Die Weiterentwicklung der Berufe soll nach dem
Willen des Gewerbeverbandes wieder vermehrt Sache der Organisationen der
Arbeitswelt (OdA) sein. Akademische Angebote dürften nicht bevorzugt werden und
die Wirtschaft müsse mehr Freiheiten und Kompetenzen erhalten.
Berufsbildung in Gefahr: Auch Gewerbepräsident Marcel Schweizer will jetzt mehr Mitsprache, Basellandschaftliche Zeitung, 16.1.
Der Schweizerische Gewerbeverband (sgv) hat am
Dienstag einen bildungspolitischen Bericht mit strategischen Forderungen zur
Weiterentwicklung der Berufsbildung vorgestellt. Die Berufsbildung sei ein
Erfolgsmodell: Zwei Drittel der Jugendlichen würden diesen Karriereweg wählen.
Wenn die Berufsbildung ein Erfolg bleiben soll, so
müssen nach den Worten von sgv-Direktor Hans-Ulrich Bigler in der strategischen
Weiterentwicklung die Organisationen der Arbeitswelt (OdA) mehr Gewicht
erhalten. Denn sie seien es, die entschieden, was ausgebildet werden müsse und
was prüfungsrelevante Punkte seien.
Würden solche Entscheidungen durch staatliche
Vorgaben gesteuert, beraube sich die Berufsbildung ihrer zentralen Stärke. Sie
entkopple sich vom Puls der schneller werdenden Entwicklungen in der wirtschaftlichen
Realität.
Keine Bevorzugung akademischer Angebote
Das Grundlagenpapier des sgv fordert die Kantone
auf, den gymnasialen Weg nicht zu bevorzugen und die in der Verfassung
vorgegebene Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung zu
respektieren.
Die Verakademisierung der Berufsbildung, steigende
Bürokratie und der zunehmende Einfluss der Verwaltung würden die Berufsbildung
schwächen. Der Bund dürfe nicht durch starr formulierte Handbücher oder
Leittexte des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI),
den zwangsweisen Beizug von sogenannten Bildungsexperten oder durch
unterschiedliche Umsetzungspraktiken in den einzelnen Kantonen die Freiräume
der OdA einengen, sagte Bigler weiter.
Gewerbeverband Basel-Stadt doppelt nach
Die Anliegen der OdA müssten ernster genommen
werden, forderte auch Marcel Schweizer, Präsident des kantonalen
Gewerbeverbandes Basel-Stadt. Das beginne in der obligatorischen Schule, wo der
sgv eine Stärkung der Berufswahl wie auch der MINT-Fächer fordere, also Themen
wie Mathematik und Informationstechnologien, Naturwissenschaft und Technik.
Ein wichtiger strategischer Hebel sei auch die
Verbesserung der Schnittstelle zwischen Schule und Arbeitswelt. Instrumente wie
die Anforderungsprofile, welche angehenden Lernenden die konkreten schulischen
Anforderungen in den einzelnen Berufen aufzeigten und auch direkt miteinander
vergleichen werden könnten, müssten unbedingt in allen Schultypen eingesetzt
werden.
Titel für höhere Berufsbildung
Mehr Unterstützung wünscht sich der sgv auch bei
der Positionierung der Höheren Berufsbildung. Um im Ausland aufzuzeigen, dass
die Höhere Berufsbildung zur akademischen Bildung mindestens gleichwertig sei,
brauche es Titel, die das hohe Niveau der Höheren Berufsbildung international
verständlich dokumentierten.
So sollen beispielsweise für Abschlüsse einer
Höheren Fachschule oder Berufsprüfung mit Niveau 6 die englische Ergänzung
Professional Bachelor oder für Meisterprüfungen mit Niveau 7 der Professional
Master eingeführt werden. Nur so könne das hohe Niveau und die starke Position
von Abschlüssen in der höheren Berufsbildung auch international entsprechend
dokumentiert werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen