Der Schulstart ist für gut 175 Lehrer
im Kanton Luzern eine Premiere. Er bedeutet für sie den Berufseinstieg. Damit
dieser gelingt, werden die Studienabgänger eng begleitet.
Ab diesem Sommer müssen
Berufseinsteiger neu einen einwöchigen Sommerkurs besuchen. Dort erarbeiten sie
mit erfahrenen Lehrern die Grob- und Feinplanung des Unterrichts für die ersten
Schulwochen. Dieser Sommerkurs wird seit über 30 Jahren durchgeführt. Nun aber
ist er für alle neuen Lehrer mit einem Pensum von mehr als 20 Prozent Pflicht.
Neue Pflichten: Lehrer müssen im Sommer büffeln, Luzerner Zeitung, 3.7. von Roseline Troxler
Pro Person kostet der Kurs 650
Franken
Die Kosten für den Sommerkurs – pro
Person 650 Franken – trägt der Kanton Luzern im ersten Berufsjahr, wie es bei
der Dienststelle Volksschulbildung auf Anfrage heisst. Mehr als 100'000 Franken
wird er dieses Jahr dafür berappen müssen. Der Betrag könnte sich noch erhöhen.
Dienststellenleiter Charles Vincent erklärt: «Das Anmeldefenster ist weiterhin
offen, da zurzeit noch Stellen besetzt werden.» Wie viele Lehrer im August
starten, kann er derzeit noch nicht beantworten: «Die Statistik wird erst Ende
August erstellt.»
Die Mehrheit der neuen Lehrpersonen
hat erst vor kurzem das Studium an der Pädagogischen Hochschule Luzern
abgeschlossen. Bei Primarlehrern dauert dieses drei Jahre, angehende
Sekundarlehrer studieren viereinhalb Jahre. Die Frage, ob das Studium die
nötigen Fähigkeiten ungenügend vermittle, verneint Charles Vincent: «Das
Studium bereitet grundsätzlich gut auf die Arbeit in der Schule vor. Aber
diverse Probleme stellen sich konkret erst in der direkten Vorbereitung auf den
Unterricht.»
Die Erfahrungen der letzten Jahre
hätten gezeigt, dass eine solche Einführung für den Berufsbeginn sehr wichtig
sei. Denn die Teilnehmer hätten erst vor kurzem konkret erfahren, auf welcher
Stufe und in welcher Klasse sie welche Fächer unterrichten. «Einige Lehrpersonen,
welche diesen Kurs in den letzten Jahren nicht absolvierten, hatten grosse
Probleme zu Beginn ihrer Tätigkeit», betont Vincent und ergänzt: «Sie meldeten
sich bei der Schulberatung oder mussten die Tätigkeit sogar unterbrechen.»
Der Dienststellenleiter
unterstreicht, dass sich der Berufsstart beim Lehrberuf von dem in Unternehmen
unterscheidet. «Die Berufseinsteiger müssen vom ersten Tag an hundertprozentig
produktiv sein.» Dass Teile der Einführung schulübergreifend in den
Sommerkursen durchgeführt würden, sei daher «effizient und effektiv».
Auch Annamarie Bürkli, Präsidentin
des Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverbands, begrüsst die Möglichkeit, einen
solchen Sommerkurs zu besuchen. Der Berufsstart bringe viel Arbeit bei der
Planung und der Vorbereitung mit sich. Und gerade auch vor der Elternarbeit
hätten die neuen Lehrer Respekt. Hier habe der Sommerkurs eine wichtige
Funktion: «Er entspricht einem grossen Bedürfnis und ergänzt die anderen
Hilfestellungen für einen guten Berufseinstieg ideal.» Viele Neueinsteiger
hätten bisher freiwillig daran teilgenommen, führt Annamarie Bürkli aus. Sie
rechnet aber damit, dass viele neue Lehrer auch mit ihrem Unterrichtsteam vor
Ort arbeiten. «Daher sehe ich das Obligatorium nicht zwingend.»
Überforderung und Berufswechsel
verhindern
Die Berufseinführung für Luzerner
Lehrer dauert zwei Jahre. Nebst dem Sommerkurs gehören dazu auch die Begleitung
durch die Schulleitung, durch ein lokales Mentorat, die Mitarbeit in einem
Unterrichtsteam, der Besuch von Praxisgruppen sowie das Nutzen von Angeboten
der Schulberatung. «Die Schulleitungen entscheiden darüber, wie und in welchen
Gefässen die Berufseinsteiger unterstützt werden», sagt Charles Vincent.
Mit den Massnahmen sollen eine
Überforderung, Ausfälle oder gar das Ausscheiden aus dem Beruf möglichst
vermieden werden, wie es bei der Dienststelle Volksschulbildung weiter heisst.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: 83 Prozent der Studienabgänger sind gemäss
Bildungsbericht aus dem Jahr 2014 nach fünf Jahren schweizweit noch im
Lehrberuf tätig.
Für Annamarie Bürkli ist eine gute
Unterstützung beim Einstieg entscheidend, um die Lehrer im Beruf zu halten. Sie
sagt aber auch: «Nach drei bis vier Jahren Berufserfahrung verfügen
Lehrpersonen über genügend Erfahrung, um mehr Verantwortung in einem Team
übernehmen zu können.» In dieser Zeit würden die Ansprüche an verlässliche
Anstellungsbedingungen wie die Lektionen pro Woche oder den Lohn zunehmen.
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