22. Dezember 2016

Abbau von Leistungschecks gefordert

Standardisierte Leistungschecks aus finanziellen und pädagogischen Gründen reduzieren
Mit dem beabsichtigten Ziel, die Leistung der Schüler/-innen flächendeckend messen und vergleichen zu können, haben die vier Kantone Basel-Stadt, Aargau, Solothurn und Basel-Landschaft gemeinsam standardisierte Tests (sogenannte Checks) sowie eine Aufgabensammlung ausgearbeitet. Im Laufe der obligatorischen Schulzeit sollen die Schüler/-innen in der dritten und sechsten Primarklasse (P3 und P6) sowie in der zweiten und dritten Sekundarklasse (S2 und S3) solche Tests in den Fächern Deutsch, Mathematik, Französisch, Englisch und Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Physik) schreiben, sofern diese Fächer im jeweiligen Schuljahr unterrichtet werden. Einige Tests finden online am Computer statt, andere herkömmlich auf Papier. Im Fach Natur und Technik ist eine praktische Arbeit vorgesehen. In Englisch wählt die Sekundarlehrperson zwischen einer einfacheren und schwierigeren Testversion, die seine Klasse schreiben soll.  Mit den Checks werden die bisherigen Orientierungsarbeiten abgelöst.
Motion 'Standardisierte Leistungschecks aus finanziellen und pädagogischen Gründen reduzieren', Landrat Basel-Landschaft, 14.12. von Jürg Wiedemann


Die Kritik seitens Pädagoginnen und Pädagogen an diesen Checks ist heftig: Die Tests führen zum Phänomen „teaching to the test“. Der Unterricht würde sich vermehrt auf die Checks ausrichten und damit eindimensional. Was nicht zwingend mit den standardisierten Leistungstests zu tun hat, wie zum Beispiel im Fach Deutsch Literatur und Staatskunde, rückt in den Hintergrund. Denn Lehrpersonen, die ihre Schüler/-innen gezielt und intensiv auf diese Prüfungen vorbereiten, schneiden signifikant besser ab, ohne dass ihre Klassen fachlich auch leistungsstärker wären. Dieses negative und unerwünschte Phänomen zeigte sich bereits bei den Orientierungsarbeiten, die bislang jeweils im letzten Sekundarschuljahr durchgeführt wurden. Ein Vergleich zwischen den Klassen und innerhalb der vier Trägerkantone Basel-Stadt, Aargau, Solothurn und Basel-Landschaft ist deshalb nur beschränkt möglich. Die Checks werten hingegen sowohl den Unterricht als auch die Zeugnisse ab und sie stellen eine unnötige Belastung für die Lernenden dar.

Die Leistungschecks verschlingen auch enorme personelle Ressourcen und finanzielle Mittel: Die Durchführung dieser vier Prüfungen P3, P6, S2 und S3 kostet alleine unseren Kanton gemäss Beantwortung der Interpellation 2015-3653 von Landrätin Florence Brenzikofer (Grüne Fraktion) jährlich wiederkehrend Fr. 521‘000.- für die pro Schulstufe prognostizierten 2‘556 teilnehmenden Schüler/- innen. Die Auswertungskosten der Checks betragen pro Kind Fr. 28.40 für die Stufe P3 und je Fr. 58.40 für die Stufen P6, S2 und S3. Und dies für einen zweifelhaften pädagogischen und wirtschaftlichen Wert. Im Hinblick auf die angespannte Finanzlage unseres Kantons und die einschneidenden Sparmassnahmen im Bildungsbereich sind diese hohen Ausgaben nicht vertretbar.

Weil die Kritik der Wirtschaft, die ausgestellten Zeugnisse der Schulabgänger/-innen seien zu wenig aussagekräftig, häufig hörbar ist und oft firmeninterne Eignungstests zur Folge haben, soll an den Sekundarschulen nur noch ein standardisierter Leistungscheck auf der Sekundarstufe 1 durchgeführt werden, entweder im zweiten Sekundarschuljahr oder zu Beginn des dritten Sekundarschuljahres. Damit werden die Bedürfnisse derjenigen Lehrbetriebe erfüllt, welche die Leistungschecks als Beurteilungskriterium für eine Aufnahme von Lehrlingen wünschen, damit sie auf ihre firmeninternen Eignungstests verzichten können. Dadurch könnten zudem jährlich rund Fr. 372‘000.- eingespart werden.
Die Durchführung der Checks wird im Bildungsgesetz 640, § 62a (Bildungsmonitoring) geregelt. Mit der regelmässigen Durchführung eines Leistungstests im zweiten oder dritten Sekundarschuljahr wird auch Art. 10 (Bildungsmonitoring) des Harmos-Konkordates erfüllt, welches die Beteiligung „an einem systematischen und kontinuierlichen, wissenschaftlich gestützten Monitoring“ verlangt, insbesondere die „Erreichung der nationalen Bildungsstandards namentlich durch Referenztests (…)“.
Der Regierungsrat wird um Ausarbeitung einer Vorlage gebeten, mit dem Ziel, dass an den obligatorischen Schulen nur noch ein einziger standardisierter Leistungstest (Check) auf der Sekundarstufe 1 durchgeführt wird. Auf die anderen drei Checks soll verzichtet werden. Ein entsprechend lautender Vorstoss wird auch im Kanton Basel-Stadt eingereicht.

Jürg Wiedemann Pascale Uccella Regina Werthmüller Pascal Ryf Matthis Häuptli Sabrina Corvini-Mohn Caroline Mall 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen