5. Dezember 2016

Luzerner Regierung lehnt Fremdsprachen-Initiative ab

Der Luzerner Regierungsrat beantragt dem Kantonsrat, die Gesetzesinitiative «Eine Fremdsprache auf der Primarschulstufe» abzulehnen, da ein Alleingang Luzerns keine Vorteile bringe.
Regierungsrat hält an zwei Fremdsprachen fest, 20 Minuten, 5.12.


Ursprünglich hatte der Regierungsrat das Volksbegehren für ungültig erklären wollen, weil es gegen übergeordnetes Recht verstosse. Der Kantonsrat entschied aber im Dezember 2015 zugunsten der Initiative und beauftragte die Regierung, politisch Stellung zu nehmen.
Wie zu erwarten, lehnt der Regierungsrat das Volksbegehren ab. Er strebe eine Harmonisierung des Schulwesens an und keine Luzerner Insellösung, teilte er am Montag mit. Der Lehrplan 21 könnte bei einer Annahme der Initiative in einem wichtigen Punkt nicht umgesetzt werden. Die Initiative gehe auf Kosten der Kinder, die gegenüber ihren Kollegen in den anderen Kantonen benachteiligt würden.

Erst Englisch, dann Französisch
Der Regierungsrat bekennt sich damit zum Sprachenkonzept der Schweizerischen Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK), das den Beginn des Unterrichts in der ersten Fremdsprache auf die 3. und der zweiten Fremdsprache auf die 5. Klasse ansetzt. In Luzern wird zuerst Englisch und dann auch Französisch unterrichtet.

Welche Fremdsprache in der Primarschule unterrichtet werden soll, lässt die Initiative offen. Unabhängig davon, ob Luzern sich für Englisch oder Französisch entscheiden würde, müssten für viel Geld neue Lehrmittel entwickelt werden, erklärte der Regierungsrat. Auch würden unter Umständen Weiterbildungskurse bei den Lehrern anfallen.

Initiative mit über 7000 Unterschriften eingereicht
Die Initiative macht nach Ansicht der Regierung auch pädagogisch keinen Sinn. Mit zwei Fremdsprachen gebe es in der Primarschule keine allgemeine Überforderung der Schulkinder. Auch fremdsprachige Kinder würden nicht benachteiligt. Zudem sei ein späterer Beginn des Fremdsprachenlernens leistungsmässig nachteilig.

Die Initiative «Eine Fremdsprache auf der Primarstufe» war vor zwei Jahren von einem überparteilichen Komitee mit über 7000 Unterschriften eingereicht worden. Nötig für das Zustandekommen einer Gesetzesinitiative sind im Kanton Luzern 4000 Unterschriften.

Kantonsrat entscheidet 2017
Mit der Reduktion auf eine Fremdsprache wollen die Initianten die einzelnen Sprachkenntnisse der Primarschüler verbessern und der deutschen Sprache mehr Priorität geben. Die frei werdenden Lektionen sollen mit naturwissenschaftlichen Fächern belegt werden.

Dem Initiativkomitee gehören neben der Präsidentin des Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverbands auch Vertreter aller Kantonsratsfraktionen sowie der Berufsbildung an.
Der Kantonsrat dürfte im Januar 2017 über das Volksbegehren entscheiden. Lehnt er es ab, werden die Stimmberechtigten im September 2017 dazu Stellung nehmen können. 

1 Kommentar:

  1. "Zudem sei ein späterer Beginn des Fremdsprachenlernens leistungsmässig nachteilig." Wir leben im postfaktischen Zeitalter: Es wird immer unverfrorener gelogen.

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