Der Vorschlag war neu im Fremsprachenstreit des Kantons Luzern:
FDP-Kantonsrat Gaudenz Zemp wollte, dass die Regierung die Zusammenlegung vonEnglisch und Französisch zum Fach «Fremdsprachen» prüft. Doch diese winkt ab:
Eine Umsetzung sei langwierig, teuer und unpraktikabel.
Luzerner Regierung: Kein "Frenglisch" auf der Primarstufe, zentralplus, 14.3.
«Unkonventionell» müsse man denken, wenn es um die Fremdsprachen an der
Primarschule gehe, liess Gaudenz Zemp im Januar verlauten. Der FDP-Kantonsrat
wollte von der Regierung per Vorstoss wissen, ob ein Schulfach
«Fremdsprachen» auf Primarschul-Niveau künftig die Fächer Französisch und
Englisch ersetzen könnte. Deshalb sein Vorschlag: ein Mix aus beiden Sprachen (zentralplus berichtete).
Man solle die Gemeinsamkeiten der Sprachen betonen und spielerisch Lust auf die
Sprachfächer wecken. Das eigentliche Sprachenlernen soll dann auf Sekundarstufe
starten.
Anstoss zu der Anfrage war die Fremdpracheninitiative, welche die Beschränkung
auf nur eine neue Sprache in der Primarschule fordert. Diese kommt im Herbst
zur Abstimmung, die Regierung weibelt für deren Ablehnung. Zemps Meinung nach
stecke der Kanton dadurch momentan in einem «Dilemma»: Die Lernziele der Fächer
Französisch und Englisch würden mit dem heutigen System nur ungenügend
erreicht. Reduziert man aber den Unterricht auf eine Fremdsprache, könne man
aber sich erstens nicht entscheiden, auf welche und zweitens hätte der Kanton
eine «ungewollte Insellösung».
Viel Zeit und Geld für Umstellung
Die Regierung kann seinem Vorschlag aber wenig abgewinnen. So umfasse
der Sprachunterricht auf Primarstufe bereits heute spielerische Formen, der
Schwerpunkt liege auf mündlichen Elementen. Es wird also auch im aktuellen
System nicht stur Grammatik und Vokabular gepaukt. Auch die Synergien zwischen
den beiden gelehrten Fremsprachen würden bereits im spezifischen
Sprachunterricht genutzt.
In der Antwort macht die Regierung klar, dass es ein Schulfach
«Fremdsprachen» in Luzern die nächsten Jahre nicht geben wird, auch weil die
Grundlagen dafür fehlen würden. Zwar besuchen Studierende, welche an der
Pädagogischen Hochschule beide Fremdsprachenfächer belegen, ein
fachübergreifendes Didaktikmodul – für eine Unterrichtsform wie sie Zemp
vorschwebt, reiche dies aber nicht aus. Man müsste alles umkrempeln: Didaktik,
Lehrpläne und Lehrmittel. Das braucht Zeit und Geld. «Insgesamt rechnen wir mit
einer Vorbereitungszeit von zehn bis zwölf Jahren», so die Antwort der Regierung.
Ausserdem gehe man von Kosten in einem zweistelligen Millionenbetrag aus. So
schreibt die Regierung: «Aufgrund der dafür fehlenden Grundlagen wird dieser
Ansatz in nächster Zeit wohl auch kein Thema werden.»
Das System wäre einzigartig
Zemp wollte weiter wissen, ob es andere Länder oder Schulen gebe, wo ein
System des spielerischen Grundlagenlernens angewendet wird. Die Regierung
schreibt, sie hätten im Rahmen ihrer Recherchen keine entsprechenden Beispiele
gefunden. Knackpunkt hier: Zemps Vorschlag zielt auf das Erlernen von zwei
Fremdsprachen in einem Fach – in anderen Ländern, in welchen ähnliche Formen
des Fremdsprachenunterrichts praktiziert wird, zielt dieser jeweils auf die
Vermittlung von nur einer neuen Sprache ab. Das macht das System zum heutigen
Zeitpunkt zwar einzigartig, aber auch unpraktikabel.
Das von Zemp geforderte «Spielerische» im Sprachenlernen, so die
Antwort der Regierung, könne aber durchaus noch mehr in den Sprachunterricht
mit einfliessen. Ebenfalls sollen Synergieeffekte, auch ein Anliegen Zemps,
zwischen den beiden Fremdsprachen noch besser genutzt werden können. Dennoch
betrachtet die Regierung Zemps Vorschlag eines gemischten Unterrichtsfachs
«nicht als möglich und zielführend».
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