Die Gegner des Lehrplans 21 haben am Dienstag ihren Abstimmungskampf
eröffnet, über den am 4. März im Kanton Bern entschieden wird. Sie ziehen in
einen Kampf, den sie gemäss eigenen Angaben ohne Geld bestreiten. Bezahlte
Plakate auf herkömmlichen Plakatwänden könne sich das Abstimmungskomitee nicht
leisten, sagte Rahel Gafner von diesem Komitee namens «Starke Volksschule Bern»
an einer Medienkonferenz in Bern. «Wir sind wirklich ein Bürgerkomitee», so
Gafner.
Lehrplan-21-Gegner ziehen ohne Geld in den Abstimmungskampf, Bund, 9.1.
«Wir erhalten von keiner Partei finanzielle Unterstützung», sagte auch
Thomas Klossner, ebenfalls Mitglied des Abstimmungskomitees. Es will deshalb
den Kampf um die Initiative im Internet, mit dem Verteilen von Flugblättern auf
der Strasse und mit einer Podiumsveranstaltung in Bern bestreiten. Auch setzt
es auf Freiwillige, welche wie bei Wahlen abseits herkömmlicher Plakatwände
Plakate aufstellen.
Grossen Rat und Volk einbeziehen
Die Initiative «Für demokratische Mitsprache - Lehrpläne vors Volk»
wurde im August 2016 mit gegen 19'000 gültigen Unterschriften eingereicht. Ihre
Urheber wollen, dass nicht mehr allein der Berner Regierungsrat respektive die
Erziehungsdirektion über die Einführung von Lehrplänen oder Lehrplanteilen
grösserer Bedeutung entscheidet. Vielmehr sollen diese Werke künftig dem
Grossen Rat vorgelegt werden, gegen dessen Entscheide das Volk das Referendum
ergreifen kann. Auf diese Weise wollen die Initianten des Vorstosses auch zum
Lehrplan 21 etwas zu sagen haben, der ab August dieses Jahres im Kanton Bern
eingeführt wird.
Denn wenn das Volk Anfang März Ja sagt zur Initiative, muss der Lehrplan
21 dem Berner Kantonsparlament zur nachträglichen Genehmigung vorgelegt werden.
Dafür sorgt eine Übergangsbestimmung im Initiativtext. Es wäre absehbar, dass
gegen die Genehmigung des Lehrplans 21 durch den Grossen Rat das Referendum
ergriffen würde.
Am Lehrplan 21 stört die Initianten vor allem, dass der Unterricht an
der Berner Volksschule künftig kompetenzorientiert erfolgen soll. Die
Erfahrungen mit solchem Unterricht im Ausland seien negativ, hiess es am
Dienstag an der Medienkonferenz. Der Lehrplan 21 führe zu Mehrkosten ohne
pädagogischen Mehrwert. Zudem nähmen die gemäss dem Lehrplan 21 vorgesehenen
zusätzlichen Lektionen den Kindern Freizeit weg.
Das Abstimmungskomitee kann auf ein Unterstützungskomitee zählen, dem
mehrere Grossrats- und Nationalratsmitglieder vorab aus SVP und EDU angehören.
Auch ein emeritierter Pädagogik-Professor der Uni Bern ist dabei und der
wiederholt in der Öffentlichkeit aufgetretene Bieler Lehrer Alain Pichard.
Gegner kommen noch
Im Spätsommer 2017 hat sich im Kanton Bern auch ein Komitee mit dem
Namen «Nein zur Initiative 'Lehrpläne vors Volk'» gebildet. Ihm gehören mehrere
Parteien, Wirtschaftsverbände und der Verband der Bildungsfachleute «Bildung Bern»
an. Anna-Katharina Zenger, Leiterin Gewerkschaft bei «Bildung Bern», sagte am
Dienstag auf Anfrage, auch dieses Komitee werde demnächst vor die Medien treten
und seine Argumente vorbringen.
Sie bestätigte im Weiteren die Aussage eines Mitglieds des Abstimmungskomitees
«Starke Volksschule Bern», wonach «Bildung Bern» für den Abstimmungskampf
50'000 Franken zur Verfügung stellt.
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