Der Kanton Baselland steigt aus dem Projekt
Passepartout der Kantone Basel-Stadt, Baselland, Bern, Solothurn, Freiburg und
Wallis aus. Der Landrat hat gestern in Liestal mit 47 zu 36 Stimmen die nicht
formulierte Initiative «Stopp dem Verheizen von Schüler/-innen: Ausstieg aus
dem gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenprojekt» angenommen. Der Entscheid
fiel überraschend und gegen den Antrag der Regierung.
Aus fürs Fremdsprachenkonzept, Basler Zeitung, 9.2. von Thomas Dähler
Beim
Projekt Passepartout handelt es sich um die Vereinbarung von sechs Kantonen,
den Fremdsprachenunterricht in der Reihenfolge Französisch vor Englisch mit der
umstrittenen Mehrsprachendidaktik zu unterrichten. Die Initiative verlangt
insbesondere, dass die Lehrmittel «Mille feuilles», «Clin d’œil» und «New
World» in den Baselbieter Schulen nicht mehr verwendet werden. Mit der
Zustimmung zur nicht formulierten Initiative ist eine sofortige Volksabstimmung
nicht mehr nötig: Der Landrat wird den Ausstieg aus Passepartout und das Aus
für die umstrittenen Lehrmittel in einem nächsten Schritt gesetzlich verankern.
«Einfach
ein Mist»
Am
pointiertesten äusserte sich in der in zwei Teilen geführten Debatte der
Freisinnige Balz Stückelberger zum Fremdsprachenprojekt: «Es ist schlicht und
einfach ein Mist.» Deshalb müsse man den Mut aufbringen, den Stecker zu ziehen.
In
der Debatte sahen dies jedoch einige anders. SP, Grüne und Teile der CVP
verteidigten das Fremdsprachenprojekt trotz seiner Mängel, vertrauten auf die
Korrekturen und wollten, wie die Regierung, die offiziellen Studien über den
Spracherwerb des ersten Jahrgangs abwarten, der seine gesamte Schulzeit mit dem
umstrittenen Konzept absolviert hat. Man nehme die Kritik ernst, meinte Roman
Brunner (SP), genauso gebe es aber auch positive Berichte, Stimmen und
Erfahrungen. Béatrix von Sury (CVP) erklärte, in Reinach seien die Erfahrungen
mit «Mille feuilles» positiv. Und Florence Brenzikofer (Grüne) meinte, ein
Ausstieg aus Passepartout sei mit Blick auf die anderen Kantone problematisch.
FDP
und SVP stellten sich hingegen klar hinter die Initiative. Pascale Uccella
sagte, das anvisierte Sprachbad funktioniere nicht, für das Konzept würden
«Millionen ohne Mehrwert verpulvert». Paul Hofer (FDP) empfahl «lieber ein Ende
mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende». Jürg Wiedemann (GU), Kopf des
Komitees Starke Schule Baselland, das die Initiative lanciert hatte, wies
darauf hin, dass ohne ein Ja zur Initiative jedes Jahr ein ganzer Jahrgang nach
dem System unterrichtet werde und «x-hundert Kinder» weiter belastet würden,
wenn nicht gehandelt werde. Das System könne nicht mit einer Überarbeitung der
Lehrmittel verbessert werden, weil damit die falsche Didaktik beibehalten
werde.
Gschwind
wehrt sich vergeblich
Regierungsrätin
Monica Gschwind stellte sich auf den Standpunkt, dass noch nicht gesagt werden
könne, ob das Projekt gescheitert sei. Die beteiligten Kantone hätten mehrere
Massnahmen ergriffen, mit denen auf die Defizite der Lehrmittel reagiert werde.
Der Verlag habe zugesagt, «Mille feuilles» zu überarbeiten. Gschwind erklärte,
sie stehe dem Projekt ebenfalls kritisch gegenüber. Vergeblich forderte sie
aber, mit einem negativen Entscheid zuzuwarten. Erst müssten die Resultate der
Evaluation abgewartet werden.
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