Das stinkt den Zürcher
Kindergärtnerinnen. Die Einschulung Vierjähriger bringt neue Herausforderungen
– und Forderungen.
Windeln wechseln - nein Danke, SRF, 18.8. von Christoph Brunner
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In diesen Wochen erleben Tausende von Kindern in der Schweiz
ihren allerersten Tag im Kindergarten, tendenziell früher als noch vor ein paar
Jahren.
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Denn mit dem Projekt HARMOS wird der Zeitpunkt der Einschulung
in 16 Kantonen vereinheitlicht, womit die Kinder früher schulpflichtig werden.
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Die Kindergartenlehrpersonen stellt dies vor grosse
Herausforderungen, beispielsweise wenn die Kinder noch Windeln tragen.
Der
Kindergarten-Stichtag im Kanton Zürich war dieses Jahr schon der 30. Juni. Alle
Kinder, die dann vier Jahre alt waren, müssen nun in den Kindergarten. In den
nächsten zwei Jahren wird der Stichtag noch weiter zu den Sommerferien hin
verschoben.
Dies sorge für eine
enorme Bandbreite beim Alter und der Reife der Kinder, sagt Beatrice Schwarz,
langjährige Kindergärtnerin und Geschäftsleitungsmitglied des Zürcher
Lehrerinnen-Verbandes: «Die jüngsten Kinder sind dann vier Jahre und zwei
Wochen alt. Wir werden also vom Wickelkind bis zum kleinen «Einstein» alle
Kinder hier haben.»
Klasse alleine lassen – das geht nicht
Vor allem die
Wickelkinder machen den Lehrerinnen und Lehrern Sorgen. Sie sei alleine für 20
Kinder verantwortlich und könne sich deshalb nicht um jede volle Windel
kümmern. Es sei unmöglich, die Klasse zu verlassen, um ein einzelnes Kind
betreuen zu können. Sie betont:
«Kindergartenlehrpersonen wickeln keine Kinder,
sondern sie unterrichten.»
Der Leiterin des Zürcher
Volksschulamts, Marion Voelger, ist das Problem bekannt. Ohnehin seien die
ersten paar Monate im Kindergarten für die Lehrpersonen eine grosse
Herausforderung. «Das ist eine Beobachtungsphase, wo man wirklich schauen muss,
ob der Entwicklungsstand auf dem gewünschten Niveau ist. Viele Gemeinden setzen
hier auch Klassenassistenzen zur Unterstützung ein, was natürlich sehr
hilfreich ist.»
Klassenassistenzen – das kostet
Klassenassistenzen sind
beispielsweise Senioren, die die Lehrpersonen im Kindergartenalltag entlasten.
Das wäre gemäss Kindergärtnerin Schwarz die richtige Massnahme – nicht nur
gegen das Windelproblem. Gerade ein Kind, das noch kein Deutsch verstehe oder
noch nicht ganz so selbständig ist, könne so unterstützt werden: «Ich denke,
das wäre eine Riesenhilfe und die beste Lösung für ein solches Kind.»
Allerdings verzichten
viele Gemeinden aus Budgetgründen auf Klassenassistenzen. Deshalb lobbyiert der
Zürcher Lehrerverband zurzeit bei Bildungspolitikerinnen und -politikern. Für
flächendeckende Klassenassistenzen im ganzen Kanton – und für einen möglichst
stressfreien Start in den Kindergarten.
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