Die Solothurner Regierung empfiehlt eine Ablehnung
der Volksinitiative «Ja zu einer guten Volksschule ohne Lehrplan 21». Das ruft
die Initianten auf den Plan.
Initianten der Volksinitiative: "Der Lehrplan 21 ist eine schreckliche Vision von Schule und Bildung", Solothurner Zeitung, 25.11. von Elisabeth Seifert
Es ist ein Horrorszenario, das die Urheber der
Volksinitiative «Ja zu einer guten Volksschule ohne Lehrplan 21» für die
Zukunft der Volksschulbildung in der Schweiz entwickeln. Der neue Lehrplan sei
eine «schreckliche Vision von Schule und Bildung», schreibt das Solothurner
Initiativkomitee in einer Mitteilung.
Statt
der Schüler-Lehrer-Beziehung würden künftig «Wikipedia, Google und Youtube» den
Unterricht bestimmen. Der Lehrplan 21 werde der Schule schaden und einen
«Bildungsabbau» mit sich bringen. Mit dem Aufbau des Lehrplans in der Form von
Kompetenzen sei ein Konzept eingebaut worden, das in angelsächsischen Ländern
gescheitert sei.
Es ist grobes Geschütz, das die Lehrplan-Gegner hier
auffahren. Sie reagieren damit auf die Empfehlung der Regierung von Anfang dieser Woche, die Volksinitiative
gegen den Lehrplan 21 abzulehnen. Wie praktisch alle deutsch- und
zweisprachigen Kantone hat auch Solothurn beschlossen, den Lehrplan umzusetzen.
In
Solothurn ist dies ab August 2018 geplant. Gegen die Einführungsbeschlüsse der
Bildungsverwaltungen sind eine Reihe kantonaler Volksinitiativen lanciert
worden. Zur Abstimmung kommen wird das Volksbegehren im Kanton Solothurn am 21.
Mai 2017. Getragen wird die Initiative von SVP, GLP und EVP. Dem
Initiativkomitee gehören zudem einzelne Vertreter der CVP an.
Kampf
gegen Zentralismus
Neben
einer Reihe von Schlagworten, die kein gutes Haar am Lehrplan 21 lassen, gehen
die Initianten mit den einzelnen Standpunkten der Regierung hart ins Gericht.
So sei es etwa keinesfalls wahr, dass im Fall einer Annahme der Initiative
unter grossem Aufwand ein eigener Lehrplan erarbeitet werden müsse. «Die
Initiative will keine radikalen Neuerungen, sondern im Gegenteil bewährte
Eckwerte des bestehenden Lehrplans im Gesetz verankern.»
Auch
für die Initianten ist aber klar, dass der aktuelle Solothurner Lehrplan, der
in den 80er-Jahren entstanden ist, überarbeitet werden muss. Die Annahme der
Initiative würde gemäss den Initianten aber die Möglichkeit ergeben, den
bestehenden Lehrplan «Bottom-up» weiter zu entwickeln, statt den
«zentralistischen, planwirtschaftlichen» Lehrplan 21 «Top-down» einzuführen.
Ob
ein völlig neuer oder ein weiterentwickelter Solothurner Lehrplan: Der Kanton
Solothurn wäre mit der Annahme der Volksinitiative gegen den Lehrplan 21 auf
sich selbst zurückgeworfen. In seiner Mitteilung geht das Initiativkomitee mit
keinem Wort darauf ein, wie die Forderung nach einem harmonisierten
Deutschschweizer Lehrplan umgesetzt werden soll.
Die
Solothurnerinnen und Solothurner haben sich zweimal für eine Harmonisierung der
Strukturen und Bildungsziele ausgesprochen. Im Jahr 2006 mit der Zustimmung zum
Bildungsrahmenartikel in der Bundesverfassung und 2010 mit dem Beitritt zum
Harmos-Konkordat, das explizit die Erarbeitung sprachregional harmonisierter
Lehrpläne fordert.
Statt
sich selbst für die Erfüllung des Volkswillens einzusetzen, machen die
Initianten dem Lehrplan 21 zum Vorwurf, dass dieser, anders als von der
Regierung behauptet, «keine Harmonisierung» bringe. Das grösste Hindernis für
den Umzug seien die Frühfremdsprachen. Die Initianten sprechen hier die
Tatsache an, dass die Kantone entweder mit Französisch oder Englisch in der
dritten Klasse beginnen.
Falsch
sei schliesslich, so das Initiativkomitee, dass eine Annahme der Initiative den
Anschluss an die Berufswelt erschwere. Das Gegenteil sei vielmehr der Fall. Sie
befürchten, dass der auf Kompetenzen aufgebaute Lehrplan 21 dazu führen könnte,
dass die Schweiz an Berufsweltmeisterschaften künftig nicht mehr regelmässig
Spitzenplätze erzielt.
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