Es ist höchste Zeit für die digitale Revolution in
den Schulen. Sie macht das Lernen leichter, sinnvoller und vor allem lustiger.
Doch die Widerstände sind gross.
Hightech macht Schule, Beobachter, 17.8. von Susanne Loacker
Der Roboter hat noch Mühe mit dem Schönschreiben.
Das Gekritzel auf seinem Tablet wird ihm keine gute Note einbringen. Aber der
kleine Kerl hat Glück: Die Schulkinder helfen ihm. Nach und nach bringen sie
dem CoWriter bei, schön zu schreiben. Learning by teaching – Lernen durch
Lehren – heisst das Konzept dahinter. Die Kinder lernen, indem sie Lehrer
spielen.
Nao wiegt nur dreieinhalb Kilo und ist gerade mal
60 Zentimeter gross. Trotzdem geht er in die Schule – ferngesteuert von einem
kranken Kind im Spitalbett. Es lenkt den Roboter über ein Tablet durch das
Schulzimmer. Dort macht der kleine weisse Kerl mit den blauen Augen
stellvertretend alles, was das kranke Kind will. So bleibt es mit den
Klassenkameraden in Kontakt. Nao, ein Projekt des Universitäts-Kinderspitals
beider Basel, machte vor drei Jahren seinen ersten Schulbesuch. Im Moment
bleibt er allerdings gerade zu Hause.
Die Angst vor den
digitalen Geräten
Computer hier, Roboter da – so sieht die Schule der
Zukunft wohl nicht aus. Doch die Digitalisierung macht auch vor dem
Klassenzimmer nicht halt – und das ist gut so. Dröges Auswendiglernen wird mit
ihr weitgehend überflüssig. Die Schule muss sich deshalb neu ausrichten.
Doch die Widerstände sind gross. Eltern beklagen,
dass die Kinder zu viel Zeit am Smartphone oder am Computer verbringen.
Lehrerinnen und Lehrer machen höchstens halbherzige Versuche, digitale
Lehrmittel in den Unterricht einzubauen. Datenbanken nutzen sie primär für die
Ablage von Daten statt als Wissensquelle.
Unser Schulsystem stammt im Wesentlichen aus dem
19. Jahrhundert – und in den Köpfen von Lehrern und Eltern hat das 21.
Jahrhundert noch immer nicht begonnen.
Teilweise sind die Vorbehalte gegen die
Digitalisierung der Schule nachvollziehbar. Bilder von amerikanischen Schulen,
die aussehen wie Callcenter, schrecken ab: 100 Schülerinnen und Schüler Seite
an Seite, ein Lehrer für alle, eine Sprechstunde alle zwei Wochen. In diesem
System keinen Platz hat das Entscheidende, das die Schule neben Wissen lehrt:
Werte, soziales Verhalten, Teamwork, Anpassung sowie Rücksicht auf Schwächere –
alles Qualitäten, auf die auch Arbeitgeber grossen Wert legen.
Bloss: Welche Arbeitgeber? Und was für eine Arbeit?
Rund ein Drittel der Kinder, die jetzt eingeschult werden, wird einst einen
Beruf ausüben, den es heute noch gar nicht gibt, schätzen Fachleute. Die Folge:
Die Schule muss den Kindern Fähigkeiten beibringen, die sie noch gar nicht
kennen kann.
Christoph Schmitt ist Bildungsforscher. Er befasst
sich mit der Frage, wie die Schule im Zeitalter der Digitalisierung aussehen
soll. «Es braucht radikale Veränderungen», sagt er. Die Schule vermittle den
Schülern primär etwas, was sie im Leben gar nicht brauchen können. Sie lernen,
wie die Schule funktioniert, was sie von einem verlangt, wie man am besten
kompatibel ist mit dem schulischen Apparat, den Hierarchien, Rollen und
Funktionen.
Bereits an den Pädagogischen Hochschulen werde ein
grosser Fehler gemacht, sagt Schmitt weiter. «Dort lernen Lehrer, wie man
Menschen zu Schülern macht.» Ein Lehrer gelte als gut, wenn ihm genau das
gelinge. «Die Schule gibt vor, zu bilden, erzieht aber. Und: Lernen beginnt
dort, wo Lehren aufhört. Dann haben die Kinder sogar Spass daran.»
Gibt es denn keine Schule, die wenigstens nicht
ganz alles falsch macht? Bildungsforscher Schmitt rät: «Schauen Sie sich einmal
die Grundacherschule in Sarnen an. Die hat Vorbildcharakter.»
Ein altes Privathaus, knarrende Holzdielen, im
verwunschenen Garten alte Bäume. Vor dem Haus steht ein Baugespann – eine
Erweiterung ist geplant, das Konzept findet offensichtlich Anklang. Hier kommen
die Kinder nicht zur Schule und haben dann Mathe, Deutsch und Turnen. «Ab 7.45
Uhr Eintrudeln», steht auf dem Stundenplan, und von 8.15 bis 11.30 Uhr füllt
ein Symbol, das aussieht wie ein @, die Stunden. Über Mittag werden die Kinder
in der Schule verpflegt. Und nach dem Affenschwanz am Nachmittag werden sie,
wenn die Eltern das möchten, noch bis 18 Uhr betreut.
Im Moment besuchen gut 40 Kinder zwischen 4 und 13
Jahren die Grundacherschule – an einem bis zu acht vereinbarten Halbtagen. Auf
der Homepage der kleinen Privatschule
ist ihr Konzept zu finden. Punkt eins: «Die Kinder
sollen gern zur Schule gehen.» Es sei wichtig, dass sie so arbeiten können, wie
es ihnen passt, erklärt Schulleiter Victor Steiner. Es gebe Kinder, die den
ganzen Tag herumsitzen, und solche, die den ganzen Tag lernen. «Man muss sie steuern,
individuell betreuen, manchmal einschränken.»
Im ganzen Haus sitzen Kinder an Computern, einzeln
oder in Gruppen. Manche sind auch in ein Blatt vertieft. Einige Räume sind
winzig, andere gross, überall stehen Regale mit Büchern, Schachteln mit
Material, das die Lehrerinnen und Lehrer zum Veranschaulichen und Erklären
brauchen. Es ist bunt und lebendig. Eine Gruppe siebenjähriger Mädchen klebt
gerade Abziehbildli in ihre Lernkontrollen-Heftli. Wer von euch kann denn schon
lesen und schreiben? Alle Hände gehen hoch. «Echt jetzt?» Die Mädchen lachen.
«Ja klar, ehrlich!»
Es ist kein Zufall, dass die Grundacherschule an
das pädagogische Konzept erinnert, das Maria Montessori vor gut 100 Jahren
entwickelte. Jedes Kind lernt hier nach seinen Vorlieben und bestimmt sein
Lerntempo selber. Von Gleichschaltung keine Spur. Der Lernprozess soll sich an
der Neugier der Kinder am Leben orientieren, wie das Montessori wollte.
Doch wie geht seine Schule damit um, dass die
Wirtschaft Schulabgänger mit guten Noten will, die aber auch kreativ,
eigenständig, lösungsorientiert und einfühlsam sind? «Es ist durchaus möglich,
kluge und zugleich menschliche Schülerinnen und Schüler zu haben», sagt
Steiner.
Ausserdem sei die Grundacherschule kein Ponyhof:
«Wir verbringen zwar die Pausen mit den Schülern, statt isoliert im
Lehrerzimmer zu sitzen. Trotzdem: Wir sind eine Schule, richten uns nach dem
Lehrplan aus, müssen für Übertritte sorgen», so Steiner weiter. «Die Schüler
lernen zwar altersdurchmischt und selbstorganisiert und haben meistens Spass
daran. Aber sie kommen zum Arbeiten hierher. Das wissen sie auch. Bloss
empfinden wir es nicht als Widerspruch, wenn Lernen Freude macht.»
Dafür kommen an der Grundacherschule alle
verfügbaren Mittel zum Einsatz: Bücher, Stifte, farbige Kleberli, Laptops und
Computer. «Uns ist die gute Beziehung zu den Schülern sehr wichtig. Aber wir
legen auch grossen Wert darauf, neue, digitale Lernformen zu integrieren», sagt
Steiner.
Natürlich ist die Grundacherschule eine Insel, eine
kleine Utopie. In diese Privatschule kommen Kinder, deren Eltern es sich
leisten können. Selbstverständlich gibt es hier weniger Problemkinder und auch
weniger Kinder, die zu Hause kein Deutsch sprechen, als an grossen öffentlichen
Schulen.
