Die Primarschüler der 2d im
Isaak-Iselin-Schulhaus lassen sich nicht lange bitten. Rosalie zieht eine blaue
Waggisbluse aus der Kiste. Sie möchte einmal auf einem Waggiswagen mitmachen.
«Dann kann ich Dääfeli werfen», sagt sie. «Aber trommeln möchte ich auch
einmal, das geht schneller als Piccolo spielen», behauptet sie; «mir fehlt für
das Piccolo sowieso etwas Luft.» Matìas holt eine Zugsplakette aus der Kiste.
Warum gerade das? «Mein Kollege hat mir in der Pause von Plaketten erzählt.»
Und Shahithya, nimmt sich die Trommelschlägel, weil sie einmal trommeln lernen
will.
Viele Spender und Helfer hielten die Kosten tief, Bild: Christian Jaeggi
Spiel mit Piccolo und Waggisbluse, Basler Zeitung, 13.1. von Dominik Heitz
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Die achtjährigen Mädchen und Buben sind Teil einer Premiere
geworden. Denn gestern hat Erziehungsdirektor Christoph Eymann zusammen mit Pia
Inderbitzin, Lehrerin der Klasse 2d sowie Fasnachts-Comité-Mitglied, und Franz
König, Fachexperte Geschichte am pädagogischen Zentrum, die Fasnachtskiste aus
der Taufe gehoben.
«Sehr
erfreuliche Sache»
«In den letzten Jahren haben wir uns mit Kisten und Koffern eine
gewisse Zurückhaltung auferlegt», sagte Eymann und spielte damit auf den
umstrittenen Sexkoffer an. Die Fasnachtskiste gehöre nun zu einer «sehr
erfreulichen Sache». Es sei eine der Aufgaben der Schule, die Verbundenheit zur
Stadt zu förden; «da wäre es eine Unterlassung, die Fasnacht nicht zu
berücksichtigen». Deshalb danke er dem Fasnachts-Comité, das diese
Fasnachtskiste entwickelt hat.
Für das Fasnachts-Comité ist die Zusammenarbeit mit der
Volksschule schon seit Langem sehr wichtig. Neben einigen jährlich
durchgeführten Aktionen ist der alle fünf Jahre stattfindende grosse
Schulkinderfasnachtsumzug durch die Innenstadt zu nennen, der im Jahr 2020
seine dritte Auflage erleben wird. Für Pia Inderbitzin stellt deshalb die
Fasnachtskiste eine gute Möglichkeit dar, Schülerinnen und Schüler lustvoll an
das Thema Fasnacht heranzuführen.
Spender
und Helfer
Ab nächster Woche werden den Kindergärten und Primarschulen in
Basel-Stadt insgesamt 31 Fasnachtskisten zur Verfügung stehen, die alle mit
Gegenständen zum Thema gefüllt sind: mit Larve, Kostüm und Räppli, Piccolo,
Trommelschlägeln und Trommelböggli, Fotos, Film und Büchern, Spielen, Gläbbere
und Plakette.
Die Fasnachtskiste soll indes nicht nur für sich stehen, sondern
auch als Ergänzung zum neuen Kapitel «Fasnacht» im Lehrmittel «stadtkunde
online» verstanden werden. Das Kapitel richtet sich an Schülerinnen, Schüler
und Lehrpersonen, die in Basel zur Schule gehen oder unterrichten, aber noch
keinen direkten Bezug zur Basler Fasnacht haben. «Dabei ist neben Wissenswertem
über die Basler Fasnacht auch die Sprachförderung in Zusammenhang mit dem
Basler Dialekt enthalten», sagt Franz König. «Värsli, Zeedel und Schnitzelbank
kommen darin vor.»
Die Kosten für die 31 Fasnachtskisten beliefen sich auf rund 12 000
Franken. «Wir konnten die Kosten deshalb so tief halten, weil zahlreiche
Spender und Helfer mitmachten», sagt Pia Inderbitzin. Über 40 Larven seien von
Freiwilligen im Rätz-Keller kaschiert worden. Dank eines Sammelaufrufs unter
Fasnächtlern seien Piccolos, Trommelschlegel und Böggli gespendet worden. «Eine
86-jährige Dame meldete sich und schneiderte Clownkostüme, und eine Wagenclique
legte ein Leiterlispiel, das sie an einer der vergangenen Fasnachten verteilte,
extra für die Fasnachtskiste neu auf.»
Nach dem Sexkoffer kommt mit dem Fasnachtskoffer rechtzeitig eine weitere Steilvorlage für die Basler Schnitzelbankschreiber. Das erwähnte Lehrmittel «stadtkunde online» ist in neun Kapiteln kompatibel mit dem umstrittenen Lehrplan 21. Nachdem die famose Orientierungsschule sang und klanglos abgeschafft wurde, ist man ohne zu zögern auf den umstrittenen Lehrplan 21-Zug aufgesprungen. Der zentrale Punkt bei der Lehrplan 21-Reform ist die „Kompetenzorientierung“ mit dem "selbstgesteuerten Lernen", bei dem der Klassenunterricht verunmöglicht und der qualifizierte Lehrer aus dem Lernprozess gedrängt wird. Die alleine lernenden Schüler brauchen mehr als doppelt so viel Zeit wie beim bewährten Klassenunterricht. Deshalb fällt beim Lehrplan 21 mehr als 50% des Lernstoffs "unter den Tisch" oder wird, wie das kleine 1x1 in nachfolgende "Zyklen" verschoben. Wissenserwerb und Auswendiglernen sind dann nicht mehr gefragt, die Schüler können ja "googeln". Von 1200 Aargauer Primar- bis Mittelschullehrer lehnen rund 70% das "selbstgesteuerte Lernen" ab. Ei du scheene Volksschulbangg!
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