Der Luzerner Regierungsrat beantragt dem Kantonsrat, die Gesetzesinitiative «Eine
Fremdsprache auf der Primarschulstufe» abzulehnen, da ein Alleingang Luzerns
keine Vorteile bringe.
Regierungsrat hält an zwei Fremdsprachen fest, 20 Minuten, 5.12.
Ursprünglich
hatte der Regierungsrat das Volksbegehren für ungültig erklären wollen, weil es
gegen übergeordnetes Recht verstosse. Der Kantonsrat entschied aber im Dezember
2015 zugunsten der Initiative und beauftragte die Regierung, politisch Stellung
zu nehmen.
Wie zu
erwarten, lehnt der Regierungsrat das Volksbegehren ab. Er strebe eine
Harmonisierung des Schulwesens an und keine Luzerner Insellösung, teilte er am
Montag mit. Der Lehrplan 21 könnte bei einer Annahme der Initiative in einem
wichtigen Punkt nicht umgesetzt werden. Die Initiative gehe auf Kosten der
Kinder, die gegenüber ihren Kollegen in den anderen Kantonen benachteiligt
würden.
Erst
Englisch, dann Französisch
Der
Regierungsrat bekennt sich damit zum Sprachenkonzept der Schweizerischen
Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK), das den Beginn des Unterrichts in der
ersten Fremdsprache auf die 3. und der zweiten Fremdsprache auf die 5. Klasse
ansetzt. In Luzern wird zuerst Englisch und dann auch Französisch unterrichtet.
Welche
Fremdsprache in der Primarschule unterrichtet werden soll, lässt die Initiative
offen. Unabhängig davon, ob Luzern sich für Englisch oder Französisch
entscheiden würde, müssten für viel Geld neue Lehrmittel entwickelt werden,
erklärte der Regierungsrat. Auch würden unter Umständen Weiterbildungskurse bei
den Lehrern anfallen.
Initiative
mit über 7000 Unterschriften eingereicht
Die
Initiative macht nach Ansicht der Regierung auch pädagogisch keinen Sinn. Mit
zwei Fremdsprachen gebe es in der Primarschule keine allgemeine Überforderung
der Schulkinder. Auch fremdsprachige Kinder würden nicht benachteiligt. Zudem
sei ein späterer Beginn des Fremdsprachenlernens leistungsmässig nachteilig.
Die
Initiative «Eine Fremdsprache auf der Primarstufe» war vor zwei Jahren von
einem überparteilichen Komitee mit über 7000 Unterschriften eingereicht worden.
Nötig für das Zustandekommen einer Gesetzesinitiative sind im Kanton Luzern
4000 Unterschriften.
Kantonsrat
entscheidet 2017
Mit der
Reduktion auf eine Fremdsprache wollen die Initianten die einzelnen
Sprachkenntnisse der Primarschüler verbessern und der deutschen Sprache mehr
Priorität geben. Die frei werdenden Lektionen sollen mit
naturwissenschaftlichen Fächern belegt werden.
Dem
Initiativkomitee gehören neben der Präsidentin des Luzerner Lehrerinnen- und
Lehrerverbands auch Vertreter aller Kantonsratsfraktionen sowie der
Berufsbildung an.
Der
Kantonsrat dürfte im Januar 2017 über das Volksbegehren entscheiden. Lehnt er
es ab, werden die Stimmberechtigten im September 2017 dazu Stellung nehmen
können.
"Zudem sei ein späterer Beginn des Fremdsprachenlernens leistungsmässig nachteilig." Wir leben im postfaktischen Zeitalter: Es wird immer unverfrorener gelogen.
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