Die
Schulen machen einen Fehler. Seit Jahren schwächen sie den
Geschichtsunterricht–von der Volksschule bis zu den Universitäten. Überall wird
abgebaut: Lektionen, Kurse, ja ganze Epochen verschwinden aus den Lehrplänen.
Doch wer die Geschichte abwertet, verliert nicht nur das Wissen über die
Vergangenheit, sondern auch den Blick für die Zukunft. Mit dem neuen Lehrplan
21 droht ein weiterer Abbau. Das Fach Geschichte verschmilzt mit anderen zur
Rubrik «Räume, Zeiten, Gesellschaften». Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften und Technik werden gestärkt. Doch die Schulen müssen mehr
leisten, als Kinder auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten.
Blind durch die Geschichte, Südostschweiz am Wochenende, 20.5. von Yannick Nock
Sie müssen Jugendliche
zu mündigen Bürgern bilden, die sich an der Demokratie beteiligen und neue
Ideen entwickeln. Der technische Fortschritt mag viele Probleme lösen. Um die
grossen Zusammenhänge einer globalisierten Welt zu verstehen, braucht es aber
auch ein historisches Bewusstsein. Doch während die Technikgläubigen im Silicon
Valley in Allmachtsfantasien wie der Überlistung des Todes schwelgen, verliert
die Jugend dieses Bewusstsein. Es wächst eine Generation heran, die den Fall
der Berliner Mauer nicht miterlebt hat, für die die Weltkriege des 20.
Jahrhunderts ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten sind. Die letzten Zeugen
des Holocausts, Opfer wie Täter, werden bald gestorben sein. Ist es Zufall,
dass autoritäre Führungsfiguren eine Renaissance erleben? Gerade jetzt wäre es
wichtig zu wissen, wohin blinder Nationalismus führen kann. Nur wer sie kennt,
kann die Fehler der Vergangenheit vermeiden.
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