Kaum eingeführt, wird
das integrative Sek-Modell in Luzern zum Politikum. Ein Vorstoss fordert, dass die
vier wichtigsten Fächer wieder nach Niveau getrennt unterrichtet werden.
Neues Oberstufen-Modell an Sekundarschule im Gegenwind, Luzerner Zeitung, 23.5. von Robert Knobel
Seit diesem Schuljahr
gilt das integrative Modell auch an der städtischen Oberstufe. Anstatt in
getrennten Leistungsklassen werden die Sek-Schüler in einer Mischklasse
unterrichtet, so wie sie es von der Primarschule kennen. In einer Klasse werden
also leistungsstarke Schüler mit Niveau A zusammen mit Schülern der Niveaus B
und C unterrichtet. Einzig für die Fächer Französisch und Englisch erfolgt der
Unterricht weiterhin nach Niveau getrennt.
Die Umstellung wurde von
der Stadt euphorisch verkündet, nachdem ein Pilotversuch im Schulhaus Gasshof
im Schuljahr 2014/15 erfolgreich verlaufen war. Doch bei den direkt Betroffenen
ist man längst nicht überall glücklich über den Systemwechsel. «Es gibt viele
kritische Rückmeldungen von Eltern und Lehrpersonen», sagt FDP-Grossstadträtin
Sandra Felder-Estermann. Mühe mit dem neuen Modell hätten insbesondere Eltern
von leistungsstarken Kindern. «Für sie war das alte Modell besser», sagt
Felder. Mit einem Postulat will sie nun erreichen, dass die Sek-Schüler auch in
Deutsch und Mathematik wieder nach Niveau getrennt unterrichtet werden.
Lehrer-Exodus
an städtischem Schulhaus
Sollte die Forderung
umgesetzt werden, bedeutet dies, dass die Stadt weniger auf Integration dafür
mehr auf Separation setzt. «Auch in anderen Gemeinden werden die vier
wichtigsten Fächer separat unterrichtet», sagt dazu Sandra Felder. Sie hofft,
dass die Stadt schon aufs nächste Schuljahr hin Korrekturen am integrierten
Modell vornimmt.
In einem weiteren
Vorstoss will Felder wissen, wieso gerade die Fächer Französisch und Englisch
separat unterrichtet werden, nicht aber Deutsch und Mathe. Auch fragt sie, ob
die Einführung der integrierten Oberstufe nicht doch eine versteckte
Sparmassnahme gewesen sei. Zumindest offiziell betonte die Stadt immer, der
Modellwechsel erfolge aus pädagogischen Gründen. In der Interpellation, die
auch Mitglieder der Grünen und der GLP unterzeichnet haben, tauchen weitere
kritische Fragen an den Stadtrat auf. So haben die Unterzeichner Kenntnis von
einer Kündigungswelle am Mariahilf-Schulhaus. Sie wollen wissen, ob diese
einen Zusammenhang mit dem neuen Sek-Modell hat.
Auch Lisa Zanolla (SVP),
Präsidentin der parlamentarischen Bildungskommission, unterstützt die Vorstösse.
«Die SVP war immer skeptisch gegenüber dem Systemwechsel.» Daniel Furrer, der
für die SP in der Bildungskommission sitzt, warnt hingegen vor Schnellschüssen.
«Man muss die Bedenken von Eltern zwar ernst nehmen, aber es wäre viel zu früh,
ohne fundierte Evaluation schon wieder das System in Frage zu stellen.»
Ganz zurück zum alten
Modell will aber auch Sandra Felder nicht. «Das integrierte Modell bietet
grundsätzlich mehr Chancengleichheit.» Auch biete es den Schülern mehr
Flexibilität. Wenn zum Beispiel jemand in einem Fach grosse Fortschritte macht,
kann er einfach das Niveau wechseln, ohne gleich in eine andere Klasse versetzt
zu werden.
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