Enthusiastische
Medienberichte über Pisa 2015 können nicht darüber hinweg täuschen, dass die
Resultate durchwegs schlechter als bei Pisa 2012 ausgefallen sind und die
Schweiz von Rang 14 auf
Rang 18 abgerutscht ist bzw. von anderen Nationen überholt wurde. Die dürftigen
Erklärungen zu diesem Absturz sind nicht nachvollziehbar. Das Tabuthema
Reformen als mögliche Ursache von Leistungsverschlechterungen wird hierzulande
nicht berührt. Dabei zeigt der IQB-Ländervergleich 2015 in Deutschland, dass
die besten Länder diejenigen mit am wenigsten Reformen sind: Mit seinen
radikalen Schulreformen („Gemeinschaftsschule“
mit OECD-Kompetenzorientierung nach Weinert) stürzte der frühere Spitzenreiter
Baden-Württemberg völlig ab. Bis die Auswirkungen von Reformen sich auf das
Pisa-Ranking auswirken, dauert es gemäss Bildungsexperten ungefähr 10 bis 15
Jahre, weil das bisherige Schulsystem wie beim ehemaligen Spitzenreiter
Finnland noch positiv nachwirkt.
PISA und der heimliche "Wochenplan", 7.12. von Peter Aebersold
Ein
möglicher Grund für die Pisa-Verschlechterung der Schweiz kann zum Beispiel die
Einführung des „Wochenplans“ sein, das gemäss den „Grundlagen für den Lehrplan 21“ (Kompetenzorientierung nach Weinert) als „zeitgemässe Methode“ in der Deutschschweiz flächendeckend eingeführt werden soll. Die „Wochenplanschule“
wurde bei der Schule für Kunst und Sport in Zürich im Schuljahr 1989/90
erstmals eingeführt. In der
Öffentlichkeit ist nicht bekannt, in wie vielen Schulen mit dem „Wochenplan“
seither experimentiert wird, ob es je eine unabhängige wissenschaftliche Studie
über dessen Auswirkungen gegeben hat und wieviel Stoff bei den betroffenen
Schülern „unter den Tisch gefallen ist“. Weil der allein gelassene Schüler beim
„selbstgesteuerten Lernen“ für seine Lösung jeweils das „Rad neu erfinden“
muss, dauert es entsprechend länger und es kann in der gleichen Zeit viel
weniger Stoff, als beim bewährten Klassenunterricht gelernt werden.
Beim
„Wochenplan“ wie beim „selbstgesteuerten Lernen“ erhalten die Schüler am Montag
einen kurzen Input und Arbeitsblätter oder youtube-Anleitungen vom
„Lernbegleiter“. Bis Ende Woche müssen die Schüler diese dann in einer
individuell gewählten Reihenfolge, im eigenen Arbeitstempo, allein oder
teilweise in Gruppen abarbeiten. Die
Hilfe des „Lernbegleiters“ soll von den Schülern möglichst wenig in Anspruch
genommen und letztlich überflüssig werden. Die
Schüler kontrollieren die gelösten Aufgaben selbst, indem sie am Schluss jedes
Kapitels ihr Wissen mit einem Test prüfen. Durch das individuelle Lerntempo
wird die Lernstandschere ab dem ersten Schultag immer grösser, ein
Klassenunterricht wird verunmöglicht und qualifizierte Lehrer, die alle Schüler
gemeinsam unterrichten können, braucht es nicht mehr und werden auch nicht mehr
ausgebildet. Klassengemeinschaften werden nicht mehr gebildet und die
Vereinzelung nimmt zu. (Hermann J. Forneck: Versuchsschule K und S, Beiträge
und Informationen zum K+S Schulversuch, Zürich 1990)
Länder,
die die OECD-Kompetenzorientierung nach Weinert eingeführt haben, sind auch
beim Pisa 2015 weiter abgestürzt und können sich kaum mehr erholen. Das dürfte
auch der Deutschschweiz blühen, falls sie den kompetenzorientierten Lehrplan 21
flächendeckend einführt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen