Die Zahl der Kinder, die in einem Zürcher Gymnasium die Probezeit nicht
bestehen, hat stark zugenommen. Zudem sind die Unterschiede zwischen den
verschiedenen Schulen sehr gross. Ein von der Bildungsdirektion in Auftrag
gegebener Bericht zeigt nun, dass vor allem fremdsprachige Kinder und solche
aus «ärmeren» Gemeinden durchfallen.
Zu viele Zürcher Gymischüler bestehen Probezeit nicht, toponline, 9.5.
Vor allem im Kurzzeitgymnasium hat im Kanton Zürich
in den letzten Jahren die Zahl der Schüler, welche die Probezeit nicht
bestehen, stark zugenommen. Waren es im Schuljahr 2005/2006 noch 15 Prozent,
schafften es vor einem Jahr bereits 22 Prozent nicht mehr. Im Langzeitgymnasium
schwankte die Zahl in den letzten Jahren zwischen 14 und 17 Prozent.
«Wir wollten wissen, welche Faktoren für das
Bestehen wichtig sind und wieso die Unterschiede zwischen den verschiedenen
Schulen so gross sind», sagte Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP) am
Dienstag vor den Medien in Zürich. Es gehe um Gerechtigkeit, die Gymischüler im
ganzen Kanton müssten die gleichen Chancen haben.
Im Langzeitgymnasium bestanden die meisten
Schülerinnen und Schüler an der Kantonsschule Zürich Nord die Probezeit nicht
(22 Prozent). In Uster und am Literargymnasium Rämibühl in Zürich fielen am
wenigsten Kinder raus (11 Prozent). Im Kurzzeitgymi war die Austrittsquote in
Urdorf, im Unterland und in Zürich Nord am grössten.
Der Bericht von Pädagogikprofessor Urs Moser und
Laura Helbling zeigt, dass vor allem Schülerinnen und Schüler, deren
Muttersprache nicht Deutsch ist, in der Probezeit durchfallen. Zudem spielt der
sozioökonomische Hintergrund eine Rolle: Auch Kinder aus Gemeinden mit einem
hohen Anteil an einkommensschwachen Personen sind weniger erfolgreich.
«Jugendliche, die im Kurzzeitgymnasium die
Probezeit nicht bestehen, können zwischen Stuhl und Bank fallen, weil sie sich
zu wenig auf eine Berufslehre vorbereitet haben», sagte Steiner. Deshalb
sollten nur jene Kinder aufgenommen werden, die intakte Chancen hätten, die
Probezeit zu bestehen. «Und diese Schüler müssen wir gut begleiten.»
Einige Schulen haben bereits Massnahmen umgesetzt,
um die Schüler besser zu unterstützen. So bieten verschiedene Gymnasien etwa
Aufgabenstunden und Coachings an und arbeiten enger mit der Volksschule
zusammen. «Es ist wichtig, dass wir vom Gymi wissen, was in der Sek läuft - und
umgekehrt», sagte Martin Zimmermann, Rektor der Kantonsschule Zürich Oberland.
Um die Schnittstellen dieser Schulstufen näher zu
untersuchen, läuft im Kanton seit 2015 das Projekt «VSGYM» (Volksschule -
Gymnasium). Ziel ist es, den Übergang für die Schüler zu verbessern, allfällige
Schwierigkeiten zu eruieren und im Dialog das Vertrauen zwischen den
Lehrpersonen aus der Volksschule und der Mittelschule zu stärken.
«Keinen Einfluss» auf das Bestehen der Probezeit
haben gemäss der Untersuchung die Klassengrössen. Wenig aussagekräftig seien
auch die Vornoten, sagte Sybille Bayard, stellvertretende Chefin
Bildungsplanung bei der Bildungsdirektion. «Die meisten Kinder treten mit sehr
ähnlichen Erfahrungsnoten an.»
«Die Prüfungsnote hingegen ist ein guter
Anhaltspunkt», sagte Bayard. Wer gut abschneidet, besteht meist auch die
Probezeit. Insgesamt nahmen in diesem Jahr 4036 Kinder an der zentralen Aufnahmeprüfung
(ZAP) für das Langzeitgymi teil. 50,6 Prozent schafften den Übertritt. Beim
Kurzzeitgymi waren 40,2 Prozent erfolgreich.
Die Zahl der Langzeitgymnasiasten hat sich im
Kanton Zürich seit 1997 quasi verdoppelt, die Übertritte aus der Sek blieben
konstant. Dieser Entwicklung will der Regierungsrat Gegensteuer gegeben und für
ein besseres Gleichgewicht sorgen.
So hat er etwa beschlossen, fürs Langzeitgymnasium
weniger Geld zur Verfügung zu stellen. Zudem sollen die Gymnasien die Kriterien
für die Aufnahmeprüfung verschärfen.
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