Johann Heinrich Pestalozzi widmete sein Leben
der Volksschulbildung. Auch den armen und benachteiligten Kindern wollte er
durch eine Bildung zu einem besseren Leben verhelfen. Dieser Gedanke war damals
neu und revolutionär. Er gefiel nicht allen. Viele Angehörige der Oberschicht
wollten das Volk lieber in Armut und Unwissenheit belassen. Unter
fortschrittlich und demokratisch gesinnten Zeitgenossen hingegen war Pestalozzi
sehr geschätzt. Mit vielen pflegte er das Gespräch und den Austausch, was zu
seinem Erfolg und seiner internationalen Ausstrahlungskraft beitrug. Während
Pestalozzi anfänglich an Rousseaus Idee einer «natürlichen Erziehung» glaubte,
erkannte er später, dass Kinder beim Lernen systematische Anleitung brauchen.
Pestalozzi - modern und aktuell, Basler Zeitung, 14.7. Leserbrief von Judith Barben
Die Basis von Pestalozzis Volksschulpädagogik ist die Gemüts- und
Sozialbildung. Denn die soziale Verbundenheit in der Klassengemeinschaft und
mit der Lehrperson sei die wichtigste Voraussetzung des Lernens, war Pestalozzi
überzeugt. Weiter sei die Anschaulichkeit der Unterrichtsmethoden entscheidend.
Ausgehend von der «Anschauung» müssten die Kinder sich klare und richtige
Vorstellungen von den Dingen machen, denn jede Erkenntnis gehe von der sinnlich
wahrnehmbaren Realität aus. Diese Einheit von sozialem, kognitivem und
praktischem Lernen fasste Pestalozzi in der berühmten Formulierung «Kopf, Herz
und Hand» zusammen.
Pestalozzis
Sicht vom Kind und vom Lernen ist bis heute aktuell und modern. Sie steht in
Gegensatz zum neuerdings propagierten «digitalisierten Lernen», bei dem jedes
Kind einsam und losgelöst vom realen Leben vor dem Tablet-Computer sitzt. Davon
profitieren vor allem die globalen Konzerne wie Apple, Google oder Facebook.
Von einer Bildung im Sinne Pestalozzis hingegen profitieren die Schüler und die
ganze Gesellschaft. Dies gefällt offenbar auch heute nicht allen. Wird deshalb
Pestalozzi von gewissen «Experten» so schlecht gemacht?
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