1. Oktober 2017

Aargauer Regierung sieht Chancen der Digitalisierung

Die Regierung äussert sich erstmals zu Chancen und Risiken der Digitalisierung in den Berufs- und Mittelschulen. Die Lehrpersonen könnten durch die digitalen Medien nicht ersetzt werden, doch der Unterrichtsalltag werde sich gründlich verändern.
Digitalisierung in der Schule: So beurteilt die Aargauer Regierung Chancen und Risiken, Aargauer Zeitung, 26.9. von Jörg Meier


In der Schule geschieht der Wissens- erwerb heute noch weitgehend analog, mit Büchern, physischen Unterrichtsmaterialien und weiterhin mit der klassischen Wandtafel. Doch immer stärker hält auch die Digitalisierung Einzug in den heutigen Unterricht. In einer Interpellation erkundigen sich die beiden FDP-Grossrätinnen Sabina Freiermuth und Maja Riniker deshalb, welches die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Ausbildung an den Berufs- und Mittelschulen sein werden.

Nicht nur Mittel zum Zweck
In der ausführlichen Antwort stellt der Regierungsrat zuerst einmal fest, dass noch keine Klarheit darüber besteht, welches genau die Kompetenzen sind, die in der Schule vermittelt werden sollen, damit gebildete Menschen sich in der digitalisierten Gesellschaft mündig bewegen können.

Allerdings gibt es klare pädagogische Ziele: Die digitalen Geräte dürfen in der Schule nicht bloss moderne Mittel für dieselben, individuellen Lernvorgänge sein, die bisher mit analogen Mitteln bewältigt wurden. Sondern die neuen Möglichkeiten des Lernens, welche die Digitalisierung eröffnet, sollen angemessen genutzt werden. Zudem sollen die digitalen Medien den Unterricht nicht dominieren. Vielmehr sollen sie intelligent eingesetzt werden in einem vielfältigen Unterricht, in welchem der Kontakt zur Lehrperson weiterhin eine Konstante im Lernprozess ist. Denn es sei erwiesen, dass die Lehrperson beim Lernprozess von zentraler Bedeutung sei, schreibt der Regierungsrat.

Damit ist für die Regierung klar: Die Lehrperson ist durch digitale Medien nicht zu ersetzen. Allerdings werde sich der Berufsalltag der Lehrpersonen gründlich verändern. Um die neuen Möglichkeiten der digitalen Medien im Unterricht erfolgreich anwenden zu können, brauchen die Lehrpersonen in der Sekundarstufe II, also der Mittelschule, eine entsprechende Aus- und Weiterbildung, erklärt die Regierung in der Antwort auf die Interpellation.

Keine Computerräume mehr
In der Berufsbildung wird die Digitalisierung durch verschiedene Interessengruppen und Bildungsträger auf nationaler Ebene definiert. Hier spielt der Kanton in der Definition der Strategie eine untergeordnete Rolle. Klar sind hingegen die Erwartungen der Regierung an die Volksschule, was die Digitalisierung betrifft: Die Neueintretenden in die Mittelschulen sollten bereits über ein solides informatisches Grundwissen verfügen. Der neue Aargauer Lehrplan soll sicherstellen, dass diese Kompetenzen genau definiert und auch altersgerecht vermittelt werden.

Der Regierungsrat erwartet, dass es mittelfristig an den Schulen keine Computerräume mehr braucht, Schülerinnen und Schüler verfügen über persönliche Laptops, die überall im Unterricht eingesetzt werden können und sollen. Andere Auswirkungen auf den Schulraum seien aber sonst keine zu erwarten. Angestrebt wird eine Mischung von herkömmlichen und digital basierten Lehr und Lernformen.

Das Lernen findet auch künftig weiterhin in der Schule statt, in Klassen, einzeln oder in Arbeitsgruppen. Das Lernen wird – mit Ausnahme der Hausaufgaben – nicht an andere Orte verlagert. Die Präsenz der Lehrpersonen soll auch nicht reduziert werden.

Mehr Chancen als Risiken
In einer sorgfältig eingeführten Digitalisierung sieht der Regierungsrat mehr Chancen als Risiken. Er stellt zudem fest, dass an der Fähigkeit, mit digitalen Medien umzugehen, kein Weg vorbeiführt, weder in den Berufslehren, noch in der Allgemeinbildung.

Mit der Digitalisierung werde sich die Berufslandschaft verändern, neue Berufe würden entstehen, bestehende verschwinden. «Die Berufsfachschulen werden daher neue Bildungsgänge für neue Berufe aufbauen und alte einstellen müssen», folgert der Regierungsrat.

Aber auch die Tätigkeiten innerhalb eines Berufes werden sich verändern. Entsprechend werden sich auch die Bildungsinhalte anpassen müssen. Das stellt neue Anforderungen an die Lernenden, aber auch an die Lehrpersonen, wer sich nicht stetig weiterbilde, schränke seine Arbeitsmarktfähigkeit ein, warnt der Regierungsrat.
Aufgrund der technologischen Entwicklung werde Wissen immer einfacher zugänglich; der Wissensvorsprung aufgrund von Erfahrung verliere daher an Bedeutung. Deshalb ist es laut Regierung wichtig, dass Lernende Kriterien entwickeln, wie die Datenfülle zielführend sortiert, priorisiert und auf ihre Qualität geprüft werden kann.


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