Standardisierte
Leistungschecks aus finanziellen und pädagogischen Gründen reduzieren
Mit dem
beabsichtigten Ziel, die Leistung der Schüler/-innen flächendeckend messen und
vergleichen zu können, haben die vier Kantone Basel-Stadt, Aargau, Solothurn
und Basel-Landschaft gemeinsam standardisierte Tests (sogenannte Checks) sowie
eine Aufgabensammlung ausgearbeitet. Im Laufe der obligatorischen Schulzeit
sollen die Schüler/-innen in der dritten und sechsten Primarklasse (P3 und P6)
sowie in der zweiten und dritten Sekundarklasse (S2 und S3) solche Tests in den
Fächern Deutsch, Mathematik, Französisch, Englisch und Naturwissenschaften
(Biologie, Chemie, Physik) schreiben, sofern diese Fächer im jeweiligen Schuljahr
unterrichtet werden. Einige Tests finden online am Computer statt, andere
herkömmlich auf Papier. Im Fach Natur und Technik ist eine praktische Arbeit
vorgesehen. In Englisch wählt die Sekundarlehrperson zwischen einer einfacheren
und schwierigeren Testversion, die seine Klasse schreiben soll. Mit den Checks werden die bisherigen
Orientierungsarbeiten abgelöst.
Motion 'Standardisierte Leistungschecks aus finanziellen und pädagogischen Gründen reduzieren', Landrat Basel-Landschaft, 14.12. von Jürg Wiedemann
Die
Kritik seitens Pädagoginnen und Pädagogen an diesen Checks ist heftig: Die
Tests führen zum Phänomen „teaching to the test“. Der Unterricht würde sich
vermehrt auf die Checks ausrichten und damit eindimensional. Was nicht zwingend
mit den standardisierten Leistungstests zu tun hat, wie zum Beispiel im Fach Deutsch
Literatur und Staatskunde, rückt in den Hintergrund. Denn Lehrpersonen, die
ihre Schüler/-innen gezielt und intensiv auf diese Prüfungen vorbereiten,
schneiden signifikant besser ab, ohne dass ihre Klassen fachlich auch
leistungsstärker wären. Dieses negative und unerwünschte Phänomen zeigte sich
bereits bei den Orientierungsarbeiten, die bislang jeweils im letzten
Sekundarschuljahr durchgeführt wurden. Ein Vergleich zwischen den Klassen und
innerhalb der vier Trägerkantone Basel-Stadt, Aargau, Solothurn und
Basel-Landschaft ist deshalb nur beschränkt möglich. Die Checks werten hingegen
sowohl den Unterricht als auch die Zeugnisse ab und sie stellen eine unnötige
Belastung für die Lernenden dar.
Die
Leistungschecks verschlingen auch enorme personelle Ressourcen und finanzielle
Mittel: Die Durchführung dieser vier Prüfungen P3, P6, S2 und S3 kostet alleine
unseren Kanton gemäss Beantwortung der Interpellation 2015-3653 von Landrätin
Florence Brenzikofer (Grüne Fraktion) jährlich wiederkehrend Fr. 521‘000.- für
die pro Schulstufe prognostizierten 2‘556 teilnehmenden Schüler/- innen. Die
Auswertungskosten der Checks betragen pro Kind Fr. 28.40 für die Stufe P3 und
je Fr. 58.40 für die Stufen P6, S2 und S3. Und dies für einen zweifelhaften
pädagogischen und wirtschaftlichen Wert. Im Hinblick auf die angespannte
Finanzlage unseres Kantons und die einschneidenden Sparmassnahmen im
Bildungsbereich sind diese hohen Ausgaben nicht vertretbar.
Weil
die Kritik der Wirtschaft, die ausgestellten Zeugnisse der Schulabgänger/-innen
seien zu wenig aussagekräftig, häufig hörbar ist und oft firmeninterne
Eignungstests zur Folge haben, soll an den Sekundarschulen nur noch ein
standardisierter Leistungscheck auf der Sekundarstufe 1 durchgeführt werden,
entweder im zweiten Sekundarschuljahr oder zu Beginn des dritten
Sekundarschuljahres. Damit werden die Bedürfnisse derjenigen Lehrbetriebe
erfüllt, welche die Leistungschecks als Beurteilungskriterium für eine Aufnahme
von Lehrlingen wünschen, damit sie auf ihre firmeninternen Eignungstests
verzichten können. Dadurch könnten zudem jährlich rund Fr. 372‘000.- eingespart
werden.
Die
Durchführung der Checks wird im Bildungsgesetz 640, § 62a (Bildungsmonitoring)
geregelt. Mit der regelmässigen Durchführung eines Leistungstests im zweiten
oder dritten Sekundarschuljahr wird auch Art. 10 (Bildungsmonitoring) des
Harmos-Konkordates erfüllt, welches die Beteiligung „an einem systematischen
und kontinuierlichen, wissenschaftlich gestützten Monitoring“ verlangt,
insbesondere die „Erreichung der nationalen Bildungsstandards namentlich durch
Referenztests (…)“.
Der
Regierungsrat wird um Ausarbeitung einer Vorlage gebeten, mit dem Ziel, dass an
den obligatorischen Schulen nur noch ein einziger standardisierter
Leistungstest (Check) auf der Sekundarstufe 1 durchgeführt wird. Auf die
anderen drei Checks soll verzichtet werden. Ein entsprechend lautender Vorstoss
wird auch im Kanton Basel-Stadt eingereicht.
Jürg
Wiedemann Pascale Uccella Regina Werthmüller Pascal Ryf Matthis Häuptli Sabrina
Corvini-Mohn Caroline Mall
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