Primarschülerinnen und -schüler
profitieren von einem auf Kinder zugeschnittenen Physikunterricht. Achtjährige
verstehen nach diesem Unterricht physikalische Inhalte besser als Zwölfjährige
ohne diese Schulung.
Das zeigen erste Ergebnisse einer
Studie zum Unterricht in den Fächern Fächern Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften und Technik (MINT), die die ETH Zürich (ETHZ) in der
Deutschschweiz durchgeführt hat. Darüber berichtete das Magazin der
Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF).
MINT-Studie: Kindgerechter Unterricht weckt Verständnis für Physik, barfi.ch, 26.10.
Wie man das Verständnis für Naturwissenschaften weckt, NZZ, 25.10.
Wie man das Verständnis für Naturwissenschaften weckt, NZZ, 25.10.
Lernen mit Klassenkisten
In der ersten Phase der Schweizer
MINT-Studie wurden an der Universität Münster D entwickelte Klassenkisten
eingesetzt. Diese befassten sich mit den Themen "Luft und Luftdruck",
"Schall", "Schwimmen und Sinken" sowie "Brücken - und
was sie stabil macht". Die Lehrerinnen und Lehrer erhielten eine
Fortbildung zu den Themen.
Die Lernfortschritte der Kinder
wurden mit Fragebögen gemessen, jeweils vor und nach der Behandlung der Themen.
Das bei ihnen gemessene Verständnis verglichen die Forschenden mit dem Verständnis
für diese Fragen bei gleichaltrigen oder älteren Kindern, die den optimierten
Unterricht nicht bekommen hatten.
Erste Ergebnisse der Studie des
Instituts für Verhaltenswissenschaften der ETHZ zeigten, dass Drittklässler
nach dem auf sie ausgerichteten Unterricht die physikalischen Inhalte besser
verstanden als Sechstklässler ohne diesen Unterricht. Mädchen und Knaben
zeigten dabei gleich gute Ergebnisse.
Zudem eigneten sich die Kinder
mit den optimierten Lernmethoden ein allgemeines Experimentierwissen an, das
sich auf andere Situationen übertragen lässt, wie es im Bericht heisst. An der
Studie nahmen bisher über 6000 Kinder und mehr als 360 Lehrerinnen und Lehrer
teil.
"Falsche Vorstellungen"
Schüler stünden in den
naturwissenschaftlichen Fächern der Sekundarschule oft vor unüberwindbaren
Verständnisschwierigkeiten, liess sich Forschungsleiterin Elsbeth Stern,
Professorin für empirische Lehr- und Lernforschung an der ETHZ, im SKBF-Magazin
zitieren.
Diese Kinder hätten falsche
Vorstellungen über die Welt aufgebaut, sagte Stern. "Sie denken zum
Beispiel, dass ein Schiff nicht untergeht, weil es von der Luft nach oben
gezogen wird."
Vermittle man jedoch
Primarschülern ein angemessenes und kindgerechtes Verständnis von Antriebskraft
oder Luftdruck, verfügten die Kinder über "anschlussfähiges Wissen",
das sie im späteren Unterricht nutzen könnten. "Man kann Schülerinnen und
Schülern schon früh naturwissenschaftliche Grundlagen vermitteln."
Über ganze Schulzeit aufbauen
Stern hält es für sinnvoll,
Primarlehrkräfte im Unterrichten von Physik weiterzubilden. "Lerninhalte
und Methoden sollten über die gesamte Schulzeit hinweg aufeinander
aufbauen", empfiehlt die Bildungsforscherin. Lehrkräfte auf höheren Stufen
sollten das Vorwissen der Schüler erkennen, nutzen und daran anknüpfen.
In den nächsten Phasen der Studie
wird Unterrichtsmaterial des MINT-Lernzentrums der ETHZ eingesetzt. Ziel ist,
zu untersuchen, ob Schülerinnen und Schüler, die mit den Themenkisten gelernt
haben, in Oberstufenklassen von neuen Unterrichtsmaterialien stärker
profitieren können als Kinder, die herkömmlichen Unterricht hatten.
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