Bildungsökonom Stefan Wolter findet im Artikel „Von Geld und Geist“, die überproportionale Ausbreitung der
Bildungsbürokratie lasse sich empirisch nicht belegen. Will Wolter, unzweifelhaft
selbst Teil dieser Bildungsbürokratie, uns also weismachen, die seit den 90-er
Jahren kontinuierliche Expansion in der kantonalen und kommunalen Schuladministration
sei ein Hirngespinst? Sei es der fehlende politische Wille, sei es die
(verständliche) Zurückhaltung der Bildungsforschung, den Ast abzusägen, auf dem
sie selbst sitzt: Die Kostentreiber dieser Entwicklung sind wohlbekannt: Denken
wir an die Multiplikation der Pensen der Schulleitungen und -sekretariate (auch
bei sinkenden Schülerzahlen), denken wir an die kantonalen Erziehungsdepartemente,
wo sich Personal und Reformen gegenseitig in die Höhe schaukeln. Denken wir an die Heerscharen von
Qualitätskontrolleuren und an die Pädagogischen Hochschulen mit ihren stetig
wachsenden Angeboten. Denken wir auch an die aufgrund eines diffusen Verständnisses
von Inklusion neugeschaffenen Stellen. Wer dann allen Ernstes die Erhöhung der
Schülerzahl pro Klasse als probates Heilmittel gegen die Kostenexplosion im
Bildungswesen vorschlägt, verweigert sich einer Problemlösung und autorisiert damit
die massive Umverteilung von Mitteln hin zur Administration und zur Bewirtschaftung
von Schulthemen.
Urs Kalberer
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