4. Oktober 2016

Mühe mit Kritik

Die Grundidee der Harmos-Abstimmung war diejenige, die Schulen zu harmonisieren. Ziel war es, Familien künftig einen Wohnortwechsel innerhalb der Schweiz so zu erleichtern, dass sich für die Kinder dadurch keine schulischen Probleme mehr ergeben sollten. Um das und um nichts anderes ging es damals. Hinter diesem ursprünglichen Ziel steht die Starke Schule Baselland nach wie vor.
Eymann sind bikantonale Bildungsdiskussionen ein Dorn im Auge, Medienmitteilung Starke Schule Baselland, 4.10.


Die Schweizerische Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) hat den klaren Volksentscheid zum Anlass genommen, ein Projekt in die Wege zu leiten, von dem im Rahmen der gesamten Harmos-Debatte nie die Rede war. Unter Umgehung eines öffentlichen Diskurses veranlasste sie eigenmächtig die Entwicklung des sog. Lehrplans 21, welcher mit seiner Kompetenz-Lastigkeit einen eigentlichen Paradigmenwechsel im schweizerischen Schulsystem bedeutet. Die völlig neue Unterrichtsphilosophie formulierte die EDK in ihrem 2010 verabschiedeten „Grundlagenpapier für den Lehrplan 21“ in folgendem Wortlaut: „Mit der Kompetenzorientierung ergibt sich eine veränderte Sichtweise auf den Unterricht. Lernen wird verstärkt als aktiver, selbstgesteuerter, reflexiver, situativer und konstruktiver Prozess verstanden.“ (verabschiedet von der Plenarkonferenz der deutschsprachigen EDK-Regionen am 18.3.2010)

Im stillen Kämmerlein also waren die radikalen und folgenschweren Umbaupläne entstanden. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hatte sich die EDK daran gemacht, einen fundamentalen, wissenschaftlich völlig unbegleiteten Umbau der Schweizer Schulen in die Wege zu leiten. Der Lehrplan 21 als reines Versuchs-Modell vom grünen Tisch ohne jegliche Erfahrungswerte bezüglich Praxistauglichkeit und Bildungsqualität. Für ein solch riskantes Experiment mussten entsprechend linientreue Arbeitsgruppen zusammengesetzt, Kritiker entfernt oder mundtot gemacht werden. Dazu passt auch, dass sie eine Stillhaltevereinbarung unterschreiben mussten. 

Als Folge der neuen Leitideen schiessen in vielen Kantonen, z.B. in Basel-Stadt, Lernlandschaften aus dem Boden. Im Kanton Basel-Landschaft konnte diese, mit teuren Folgekosten verbundene Entwicklung gestoppt werden. Einzig in Pratteln und Frenkendorf arbeiten bis zu 72 Schüler/-innen in solchen Grossraum-Klassenzimmern. Sie beschäftigen sich selbstorientiert an ihren persönlich eingerichteten, teilweise mit Wänden abgeschotteten Arbeitsplätzen. Kontrollen, ob ein Kind konzentriert arbeitet oder nicht, sind kaum mehr möglich. Im Rahmen von Lernlandschaften werden Lehrpersonen zu Lerncoaches degradiert und auch so benannt. Dies ist im Kanton Basel-Stadt bereits der Fall. Einen fundierten Fachunterricht erteilen Lehrpersonen immer weniger. Die Schülerschaft einer ganzen Generation wird auf dem Weg über die neue Unterrichtsideologie zum Versuchsobjekt.

Regierungsrat Christoph Eymann war als leitendes Mitglied der EDK einer der Hauptverantwortlichen für diese ganzen Umstrukturierungen. Mit Kritik oder abweichenden Meinungen hat er besonders Mühe. In diesem Zusammenhang können bei ihm schon einmal Anstand und Fairness auf der Strecke bleiben. So schreckt er beispielsweise nicht zurück, die Wissenschaftlerin Simone Pfenninger (Universität Zürich), die kürzlich eine fundierte Studie zum Fremdspracherwerb publiziert hatte, öffentlich zu desavouieren, nur weil ihm ihre Resultate nicht ins Konzept passten.

Im Zusammenhang mit der Lehrerbefragung macht Eymann der Starken Schule Baselland den Vorwurf, sie würde sich in inakzeptabler Form in die Angelegenheiten des Kantons Basel-Stadt einmischen. Bikantonale Diskussionen und eine verbesserte Zusammenarbeit unter den Lehrpersonen in der Nordwestschweiz scheinen ihm ein Dorn im Auge zu sein. Ausserdem blendet er aus, dass gerade er es ist, der eine Initiative des Lehrerverbandes BL im WOZ-Bildung-Interview vom 15. September 2016 als „idiotisch“ bezeichnete.

Die Starke Schule Baselland nimmt Herrn Eymanns Äusserungen zur Kenntnis und bedauert seinen offensichtlichen Versuch, bikantonale Bildungsdiskussionen unter den Lehrerinnen und Lehrern abwürgen zu wollen.

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