Frau Katja Christ, Basler Grossrätin und
Präsidentin der GLP BS, wunderte sich unlängst in der BaZ: «Wo bleibt die
Debatte zur Bildungsreform?»
Die Antwort auf ihre Frage findet sich in der neusten Publikation
auf der Homepage der Starken Schule Baselland. Unter dem Titel «Eymann sind
bikantonale Bildungsdiskussionen ein Dorn im Auge» schreiben die Verfasser
wörtlich: «Regierungsrat Christoph Eymann war als leitendes Mitglied der EDK
einer der Hauptverantwortlichen für diese ganzen Umstrukturierungen (gemeint ist im weitesten Sinne «Harmos»
beziehungsweise dessen Folgen – Anm. des Verfassers). Mit Kritik
oder abweichenden Meinungen hat er besonders Mühe. In diesem Zusammenhang können
bei ihm schon einmal Anstand und Fairness auf der Strecke bleiben. So schreckt
er beispielsweise nicht zurück, die Wissenschaftlerin Simone Pfenninger
(Universität Zürich), die kürzlich eine fundierte Studie zum Fremdspracherwerb
publiziert hatte, öffentlich zu desavouieren, nur weil ihm ihre Resultate nicht
ins Konzept passten.»
L'école c'est moi! Basler Zeitung, 17.10. von Daniel Vuilliomenet
Et voilà! Christoph Eymann gefällt sein Platz an der Sonne als
Departements- und EDK-Regent und er befindet sich dabei in guter Gesellschaft
mit anderen sonnenbeschienenen Bildungsreformern: L’école c’est moi! Auch ich
hatte das Vergnügen, in seinem vor längerer Zeit an mich persönlich
adressierten Schreiben das Wort «dumm» entgegennehmen zu müssen. Dies als
Reaktion auf meinen im Vorfeld veröffentlichten BaZ-Leserbrief, in dem ich zu
bedenken gab, die vier am Bildungsraum Nordwestschweiz beteiligten Kantone
hätten das meines Erachtens bewährte System 5/4 nicht so leichtfertig über Bord
werfen müssen und dessen Weiterführung (AG + BL) beziehungsweise Neueinführung
(BS + SO) prüfen sollen (siehe Tessin). Gewisse Entwicklungen im neu
eingeführten System 6/3 belegen inzwischen bereits meinen damaligen Einwand.
Gegen eine Schule im Wandel ist grundsätzlich nichts einzuwenden.
Auch ohne Lehrplan 21 und Sammelfächer wird heute anders unterrichtet als noch
vor 50 Jahren, als ich zur Schule ging. Neu aber ist, dass Reformbemühte den
Ist-Zustand der Schulen beharrlich und mit System schlechtreden. Lehrpläne im
herkömmlichen Sinn sollen der Vergangenheit angehören – Lern- und Lehrziele
müssen kompetenzorientiert formuliert sein. Einzelfächer wie Geschichte und
Geografie beziehungsweise Biologie, Chemie und Physik sind out – Vernetzung
braucht das Bildungsland Schweiz. Fremdsprachenlernen ab der Sekundarstufe 1
ist jenseits – es gilt: je früher und je mehr, desto besser. Grammatik und
Wortschatz bei Fremdsprachen sind passé – all das ergibt sich von selbst. Und
Lernstoff erklärt zu bekommen, ist sowieso antiquiert – die moderne
Schülerinnen- und Schülergeneration entdeckt vor allem selber, Internet sei
Dank. Was sind da schon 5000 Jahre Wissenschafts- und Kulturgeschichte? Ein
Klacks!
Widerspruch wird nicht toleriert – ein Zeichen starker Führung.
Allerdings: Wie lange werden sich Eltern aktuell und künftig betroffener Schülergenerationen
ein solches Gebaren noch gefallen lassen? Zum Glück gibt es im benachbarten
Baselbiet mehr Diskussionen und auch Abstimmungen – sehr zum Missfallen aller
von Gottes Gnaden berufenen Reformerinnen und Reformern.
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