Was aber passiert, wenn ein Schüler, der hier ohne
Notendruck und Prüfungsstress gearbeitet hat, an eine öffentliche Schule
wechselt? «Wir holen von solchen Kindern regelmässig Feedback ein. Deshalb
wissen wir, dass es praktisch nie Probleme gibt», sagt Steiner. Schwieriger sei
der umgekehrte Weg: «Kinder, die von einer normalen Schule zu uns wechseln,
sind oft total überfordert mit den Freiräumen, die sie bei uns haben. Es dauert
ein halbes Jahr, bis sie ihren Tritt finden, manchmal sogar ein ganzes. Aber
wir lassen ihnen diese Zeit.»
Individualisierung
statt Bulimielernen
Der bekannteste Kinderarzt der Schweiz hätte wohl
seine helle Freude an so einem Satz aus dem Mund eines Lehrers. Remo Largo
kritisiert schon lange die Gleichbehandlung und den Leistungszwang des
Schulsystems. «Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.» Er glaubt,
dass Kinder besser lernen, wenn sie es aus eigenem Antrieb tun.
Largo, Autor von wegweisenden Büchern wie
«Babyjahre», hat mit «Das passende Leben» kürzlich sein letztes grosses Werk
veröffentlicht. Darin betont er einmal mehr, dass die Individualisierung den
Sinn des Lebens ausmache. Das Schulsystem erzeuge aber nichts als brave,
angepasste Kinder. «Eine kindgerechte Schule setzt sich zum Ziel, die
individuellen Fähigkeiten jedes Kindes zur Entfaltung zu bringen», sagt er im
Gespräch.
Doch der kämpferische Largo ist müde geworden. «Ich
bin diese Diskussion leid. Es läuft so vieles in die falsche Richtung», sagt er
– und im nächsten Moment: «Es braucht eine Grundsatzdiskussion.»
Eine ideale Schule müsse die Beziehung zwischen
Schülern und Lehrern pflegen sowie die Beziehungen unter den Kindern. Wie es
die Grundacherschule vormacht. Denn: «Jedes Kind ist in der Lage,
selbstbestimmt zu lernen, jedes in seinem Tempo.» Nicht jedes Vierjährige müsse
lesen und schreiben können. Wenn es dann wirklich wolle, weil es ein echtes,
eigenes Interesse habe, sei das Lernen viel leichter, schneller und eben auch
lustiger.
Ähnliches dachte wohl der griechische Dichter
Aristophanes, der vor bald 2500 Jahren schrieb: «Ein Kind ist kein Gefäss, das
gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will.» Doch daran sei
fatalerweise niemand interessiert, sagt Largo dazu. «Ich wünsche mir endlich
eine Pädagogik, die sich an den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten der
Kinder orientiert.»
Auch der deutsche Philosoph Richard David Precht
beklagt, dass die Schulen auf Disziplin ausgerichtet seien und primär das
Auswendiglernen belohnten. In seinem Buch «Anna, die Schule und der liebe Gott»
kritisiert er die fehlende Individualisierung, die fehlende Freude am Lernen:
«Wir nehmen unseren Kindern die Kindheit, setzen auf Quantität statt auf
Qualität, tun so, als gäbe es eine Trennlinie zwischen den Fächern. Wüssten wir
Erwachsenen alles, was wir gemäss Lehrplänen wissen sollten, wäre jeder von uns
ein Humboldt oder ein Leibniz.»
Offenbar läuft etwas schief. Schüler lernen
Unmengen, behalten aber das wenigste. «Bulimielernen» nennt das
Bildungsforscher Christoph Schmitt – Unmengen aufnehmen, an der Prüfung geballt
von sich geben.
«Natürlich braucht es ein Grundwissen. Aber man
sollte sich überlegen, was die Kinder wirklich lernen müssen. Und wie man ihnen
klüger beibringen würde, wo sie Wissen finden können, wenn sie es brauchen»,
sagt Schmitt. Fast jeder trägt heute mit dem Smartphone ein digitales
Nachschlagewerk mit sich herum. Es genügt also, zu wissen, wo man gute,
zuverlässige Informationen findet.
Schweizer Pässe
kann man googeln
Schieres Wissen werde unwichtiger, bestätigt Beat
Zemp. Er ist Präsident des Schweizer Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer
und selber Gymnasiallehrer. «Wir wissen zwar alle nicht genau, was die Zukunft
bringt. Aber wir wissen, dass schon heute kein Mensch besser ist als das
Internet, wenn es um Wissen alleine geht.» Es ergebe deshalb keinen Sinn, wie
früher Schweizer Pässe auswendig zu lernen.
Was man aber brauche, so Zemp: Orientierungsrahmen
für kognitives Wissen, Mindmaps, Zusammenhänge. «Man muss Wissen einordnen
können. Deshalb muss die Schule Raster schaffen. Räumliche, zeitliche und
soziale.» Nicht die exakte Jahreszahl einer Revolution sei wichtig, sondern das
Wissen um Gründe und Folgen des Ereignisses. «Die Schule kann Fenster zu neuen
Fächern und Themen für die Lernenden öffnen, die zu Hause und in der Freizeit
nicht vorkommen.»
Daraus ergäben sich ständig neue Ansprüche an die
Schule. «Eine Lehrperson muss heute viel differenzierter denken und handeln
können als früher.» Die grösste Herausforderung sei jetzt, die digitale
Technologie als hilfreiches Mittel für den Lernprozess zu nutzen. Eine
Lehrperson müsse den Mut haben, Neues auszuprobieren, sich auf neue Lehr- und
Lernformen einzulassen.
Die Sorge, sich damit selber überflüssig zu machen,
sei unnötig. «Der Mensch ist und bleibt der Maschine überall dort überlegen, wo
er Mensch ist. Der Mensch ist empathisch, er kann teilen. Das sind genau die
Fähigkeiten, die gute Lehrpersonen auch in Zukunft benötigen.»
Was der Lehrer
können muss
Wie wichtig Lehrer sind, weiss man spätestens seit
John Hatties Metastudie, inzwischen bald zehn Jahre alt. Der neuseeländische
Bildungsforscher hat alle englischsprachigen Lernstudien durchforstet. Das
Fazit ist ebenso ernüchternd wie erfreulich: Für gute Lernerfolge ist weder die
Art des Unterrichts noch die Klassengrösse entscheidend, sondern die
Lehrperson.
Sie darf nicht bloss Vermittlerin sein, sondern
muss die Klasse jederzeit im Griff und jede und jeden Einzelnen stets im Blick
haben. Sie muss wissen, welche Schülerin um Unterstützung froh wäre, welcher
Schüler allein zurechtkommt, aber noch ein wenig Zeit braucht. Sie muss
erkennen, wo sich Frust breitmacht. Denn ein frustrierter Schüler ist kaum je
ein guter Schüler. Und schon gar nicht ein glücklicher.
Computerspiele im
Klassenzimmer
In der Schweiz werden die Schulklassen immer
grösser. Aus Spargründen. Ein Schüler mehr pro Klasse kostet angeblich 100'000
Franken weniger Geld. Jedes Jahr. Grössere Klassen, mehr Individualisierung,
mehr Spass? Klingt nach Widerspruch. «Ist aber keiner», sagt Philippe Wampfler,
der an der Universität Zürich künftige Deutschlehrer in Fachdidaktik ausbildet.
Sein Ansatz: «Gamification» – Computerspiele zum Lernen. «Die Digitalisierung
kann helfen, dass Lehrpersonen mehr Zeit für einzelne Schüler, aber auch für
gemeinsame Projekte haben», sagt er. Damit könne man trotz grosser Klassen Raum
für individuellen Unterricht schaffen.
Wampfler unterstützt damit Zemp, der sagt, die
wichtigste Entscheidung der Zukunft sei, wo man welche digitalen Lehrmittel am
besten einsetzt. Kluge Schulsoftware wird mit wachsender Datenmenge klüger und
kann Aufgaben immer präziser an einzelne Schüler anpassen. Jeder erhält die
Aufgaben, die ihn motivieren, weil sie knifflig genug sind, ihn aber auch nicht
frustrieren, weil sie zu schwer wären. Hier sorgt Masse für Individualisierung.
Wampfler glaubt, dass Computerspiele dazu beitragen
könnten, dass Schüler besser, schneller und auch noch lieber lernen. Davon
würden alle Fächer profitieren, bei denen es ums Verständnis komplexer Prozesse
geht.
