Dem gescheiterten Integrationskonzept könnte mit einer grenzenlosen Digitalisierung der Schule ein weiterer teurer Flop folgen.
Überprüft die ganze Bildungspolitik, Newsletter "Lehrplan vors Volk" 26.11. von Hanspeter Amstutz. Online unter: http://lehrplan-vors-volk.ch/data/documents/Newsletter-171126.pdf
Die Eingliederung von Schülern mit erheblichen Leistungsschwächen oder körperlichen Behinderungen in die Regelklassen ist von der Lehrerschaft grundsätzlich begrüsst worden. Damit wollte man einen Beitrag gegen jede Form der Ausgrenzung benachteiligter Kinder leisten. Anders verhielt es sich mit den Integrationsforderungen bei extrem verhaltensauffälligen Schülern oder bei Kindern mit einer hochgradigen geistigen Behinderung. Da war von Anfang klar, dass die versprochenen Unterstützungsmassnahmen für die Klassenlehrpersonen bei weitem nicht reichen und enorme Kosten auslösen würden.
Engagierte Lehrerinnen und Lehrer wiesen immer wieder darauf hin, dass das unausgegorene Integrationskonzept enorm viel Zeit beanspruche und auf Kosten der unproblematischen Schüler gehe. Doch den Kritikern wurde kein Gehör geschenkt, denn das Dogma der totalen Integration galt als unantastbar.
Doch jetzt hat ein aufrüttelnder Bericht im Tages-Anzeiger über die alarmierenden Resultate einer Studie der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik das Dogma der lückenlosen Integration schwer erschüttert. Die Wellen zum Thema gehen derzeit hoch. Auch in unserem Newsletter sind Reaktionen in Form von Leserbriefen zu finden.
Das gescheiterte Integrationskonzept ist wohl das traurigste Beispiel einer Reform, welche losgelöst von der Schulrealität vorangetrieben wurde. Die Liste bildungspolitischer Fehlentscheide ist lang und droht noch länger zu werden. Falls der neue Lehrplan mit seinem enorm hohen Anspruch auf individualisierte Lernprozesse ungefiltert in der Praxis umgesetzt werden muss, steht eine weitere Überforderung der Lehrkräfte bevor. Als zweifelhafter Ausweg bietet sich ein kostspieliger Ausbau des digitalen Lernens mit unzähligen Lernprogrammen an. Lehrer würden dabei in den meisten Stunden zu Lernbegleitern. Doch wollen wir diesen höchst fragwürdigen Paradigmenwechsel, wie ihn der neue Lehrplan einleitet, tatsächlich den Kindern und den Lehrkräften zumuten?
In unserem Newsletter finden sich namhafte Beiträge über die mögliche Rolle der Lehrpersonen und die zunehmende Belastung der Kinder. Die Texte regen auf jeden Fall zum Nachdenken an.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen