Die schlechte Lesekompetenz vieler Schüler befeuert den Streit um die
Fremdsprachen in der Primarschule. In mehreren Kantonen wird 2017 darüber
abgestimmt, ob auf dieser Stufe nur eine statt zwei Fremdsprachen unterrichtet
werden soll. Die Initianten sehen sich durch die Pisa-Resultate bestätigt. «Man
kann nicht auf drei Hochzeiten gleichzeitig tanzen», sagt etwa der ehemalige
Zürcher Bildungsrat Hanspeter Amstutz und meint damit Deutsch, Englisch und
Französisch. «Am Schluss sind die Kinder in keiner Sprache wirklich zu Hause.»
Lehrerverband: Kein Französisch für Migranten, NZZaS, 11.12. von René Donzé
Selbst beim Schweizer Lehrerverband, der eigentlich hinter den beiden
Fremdsprachen steht, kommen Zweifel auf. Nun bringt er einen neuen Vorschlag
ins Spiel. «Man könnte neu zugezogene Schüler mit fremder Muttersprache
entlasten», sagt Jürg Brühlmann, Leiter der pädagogischen Arbeitsstelle des
Verbands. Er schlägt vor, dass sie in Kursen weiterhin ihre Sprache anstelle
einer zweiten Fremdsprache lernen. «Das wäre keine Dispensation, sondern ein
Ersatz», sagt Brühlmann. So hätten sie mehr Kapazitäten frei für das Erlernen
von Deutsch. Im Zeugnis stünden dann Deutsch, Englisch oder Französisch und die
Muttersprache.
Christoph Eymann, Präsident der Erziehungsdirektorenkonferenz, spricht
von einem «guten Ansatz, den man diskutieren kann». Allerdings müssten
Massnahmen im Einzelfall geprüft werden und dürften nicht für ganze Gruppen
gelten. Zudem gebe es auch viele Schweizer Kinder mit Leseschwäche. Man müsse
das Lesen «generell früh und intensiv fördern», sagt er.
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