«Es gibt zum Beispiel tolle Spiele für Geschichte.
Da können die Schüler virtuell an einem Parameter schrauben, einem wirtschaftlichen,
politischen oder religiösen Faktor, und sehen, wie sich die Zukunft aufgrund
der geänderten Ausgangslage ändert.» Auch in Chemie und Physik helfen solche
Programme beim Verständnis.
Der Kampf um die
Aufmerksamkeit
Eine gute Sache also. Warum wehren sich dann
trotzdem noch immer so viele Lehrerinnen und Lehrer gegen Computer, Tablets und
Handys im Schulzimmer? «Es ist ein Kampf um Aufmerksamkeit, der nicht so
einfach zu gewinnen ist», sagt Philippe Wampfler. Früher wehrten sich die
Schulen gegen Fernsehen, gegen Comics. «Man sieht Konkurrenz und behauptet,
dass es besser laufen würde, wenn es die Konkurrenz nicht gäbe. Das ist ein
simpler Reflex.» Doch irgendwann merke man, dass es interessante, spannende und
durchaus unterhaltsame Arten gibt, wie sich Wissen auch noch vermitteln
lässt.
Die Digitalisierung hat ihren Siegeszug durch die
Klassenzimmer längst angetreten. Und doch haben die Schulranzen der
Abc-Schützen noch immer ein absurdes Format und Gewicht. Die Kinder schleppen
Hefte und Bücher herum wie eh und je. «Aus meiner Erfahrung als Rektor weiss
ich, dass die Investitionen in digitale Lehr- und Lernmittel gegen null gehen»,
sagt Bildungsforscher Schmitt.
Er führt das auf einen längst fälligen, aber noch
nicht vollzogenen Paradigmenwechsel zurück: «Wir müssen vom Gedanken wegkommen,
dass Handys eine Konkurrenz zu Büchern sind. Sie sind die neuen Bücher», sagt
Schmitt. Diese Erkenntnis komme, so Philippe Wampfler, in der Ausbildung junger
Lehrerinnen und Lehrer nach wie vor zu kurz. «Dort ist man immer noch sehr
stark auf gedruckte Texte bezogen. Buchdruck gilt als Hochkultur.
Computerspiele sind in der Fachdidaktik noch nicht wirklich ein grosses Thema.»
Dabei wäre der Wechsel eigentlich gut vorbereitet
mit dem Lehrplan 21,
der auf Kompetenzen statt auf Wissen ausgerichtet ist. Das ergibt Sinn im
Hinblick auf die Digitalisierung und die Anforderungen an zukünftige
Berufstätige, Forscherinnen oder Unternehmer. Die Schweiz hat zwar noch einen
langen Weg vor sich. Aber sie hat einige Weichen richtig gestellt.
Ein paar Kernsätze des obigen Elaborats:
AntwortenLöschenDröges Auswendiglernen wird mit ihr (die Digitalisierung) weitgehend überflüssig.
Datenbanken nutzen sie (die Lehrer) primär für die Ablage von Daten statt als Wissensquelle.
.. in den Köpfen von Lehrern und Eltern hat das 21. Jahrhundert noch immer nicht begonnen.
Rund ein Drittel der Kinder, die jetzt eingeschult werden, wird einst einen Beruf ausüben, den es heute noch gar nicht gibt, schätzen Fachleute.
Christoph Schmitt (Bildungsforscher): «Es braucht radikale Veränderungen». Ebenfalls Schmitt: Die Schule vermittle den Schülern primär etwas, was sie im Leben gar nicht brauchen können.
Es sei wichtig, dass sie (die Schüler) so arbeiten können, wie es ihnen passt, erklärt Schulleiter Victor Steiner.
Remo Largo: «Ich wünsche mir endlich eine Pädagogik, die sich an den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten der Kinder orientiert.»
Beat Zemp: Nicht die exakte Jahreszahl einer Revolution sei wichtig, sondern das Wissen um Gründe und Folgen des Ereignisses.
Sein (Philippe Wampflers) Ansatz: «Gamification» – Computerspiele zum Lernen. «Die Digitalisierung kann helfen, dass Lehrpersonen mehr Zeit für einzelne Schüler, aber auch für gemeinsame Projekte haben», sagt er. Damit könne man trotz grosser Klassen Raum für individuellen Unterricht schaffen.