Bilder lachender und fähnchenschwenkender Kinder springen im jüngsten
Newsletter von Education Suisse, dem Verein der Schweizerschulen im Ausland,
ins Auge. Als Bundesrat Alain Berset zusammen mit dem mexikanischen
Bildungsminister am 25. August die Schweizerschule in Mexiko-Stadt besuchte,
zeigten Schülerschar und Lehrerschaft offensichtlich Freude über die Visite aus
der hohen Politik. Auch ein bilaterales Abkommen wurde unterzeichnet, das die
Rahmenbedingungen für die Schule neu definiert. In derselben Woche öffnete in
China erstmals eine Schweizerschule ihre Tore. Der Ausserrhoder Ständerat Ivo
Bischofberger reiste extra nach Peking, um als damaliger Präsident der kleinen
Kammer der Feier Gewicht zu verleihen. In den Reden in Mexiko und in China
wurde die völkerverbindende Funktion der Schweizerschulen hervorgehoben. Sie
sollen Brücken schlagen, Swissness in die Welt tragen.
Schulen sollen Swissness in die Welt tragen, NZZ, 6.1. von Jörg Krummenacher
Praxisorientierte Ausbildung
Das entspricht dem Selbstverständnis der Schulen und seit 2015 auch
ihrem gesetzlichen Auftrag. Das neue Schweizerschulengesetz stellt einen
Paradigmenwechsel dar: Nicht mehr wird in erster Linie die Ausbildung von
Schweizer Kindern im Ausland gefördert, die Schulen sollen sich als
Schaufenster für Bildung und Kultur der Schweiz präsentieren. «Swissness
stärken», lautet die Devise von Hans Ambühl, der im März 2017 als
Generalsekretär der Erziehungsdirektorenkonferenz pensioniert wurde und seit
letztem Jahr Präsident von Education Suisse ist.Besonders wichtig ist es
Ambühl, die didaktische Qualität des Schweizer Bildungswesens in den
Auslandschulen weiterzuentwickeln, das auf berufliche Ausbildung und nicht nur
akademische Bildung ausgerichtete System zu fördern sowie die
betriebswirtschaftliche Kompetenz der Schulen zu unterstützen und zu stärken.
Ambühl hat die Swissness in der Bildung zum Jahresthema 2018 erklärt. Zudem
schwebt ihm vor, in der Schweiz eine Winter- oder Sommerakademie für die
Lehrkräfte der Schweizerschulen einzuführen. Allein: Die Finanzquelle dafür
muss erst noch gefunden werden.
Die Schweizerschulen geniessen an ihren Standorten einen guten Ruf und
sind ein Faktor der Aussenpolitik. Daran ändern kleinere Verwerfungen wenig,
wie etwa jene vergangenen Sommer bei der Schweizerschule in Mailand. Sie hatte
in Eigenregie das Reglement geändert und sich als «nicht optimal» für Kinder
mit Lernschwierigkeiten bezeichnet. Berichte in italienischen Medien führten zu
heftiger Kritik, worauf das Bundesamt für Kultur durchsetzte, dass der Passus
gestrichen wurde: Es könne nicht Geist einer Schweizerschule sein, bei
Lernschwierigkeiten vom Besuch abzuraten.
«Integration ist ein ausgesprochen wichtiger Teil der Swissness», betont
auch Hans Ambühl – das gelte in pädagogischer wie gesellschaftlicher Hinsicht.
Stipendien würden weiter gefördert, so dass der Besuch einer Schweizerschule
nicht nur für die Oberschicht bezahlbar sei. Gegen Tendenzen, zu elitär zu
werden, wie es vereinzelt von Eltern berichtet wird, will er angehen. Zudem
zielen Bildung und Erziehung an den Schweizerschulen darauf ab, dass die Kinder
zu selbständigen Personen werden – was allerdings in manchen Ländern nicht
gleichermassen selbstverständlich ist wie in der Schweiz.
Schweizer Pass nicht zwingend
Weiterhin zwingend ist der Unterricht in einer Schweizer Landessprache.
Aufgehoben wurde 2015 hingegen, der Not gehorchend, die Mindestquote von
Schweizer Schülern. Von den weltweit rund 8000 Kindern – eine ansteigende Zahl
– in Schweizerschulen haben nur 1650, also gut 20 Prozent, einen Schweizer
Pass. Von den 824 Lehrerinnen und Lehrern sind 264, knapp ein Drittel, aus der
Schweiz.
Die erste Schweizerschule wurde 1839 in Neapel gegründet; sie wurde in
den 1980er Jahren geschlossen. Ebenfalls nicht halten konnten sich Schulen in
Italien und solche in Brasilien, Ägypten und Ghana. Die heutigen 18 Schulen
verteilen sich auf Europa (7), Lateinamerika (8) und Asien (3). Bei einem Umsatz
von 74 Millionen Franken unterstützt sie der Bund jährlich mit rund 18
Millionen. Bern subventioniert zudem 13 deutsche, französische oder
internationale Schulen mit Schweizer Lehrpersonal.
Für Hans Ambühl ist es Zeit für die Eröffnung weiterer Schulen und für
Kooperationen, vor allem mit deutschen Auslandschulen. Konkret in Diskussion
ist die Gründung einer Schule in Schanghai; Projekte gibt es für Vietnam,
Brasilien, Ägypten, Katar und Kuwait. Womöglich lässt sich die Zahl der 14
Patronatskantone erhöhen, die sich für eine Schweizerschule einsetzen. Ambühl
setzt auch auf das Engagement von Auslandschweizern und Schweizer Firmen vor
Ort. Dadurch soll – so seine Hoffnung – das Netzwerk Schweiz in der Welt noch
engmaschiger werden.
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