Wegen der Harmonisierung der Volksschule werden Kinder im
Kanton Zürich künftig früher eingeschult – zum Teil zu früh, warnen
Kindergärtnerinnen. Sie raten Eltern, unreife Kinder im Zweifelsfall noch ein
Jahr daheim zu behalten.
Kinder im Kindergarten werden immer jünger, Bild: Marianne Bosshard
Kindergärtnerinnen warnen vor zu frühen Einschulungen, Landbote, 23.1. von Mirjam Fonti
|
Früher war der 30. April der Stichtag
für die Einschulung im Kanton Zürich. Kinder, die vor diesem Datum zur Welt
kamen, wurden miteinander eingeschult. Und wer am 1. Mai Geburtstag hatte,
machte sich eben mit dem nächsten Jahrgang auf den Weg. Doch im Moment ändert
das Regime schrittweise: Der Kanton verschiebt den Stichtag jedes Jahr um 15
Tage, bis der 31. Juli erreicht ist. So will es die interkantonale Vereinbarung
über die Harmonisierung der Schule, kurz Harmos. Im laufenden Jahr, in dem
Kinder der Jahrgänge 2012 und 2013 eingeschult werden, ist für den
Kindergarteneintritt der 30. Juni massgebend
Weil der
Schulstart nach den Sommerferien unverändert bleibt, heisst das, dass die
jüngsten Kinder beim Eintritt in den Kindergarten gerade erst ihren vierten
Geburtstag hinter sich haben. Kindergärtnerinnen sehen in dieser frühen
Einschulung ein Problem. In diesem jungen Alter machten ein paar Monate viel
aus, sagt Brigitte Fleuti, Präsidentin des Verbandes Kindergarten Zürich (VKZ).
Viele der ganz jungen Kinder seien noch nicht reif genug.
Die
Folgen: Die Kinder sind überfordert, was sich negativ auf ihr Selbstwertgefühl
auswirkt. Die Belastung für die Lehrpersonen steigt. Und oft mündet die zu
frühe Einschulung in eine Repetition. Kindergärtnerinnen raten Eltern deshalb,
ihre Kinder realistisch einzuschätzen und wenn nötig ein Gesuch um spätere
Einschulung zu stellen. In Winterthur läuft die Frist dafür bis am 27. Januar.
Höchste Repetitionsquote
Dass die
Befürchtungen nicht aus der Luft gegriffen sind, belegt die Statistik: In der
zweiten Kindergartenklasse liegt die Repetitionsquote mit 3,5 Prozent laut einem
einschlägigen Bericht dreimal so hoch wie im Durchschnitt. Weiter seien Kinder,
die ein drittes Kindergartenjahr absolvieren müssen, häufig zu früh eingeschult
worden. Oft stammten sie aus privilegierten Familien.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen