Unternehmerische
Freiheiten und grosse Verantwortung gehören zu den attraktivsten Seiten des
Lehrerberufs. Eine Klasse für drei Jahre zu übernehmen, mit Jugendlichen
zusammen ein Stück Welt zu entdecken und sie schulisch und menschlich zu
fördern, ist eine grossartige Aufgabe. Lehrkräfte sehen das Ziel klar vor
Augen. Auf dem Weg dorthin sind sie gemäss den Bestimmungen über die Methodenfreiheit
weitgehend frei. Doch diese Vorstellung scheint überholt zu sein, wenn man auf
den neuen Lehrplan schaut. Da wird akribisch genau der Weg skizziert, über
welche Einzelschritte die angestrebten Kompetenzen vermittelt werden sollen.
Gleichzeitig steht die Forderung nach Individualisierung der Lernprozesse im
Raum. Zusammen mit dem überladenen Bildungsprogramm des Lehrplans erfordert
dies eine komplexe und aufwendige Lernorganisation, welche jede Musse des
Lernens verdrängt. Lehrpersonen verlieren durch die durchgetaktete
Bildungssteuerung viel an persönlicher Freiheit. Ob diese Vorstellung moderner
Bildung wirklich einen Fortschritt bringt, darf bezweifelt werden.
NZZaS, 3.12. Leserbrief von Hanspeter Amstutz
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