neusten Abstimmungsresultate für
das Schulwesen in der Schweiz wichtig sind.
SRF News: Mit jeweils mehr als 76 Prozent
Nein-Stimmen haben die Berner und Zürcher Stimmberechtigten Angriffe auf den
Lehrplan 21 abgeschmettert. Haben Sie gut geschlafen, Herr Zemp?
Beat Zemp: Ich schlafe meistens gut. Aber wir
freuen uns natürlich sehr über die deutlichen Volksentscheide in den Kantonen
Bern und Zürich. Inzwischen hat sich die halbe Schweiz zu der Frage geäussert.
Wir haben neun kantonale Volksabstimmungen zum Lehrplan 21 gewonnen. Die
Bevölkerung hat gezeigt, dass sie hinter der Einführung von kantonalen
Lehrplänen auf Basis des Lehrplans 21 steht. Das ist gut so, denn damit setzen
wird den Harmonisierungsauftrag der Bundesverfassung um.
Wäre es denn so schlimm, wenn das Volk in Sachen
kantonale Lehrpläne mitreden könnte?
Die Schweizer Stimmbevölkerung will offensichtlich
ein einheitlicheres Volksschulsystem, sprich, weniger Kantönligeist bei der
Schulbildung. Die Abstimmungsresultate zeigen, dass die Bevölkerung den
Schulbehörden und der Lehrerschaft vertraut. Nun ist in allen 21 deutschsprachigen
Kantonen – und auch im Fürstentum Liechtenstein – die Einführung von kantonalen
Lehrplänen auf Basis des Lehrplans 21 eine beschlossene Sache.
Natürlich gibt es immer einzelne Punkte, die
gewissen Leuten nicht passen – etwa die Sexualpädagogik oder das neue
Lehrplanmodul «Informatik und Medien». Wenn nun wegen jeder Anpassung im
Lehrplan 21 in jedem Kanton eine Volksabstimmung durchgeführt werden müsste,
wäre dies doch ein sehr grosser Aufwand.
Am Lehrplan 21 ist seit 2010 gearbeitet worden, nun
wird er im August in der ganzen Deutschschweiz eingeführt. Bringt er
tatsächlich, was er verspricht: dynamischere und bessere Schulen?
Die Umsetzung ist Sache der Kantone. Die Einführung
erfolgt ab August bis 2021. Schon jetzt haben wir in der Schweiz auf allen
Ebenen sehr gute Schulen, wie internationale Vergleiche belegen. Deshalb geht
es eigentlich nicht um eine blosse Verbesserung. Die Lehrpläne müssen quasi
natürlicherweise periodisch den gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst
werden. Neu ist jetzt, dass man das in den 21 Deutschschweizer Kantonen gemäss
dem gleichen Referenzplan macht, dem Lehrplan 21. Wenn wir noch bessere
Volksschulen wollen, dann brauchen wir gute Unterrichtsbedingungen und vor
allem genügend Mittel, um die neuen Lehrpläne jetzt gut umzusetzen.
Gefragt sind nun also mehr Ressourcen – Geld und
Zeit. Ist angesichts dessen weiterer Widerstand in den Kantonen nicht
vorprogrammiert?
Es wird tatsächlich nicht einfach werden. Die
Lehrerschaft in der Deutschschweiz will den neuen Lehrplan gut umsetzen, dazu
brauchen wir zusätzliche Ressourcen. Das betrifft vor allem die Weiterbildung,
aber auch die Lehrmittel und vor allem genügend Unterrichtslektionen für die
neuen Unterrichtsthemen wie Medien und Informatik, Berufsbildung, nachhaltige
Entwicklung oder Finanzkompetenz. Es ist nun Sache der kantonalen Sektionen und
der kantonalen Bildungsdepartemente, gute Stundentafeln auszuhandeln und gute
Umsetzungsbedingungen zu kreieren.
"Nun ist in allen 21 deutschsprachigen Kantonen – und auch im Fürstentum Liechtenstein – die Einführung von kantonalen Lehrplänen auf Basis des Lehrplans 21 eine beschlossene Sache." Stimmt nicht, Herr Zemp. Die Abstimmung im Kanton Graubünden ist noch hängig.
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