Die Zürcher
Bildungsdirektorin Silvia Steiner hat sich aus dem Fenster gelehnt. An einem
traditionellen CVP-Anlass mit Medienleuten schilderte sie an Beispielen, wie
sie die im Rahmen der Leistungsüberprüfung 16 vorgegebenen Einsparungen konkret
erreichen will. Bei den Gymnasien ging es konkret um das Ziel, mit einer
Änderung des Finanzierungsmodells der Kantonsschulen jährlich gut 4 Millionen
Franken einzusparen.
Ist das Tor ins Gymnasium zu weit? NZZ, 13.1. Kommentar von Walter Bernet
Bekanntlich werden die Mittelschulen über Pauschalen pro
Schüler finanziert. Deren Anzahl wird zu Beginn des Schuljahres erhoben und
nach der Probezeit nicht angepasst. Steiner hat nun festgestellt, dass gewisse
Gymnasien am Ende der Probezeit bis zu 30 Prozent der Neulinge wieder
wegweisen. Dies lasse den Verdacht zu, dass einzelne Schulen zu viele Schüler
aufnähmen, um sie zum Wohle der Finanzen ein halbes Jahr später auszusieben.
Die
Unterstellung, die Kantonsschulen seien aus Eigeninteresse zu grosszügig bei
der Aufnahme, ist bei den Rektoren gar nicht gut angekommen. Sie berufen sich
auf die seit Jahren bewährte Zentrale Aufnahmeprüfung, die Ungleichbehandlungen
einen Riegel schiebt – mit gewissen Einschränkungen bei den schuleigenen
mündlichen Prüfungen für das Kurzgymnasium. Steiner selber will denn auch keine
Schuldzuweisungen vornehmen, spricht aber von einer Situation, die der
Korrektur bedürfe. Deshalb will sie Fehlanreize in der Finanzierung beseitigen.
Tatsächlich
ist die hohe Ausfallquote am Ende der Probezeit ein Ärgernis. Sie ist aber seit
Jahren mit rund 15 Prozent im Durchschnitt relativ konstant. Wenn die
Bildungsdirektion mit einer «späteren und stärker leistungsbezogenen Aufnahme
ins Gymnasium mit gleichzeitiger Senkung der Ausfallquote» die Zahl der von ihr
zu finanzierenden Mittelschüler senken will, müsste sie eigentlich strengere
Prüfungen anordnen, vor allem im zuletzt zu erfolgreichen Langgymnasium. Damit
würde sie in ein politisches Wespennest stechen. Deshalb nimmt sie über ihre
finanziellen Steuerungsmöglichkeiten Einfluss und überlässt das Festlegen der
Prüfungsanforderungen den Mittelschulen.
Bereits
die Ankündigung der finanziellen Massnahme hat laut Steiner für eine geringere
Aufnahmequote gesorgt. Das Sparziel ist offenbar erreicht, die Massnahme wird
vorerst nicht umgesetzt. Ob die Ausfallquote nach der Probezeit entsprechend
sinkt, wissen wir erst im Februar. Falls ja, stellen sich neue Fragen: Welche
unsichtbare Hand hat dies bewirkt? Profitieren jetzt die mit teuren
Vorbereitungskursen für die Prüfung gedopten Schüler von milderen Probezeiten?
Falls nein, sinkt die Mittelschülerquote. Das aber wäre nicht gerade ein
Argument für den Standort Zürich.
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