Dank dieses
Grossraumbüros mit isolierten Einzelboxen und einer Lehrerin, die dazwischen
herumspaziert, wurde die dazugehörige Schule eine der sechs Preisträgerinnen
des Schweizer Schulpreises 2017. Als «moderne Käfighaltung von Kindern»charakterisiert Carl Bossard mit Recht solche «Lernlandschaften», in denen
jeder Schüler irgendetwas macht, aber niemand sich darum kümmert, dass auch
jeder etwas lernt. Die Bildlegende dazu: «Unterricht. Selbstgesteuert? Alters-
und niveaudurchmischt? Ateliers statt Klassenzimmer? Das ist Unterricht an der
Sekundarschule Sandgruben.» Ob man dem «Unterricht» sagen kann, ist allerdings
fraglich.
«Schweizer Schulpreis» – Kein Ranking der Schulen? Jo chasch dänkä! 7.1. von Marianne Wüthrich
Von einer gemeinsamen Erarbeitung des Lernstoffes der Lehrerin mit
ihrer Klasse, von einer Klassengemeinschaft keine Spur. Einzelne Bröckli werden
in Computertests abgeprüft, aber was die einzelnen Schüler wirklich im
Gedächtnis und als Lernerlebnis für sich mitnehmen, kümmert niemanden.
Hauptsache, in den prämierten Schulen ist das angestrebte Changemanagement in
vollem Gange. Denn zu den Beurteilungskriterien des Schweizer Schulpreises
gehört unter anderem: «Wir suchen Schulen, die dafür sorgen, dass die
Schülerinnen und Schüler ihr Lernen selbst in die Hand nehmen» und die «neue
und ergebnisorientierte Formen der Zusammenarbeit des Kollegiums, der Führung
und des demokratischen Managements praktizieren und die Motivation und
Professionalität ihrer Lehrerinnen und Lehrer planvoll fördern».
(http://www.schweizerschulpreis.ch/).
Das tönt nicht nach Freiwilligkeit,
sondern nach «planvoller» Steuerung der Unterrichtsmethoden und Umpolung der
Lehrerpersönlichkeit von oben. Dazu eignet sich so ein Schulpreis, der übrigens
nicht in der Schweiz erfunden wurde, bestens: «Die Robert Bosch Stiftung und
die Heidehof Stiftung haben uns das Konzept des Deutschen Schulpreises
dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt. Die grundlegenden Texte wurden
teilweise vom Deutschen Schulpreis übernommen (…).» (http://www.schweizerschulpreis.ch/). Interessant sind auch die langen Listen
von zum Teil altbekannten Vorstands- und Jurymitgliedern, Experten und des
Patronatskomitees sowie das stattliche Budget von rund 700'000 Franken
jährlich, das «ausschliesslich über Privatpersonen, Unternehmen und Stiftungen»
(z.B. Credit Suisse, accenture) geäufnet wird. Wenn man die sechs Schulpreise
von je 20'000 und kleinere Trostpreise abzählt, bleibt für Bürokratie und
Honorare einiges übrig.
Auffällig ist auch, wie in der Homepage des
Schulpreises beteuert wird: «Der Schweizer Schulpreis nimmt weder Rankings noch
Ratings vor und lehnt diese aus grundsätzlichen Überlegungen ab. Die für die
Bewertung durch die Jury massgeblichen Qualitätsbereiche werden so gehandhabt,
dass Rankings und Ratings verhindert werden können.»
Keine Rankings
(Ranglisten)? Keine Ratings (Bewertung eines Unternehmens durch Externe)? Jo
chasch dänkä! Wenn schweizweit bekannt wird, was der Schweizer Schulpreis als
Musterschulen prämiert, nämlich beziehungsverhindernde Grossraumbüros mit
alters- und niveaudurchmischten Gruppen isolierter Kinder und mit Lehrern, die
nur noch coachen dürfen, dann ist dies in erster Linie ein Mittel, um die
Schulen und vor allem die Lehrerteams Lehrplan 21-kompatibel zu kneten.
Bestätigt wird dies durch die Evaluationsmethode. Es werden nämlich nicht
einzelne Projekte bewertet, sondern die Schulen als Ganzes: «Die Jury legt die
Finalistenschulen fest, die im Rahmen von Schulbesuchen einer vertieften
Begutachtung unterzogen werden. Die Schulbesuche dauern in der Regel eineinhalb
bis max. zwei Tage und dienen dazu, einen umfassenden Einblick in den
Schulbetrieb zu erhalten.» Wehe der Lehrerin oder dem Lehrer, die in einer so
«begutachteten» Schule lieber unterrichten als coachen würden – die kämen schön
unter Druck von Schulleitung und «progressiven» Kollegen… George Orwells 1984
lässt grüssen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen