Gemäss
Professor Peter Lienhard von der Hochschule für Heilpädagogik (HfH) ist es
wissenschaftlich ganz klar, dass inklusive Settings für alle Beteiligten eine
Wohltat sind. Auf die Frage, warum es denn in der Praxis nicht ganz so tollklappe, lässt er durchblicken, dass eben zu wenig Geld und Fachwissen inhiesige Integrationsprojekte gesteckt würden.
NZZaS, 28.5. Leserbrief von René Walcher
Das ist wohl
ein schlechter Witz! Die Studien, auf die sich der Fachmann beruft, stammen
nämlich zum grössten Teil aus dem angelsächsischen Bereich, und dort werden
ganz sicher nicht mehr Ressourcen in derartige Projekte gesteckt – im
Gegenteil. Was der Professor verschweigt und wahrscheinlich auch gern
verdrängt, ist der Fakt, dass seit dem Erscheinen der bis heute grössten
erziehungswissenschaftlichen Metastudie des neuseeländischen Bildungsforschers
John Hattie im Jahre 2013 eigentlich klar sein sollte, dass die Implementation
inklusiver Settings nicht zu empfehlen ist.
Der Faktor
Inklusion erzielt in dieser Studie einen unterdurchschnittlichen, sogenannten
Effektwert, und der beruht doch immerhin auf 90 Einzelstudien. Damit existiert
der Widerspruch zwischen Theorie und Praxis eigentlich gar nicht mehr –
zumindest für Fachleute, die sich einem evidenzbasierten Wissenschafts-Credo
verpflichtet fühlen.
Die Reformturbos für Integration/Inklusion beziehen sich immer auf die Erklärung von Salamanca (Weltkonferenz "Pädagogik
AntwortenLöschenfür besondere Bedürfnisse: Zugang und Qualität"
Salamanca, Spanien, 7. - 10. Juni 1994). Diese verlangt jedoch nur, dass die Staaten die Behinderten wie die übrigen Kinder (gratis) unter dem Dach der Volksshule beschulen, aber nicht, dass Länder, die bereits spezielle Fachleute und Einrichtungen darüber hinaus haben, diese abschaffen und auf das weltweit Tiefe gemeinsame Niveau herunterfahren. Es zeigt sich nun immer mehr, dass dieser ideologische Zwang zur Total-Integration auf dem Buckel und zum Schaden aller Schüler scheitern wird.