14. März 2017

Kein "Frenglisch" in Luzern

Der Vorschlag war neu im Fremsprachenstreit des Kantons Luzern: FDP-Kantonsrat Gaudenz Zemp wollte, dass die Regierung die Zusammenlegung vonEnglisch und Französisch zum Fach «Fremdsprachen» prüft. Doch diese winkt ab: Eine Umsetzung sei langwierig, teuer und unpraktikabel.
Luzerner Regierung: Kein "Frenglisch" auf der Primarstufe, zentralplus, 14.3.

«Unkonventionell» müsse man denken, wenn es um die Fremdsprachen an der Primarschule gehe, liess Gaudenz Zemp im Januar verlauten. Der FDP-Kantonsrat wollte von der Regierung per Vorstoss wissen, ob ein Schulfach «Fremdsprachen» auf Primarschul-Niveau künftig die Fächer Französisch und Englisch ersetzen könnte. Deshalb sein Vorschlag: ein Mix aus beiden Sprachen (zentralplus berichtete). Man solle die Gemeinsamkeiten der Sprachen betonen und spielerisch Lust auf die Sprachfächer wecken. Das eigentliche Sprachenlernen soll dann auf Sekundarstufe starten.

Anstoss zu der Anfrage war die Fremdpracheninitiative, welche die Beschränkung auf nur eine neue Sprache in der Primarschule fordert. Diese kommt im Herbst zur Abstimmung, die Regierung weibelt für deren Ablehnung. Zemps Meinung nach stecke der Kanton dadurch momentan in einem «Dilemma»: Die Lernziele der Fächer Französisch und Englisch würden mit dem heutigen System nur ungenügend erreicht. Reduziert man aber den Unterricht auf eine Fremdsprache, könne man aber sich erstens nicht entscheiden, auf welche und zweitens hätte der Kanton eine «ungewollte Insellösung».

Viel Zeit und Geld für Umstellung
Die Regierung kann seinem Vorschlag aber wenig abgewinnen. So umfasse der Sprachunterricht auf Primarstufe bereits heute spielerische Formen, der Schwerpunkt liege auf mündlichen Elementen. Es wird also auch im aktuellen System nicht stur Grammatik und Vokabular gepaukt. Auch die Synergien zwischen den beiden gelehrten Fremsprachen würden bereits im spezifischen Sprachunterricht genutzt.

In der Antwort macht die Regierung klar, dass es ein Schulfach «Fremdsprachen» in Luzern die nächsten Jahre nicht geben wird, auch weil die Grundlagen dafür fehlen würden. Zwar besuchen Studierende, welche an der Pädagogischen Hochschule beide Fremdsprachenfächer belegen, ein fachübergreifendes Didaktikmodul – für eine Unterrichtsform wie sie Zemp vorschwebt, reiche dies aber nicht aus. Man müsste alles umkrempeln: Didaktik, Lehrpläne und Lehrmittel. Das braucht Zeit und Geld. «Insgesamt rechnen wir mit einer Vorbereitungszeit von zehn bis zwölf Jahren», so die Antwort der Regierung. Ausserdem gehe man von Kosten in einem zweistelligen Millionenbetrag aus. So schreibt die Regierung: «Aufgrund der dafür fehlenden Grundlagen wird dieser Ansatz in nächster Zeit wohl auch kein Thema werden.»

Das System wäre einzigartig
Zemp wollte weiter wissen, ob es andere Länder oder Schulen gebe, wo ein System des spielerischen Grundlagenlernens angewendet wird. Die Regierung schreibt, sie hätten im Rahmen ihrer Recherchen keine entsprechenden Beispiele gefunden. Knackpunkt hier: Zemps Vorschlag zielt auf das Erlernen von zwei Fremdsprachen in einem Fach – in anderen Ländern, in welchen ähnliche Formen des Fremdsprachenunterrichts praktiziert wird, zielt dieser jeweils auf die Vermittlung von nur einer neuen Sprache ab. Das macht das System zum heutigen Zeitpunkt zwar einzigartig, aber auch unpraktikabel.

Das von Zemp geforderte «Spielerische» im Sprachenlernen, so die Antwort der Regierung, könne aber durchaus noch mehr in den Sprachunterricht mit einfliessen. Ebenfalls sollen Synergieeffekte, auch ein Anliegen Zemps, zwischen den beiden Fremdsprachen noch besser genutzt werden können. Dennoch betrachtet die Regierung Zemps Vorschlag eines gemischten Unterrichtsfachs «nicht als möglich und zielführend».


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