9. Januar 2018

Bildung Bern bekämpft Lehrplan-Mitbestimmungs-Initiative mit 50'000 Franken

Die Gegner des Lehrplans 21 haben am Dienstag ihren Abstimmungskampf eröffnet, über den am 4. März im Kanton Bern entschieden wird. Sie ziehen in einen Kampf, den sie gemäss eigenen Angaben ohne Geld bestreiten. Bezahlte Plakate auf herkömmlichen Plakatwänden könne sich das Abstimmungskomitee nicht leisten, sagte Rahel Gafner von diesem Komitee namens «Starke Volksschule Bern» an einer Medienkonferenz in Bern. «Wir sind wirklich ein Bürgerkomitee», so Gafner.
Lehrplan-21-Gegner ziehen ohne Geld in den Abstimmungskampf, Bund, 9.1.


«Wir erhalten von keiner Partei finanzielle Unterstützung», sagte auch Thomas Klossner, ebenfalls Mitglied des Abstimmungskomitees. Es will deshalb den Kampf um die Initiative im Internet, mit dem Verteilen von Flugblättern auf der Strasse und mit einer Podiumsveranstaltung in Bern bestreiten. Auch setzt es auf Freiwillige, welche wie bei Wahlen abseits herkömmlicher Plakatwände Plakate aufstellen.

Grossen Rat und Volk einbeziehen
Die Initiative «Für demokratische Mitsprache - Lehrpläne vors Volk» wurde im August 2016 mit gegen 19'000 gültigen Unterschriften eingereicht. Ihre Urheber wollen, dass nicht mehr allein der Berner Regierungsrat respektive die Erziehungsdirektion über die Einführung von Lehrplänen oder Lehrplanteilen grösserer Bedeutung entscheidet. Vielmehr sollen diese Werke künftig dem Grossen Rat vorgelegt werden, gegen dessen Entscheide das Volk das Referendum ergreifen kann. Auf diese Weise wollen die Initianten des Vorstosses auch zum Lehrplan 21 etwas zu sagen haben, der ab August dieses Jahres im Kanton Bern eingeführt wird.

Denn wenn das Volk Anfang März Ja sagt zur Initiative, muss der Lehrplan 21 dem Berner Kantonsparlament zur nachträglichen Genehmigung vorgelegt werden. Dafür sorgt eine Übergangsbestimmung im Initiativtext. Es wäre absehbar, dass gegen die Genehmigung des Lehrplans 21 durch den Grossen Rat das Referendum ergriffen würde.
Am Lehrplan 21 stört die Initianten vor allem, dass der Unterricht an der Berner Volksschule künftig kompetenzorientiert erfolgen soll. Die Erfahrungen mit solchem Unterricht im Ausland seien negativ, hiess es am Dienstag an der Medienkonferenz. Der Lehrplan 21 führe zu Mehrkosten ohne pädagogischen Mehrwert. Zudem nähmen die gemäss dem Lehrplan 21 vorgesehenen zusätzlichen Lektionen den Kindern Freizeit weg.
Das Abstimmungskomitee kann auf ein Unterstützungskomitee zählen, dem mehrere Grossrats- und Nationalratsmitglieder vorab aus SVP und EDU angehören. Auch ein emeritierter Pädagogik-Professor der Uni Bern ist dabei und der wiederholt in der Öffentlichkeit aufgetretene Bieler Lehrer Alain Pichard.

Gegner kommen noch
Im Spätsommer 2017 hat sich im Kanton Bern auch ein Komitee mit dem Namen «Nein zur Initiative 'Lehrpläne vors Volk'» gebildet. Ihm gehören mehrere Parteien, Wirtschaftsverbände und der Verband der Bildungsfachleute «Bildung Bern» an. Anna-Katharina Zenger, Leiterin Gewerkschaft bei «Bildung Bern», sagte am Dienstag auf Anfrage, auch dieses Komitee werde demnächst vor die Medien treten und seine Argumente vorbringen.

Sie bestätigte im Weiteren die Aussage eines Mitglieds des Abstimmungskomitees «Starke Volksschule Bern», wonach «Bildung Bern» für den Abstimmungskampf 50'000 Franken zur Verfügung stellt.


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