Die
Medienmitteilung der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion, dasFranzösischlehrmittel «Mille feuilles» werde überarbeitet, ist nicht nur ein
Eingeständnis der Untauglichkeit der Passepartout-Fremdsprachenideologie: sie
ist eine Bankrotterklärung. Die Arroganz der Vertreter dieses von Beginn an zum
Scheitern verurteilten Projekts rächt sich nun. Den Preis dafür zahlt unser
Nachwuchs.
Dilettantismus und Geldverschwendung, Basler Zeitung, 8.12. von Alina Isler
Die
Passepartout-Lehrbücher wurden ohne Pilotprojekt flächendeckend eingeführt. So
fehlten von Anfang an die Erfahrungswerte. Es war jedoch von Beginn an
offensichtlich, dass bei Passepartout die Alltagssprache zu kurz kommt, und
dass sie mit «Sprechanlässen» aus dem Alltag der Kinder gefördert werden
müsste. Dieses Wissen wäre bei den Lehrpersonen abrufbar gewesen. Doch genau
deren bisherige Arbeit wurde von den Passepartout-Befürwortern verunglimpft,
während die eigene Ideologie als das Ei des Kolumbus verkauft wurde. In
Wirklichkeit verhält es sich umgekehrt. Dabei ist es eine pädagogische
Selbstverständlichkeit, dass «Sprechanlässe» sich auf den Alltag beziehen
müssen.
Die
Verantwortlichen dieses absurden Fremdsprachenkonzepts sind nicht gewillt, von
ihrer Ideologie abzurücken. Um notwendige Änderungen an den Schulbüchern zu
erreichen, mussten folglich die Erziehungsdirektoren der sechs
Passepartout-Kantone beim Schulverlag plus vorsprechen. Im ersten Halbjahr 2018
wird der Erscheinungstermin des zu überarbeitenden Französischlehrmittels «Clin
d’œil» kommuniziert, es wird dann aber noch lange nicht zur Verfügung stehen.
Dabei sind bei anderen Verlagen pfannenfertige Lehrbücher verfügbar, und zwar
um einiges preisgünstiger. Ohnehin hat der Schulverlag plus mit seinem
dermassen schlechten Lehrmittel jegliches Vertrauen verspielt.
Nachzulieferndes
Unterrichtsmaterial wie «On bavarde» oder Vergleichbares hätte gar nie erst
fehlen dürfen. Die Vorbereitung auf alltägliche Sprechsituationen ist eine
Selbstverständlichkeit eines jeden sinnvollen Konzepts der
Fremdsprachenvermittlung. Solche im Nachhinein zu ergreifenden Massnahmen sind
ein Beleg dafür, wie dilettantisch die Passepartout-Ideologie ist. Mehrere
Schülerjahrgänge wurden als Versuchskaninchen missbraucht und zahlen nun den
Preis dafür. Im Weiteren haben sich die meisten Fremdsprachenlehrpersonen
bereits ihre eigenen Unterrichtsmaterialien zusammengestellt oder sind
gegenwärtig daran, dies zu tun. Die bisher zur Verfügung stehenden
Passepartout-Lehrbücher bleiben weitgehend in den Schränken und kommen wegen
ihrer Untauglichkeit auch weiterhin kaum zur Anwendung.
Die
Einbindung des Instituts für Mehrsprachigkeit zur Evaluation des Kenntnisstands
im Fremdsprachenerwerb der Baselbieter Sekundarschülerinnen und -schüler ist
ein einmaliger Prozess. Noch nie zuvor in unserem Kanton musste wegen der
Einführung neuer Lehrbücher von Universitäten wissenschaftlich untersucht
werden, ob die Lernenden die Lernziele im Unterricht erreichen. Noch nie zuvor
mussten Regierungsräte bei einem Verlag intervenieren zur Durchsetzung
notwendiger Änderungen von Schulbüchern, weil die Passepartout-Autoren dazu
nicht bereit sind. Nie zuvor mussten nach der Einführung neuer
Unterrichtsmittel betreffend deren Tauglichkeit Hearings in der Lehrerschaft
abgehalten und grossflächige Evaluationen vorgenommen werden. Nie zuvor gab es
von der Bevölkerung, Parteien und Gewerkschaften dermassen Widerstand gegen neu
eingeführte Lehrwerke. In dieser Hinsicht stellen die Passepartout-Schulbücher
ein absolut negatives Novum dar. All dies zeigt zum wiederholten Male, dass die
PassepartoutIdeologie von Anfang an gescheitert ist. Sie dient ausschliesslich
den finanziellen Interessen der Bildungswissenschaften und des Schulverlags,
nicht aber dem Fremdsprachenerwerb unseres Nachwuchses. Und dennoch ist die
Politik nach wie vor nicht bereit, endlich einen Schlussstrich zu ziehen. Es
wird weiterhin auf Zeit gespielt und eine Pflästerlipolitik betrieben, um zu
retten, was nicht zu retten ist. Die Verschwendung öffentlicher Gelder und das
Verheizen unserer Kinder sollte schleunigst gestoppt werden.
Alina
Isler ist Vorstandsmitglied der Starken Schule beider Basel.
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