Lehrkräfte
sollen längere Sprachaufenthalte absolvieren. Dadurch soll der
Fremdsprachenunterricht in den Schulen verbessert werden. Austauschprogramme
gestalten sich allerdings schwierig.
Angleichung der PH-Lehrpläne gefordert, Bild: Bruno Kissling
Fremdsprachen in der Schule: Der Kantonsrat fordert mehr Welschlandaufenthalte, Limmattaler Zeitung, 22.1. von Matthias Scharrer
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Französischmuffeln helfen könnten mehr und
längere Welschlandaufenthalte, sowohl für Lehrpersonen als auch für
Schülerinnen und Schüler. Darüber waren sich die Parteien und
Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP) am Montag im Kantonsrat einig.
Punkto Machbarkeit gingen die Meinungen aber auseinander.
Austauschprogramme erschwert
Anlass
für die Debatte war ein Bericht, den der Regierungsrat aufgrund zweier
Postulate verfasst hatte. Im Bericht betont die Regierung, dass es wegen der
unterschiedlichen Lehrgänge an den pädagogischen Hochschulen (pH) in den
verschiedenen Kantonen schwierig wäre, die geforderten längeren
Sprachaufenthalte zu ermöglichen. Voraussetzung wäre eine interkantonale
Harmonisierung der pH-Lehrpläne. Sie würde Jahre dauern. Zudem würden längere
Sprachaufenthalte das Studium verlängern und verteuern. Ausserdem gebe es viel
mehr angehende Zürcher Lehrkräfte als solche aus der Romandie, was
Austauschprogramme weiter erschweren würde.
Der
Kantonsrat gibt sich damit nicht zufrieden. «Wir fordern, dass sich der
Regierungsrat für eine bessere Koordination unter den pädagogischen Hochschulen
einsetzt», sagte Jacqueline Peter (SP, Zürich) als Präsidentin der
kantonsrätlichen Kommission für Bildung und Kultur. Es gehe nicht an, dass
Studierende für Austauschsemester in Frankreich oder Belgien Stipendien
erhielten, nicht aber für Welschlandaufenthalte.
"Zehn Wochen genügen nicht"
«Wofür
haben wir eigentlich die Erziehungsdirektorenkonferenz?», doppelte Rochus
Burtscher (SVP, Dietikon) nach – nicht ohne darauf hinzuweisen, dass die in der
Schweizer Bildungspolitik tonangebende EDK von der Zürcher Bildungsdirektorin
Silvia Steiner (CVP) präsidiert wird.
«Zehn
Wochen Sprachaufenthalt genügen nicht», sagte Markus Späth (SP, Feuerthalen) in
Anspielung auf die heute gängige Zürcher Praxis der Volksschullehrerausbildung.
«Kinder haben ein Recht auf Lehrer, die fliessend Französisch oder Englisch
sprechen.» Zudem wäre auch ein vermehrter Schüleraustausch über die
helvetischen Sprachgrenzen angebracht: «Mindestens einmal pro Schulzeit sollte
jeder Schüler wenigstens für ein paar Tage in einem anderen Sprachgebiet sein»,
so Späth weiter. Heute sei dies nur bei sieben Prozent der Schülerinnen und
Schüler der Fall.
«Wir können es nicht befehlen»
Christoph
Ziegler (GLP, Elgg), von Beruf Sekundarlehrer, erinnerte sich an seine schon
länger zurückliegende Ausbildung: «Ich musste noch einen Französisch-Aufenthalt
von mindestens 20 Wochen nachweisen. Heute werden von Lehrpersonen nur noch
wenige Wochen Sprachaufenthalt gefordert.»
Die
Kritik, wonach der Regierungsrat in der Lehrerausbildung punkto
Welschlandaufenthalte zu wenig Gas gebe, teilten auch Vertreter von FDP,
Grünen, CVP und AL.
Nun muss der Regierungsrat dem Parlament innert zwei Jahren einen Bericht über weiterführende Bemühungen für mehr und längere Welschlandaufenthalte vorlegen.
Bildungsdirektorin
Steiner erklärte, der Regierungsrat teile die Auffassung, dass dieses Ziel
erreicht werden sollte. «Wir können es aber nicht befehlen, wir brauchen dafür
Partner. Ich glaube nicht, dass andere pädagogische Hochschulen darauf gewartet
haben, Tipps aus Zürich zu erhalten», gab die CVP-Regierungsrätin und EDK-Präsidentin
zu bedenken.
Allerdings
habe die EDK mit der 2017 lancierten Agentur Movetia ein Projekt in der
Pipeline, das den Sprach- und Kulturaustausch innerhalb der Schweiz fördern
soll. Movetia wird vom Bund und der EDK getragen. Wie weit damit der Kantönligeist
zu überwinden ist, bleibt abzuwarten.
Mal ist es die Didaktik, mal die Lehrmittel, mal die Ausbildung der Lehrer: Die Politiker wollen nicht zur Kenntnis nehmen, dass das Sprachenkonzept untauglich ist. Der hier präsentierte Vorschlag ist nichts als ein Ablenkungs- und Verzögerungsmanöver, damit die wirklichen Probleme verschwiegen werden können.
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