Gegen das Messen hat man meist nichts einzuwenden.
Zahlen sind gut, sie lügen nicht, sind objektiv. Nur in der Schule und bei der
Bildung hat es das Messen schwer. «Bildung» (ja, hier mal mit
Anführungszeichen) ist doch an sich etwas nicht Messbares. Andererseits werden
– seit es Pisa (Programme for International Student Assessment) gibt – die
Resultate und Rankings ähnlich behandelt wie Sportresultate. Die sagen nämlich
alles.
"Eine autonome Schule braucht Tests, damit sie sieht, was sie gut macht", Aargauer Zeitung, 21.9. von Christoph Bopp
Wenn
sich das Podium «Interface» der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in
Brugg-Windisch um unser Verhältnis zu Zahlen kümmert, darf der Bereich Bildung
nicht fehlen. Die Korrelation zwischen Bildungskompetenz und
Wirtschaftswachstum war für die Statistiker «frappierend», als sie die Daten
zwischen 1960 und 2000 verglichen. Seither ist «unser Wohlstand», wie wir gern
sagen, und «unsere Schule» ein Paar, das aufmerksam beobachtet wird. Fallen wir
im Pisa-Ranking ein paar Ränge zurück, schellen die Alarmglocken.
«Mister
Pisa», der Zürcher Bildungsforscher Urs Moser, stellte vieles klar, was in
Sachen Schulleistungen vermessen an Vorurteilen da ist. Eine Frage konnte er
allerdings auch nicht beantworten: «Was ist Bildung?» Klar wurde aber, dass man
aufpassen muss. Was soll man mit Zahlen versehen und wo lieber nicht
quantifizieren? Bildung (mit oder ohne Anführungszeichen) ist klar ein Fall für
Letzteres.
Am
Schluss ist die ganze Zahlenbeigerei auch einer Erkenntnis verpflichtet: Dass
es für Bildungseinrichtungen, also Schulen, besser ist, wenn sie möglichst
autonom sein können. Wenn sie sich an die Verhältnisse anpassen und bei
Problemen «passgenau» entscheiden können. Wenn man ihnen frei lässt, wie sie es
machen, müssen sie auch kontrollieren können, ob sie es richtig machen. Denn
auch wenn Lehrer Noten geben, ist damit Zufall und Willkür keineswegs
ausgeschaltet. Und das nicht nur beim Deutschaufsatz.
Moser
zeigte die sechs Dimensionen des Messens von Schulleistungen. Was können Tests
und Vergleiche leisten und wo muss man aufpassen? Wenn man sich klar macht, an
welchen systematischen Verzerrungen (also ohne dass der Lehrer speziell bös
will) das Notengeben leidet, muss man zum Schluss kommen: Ohne Tests kann es
keine faire Beurteilung geben. Eine autonome Schule braucht Tests, damit sie
sieht, was sie gut macht und wo man etwas verbessern kann.
Das
Wichtigste ist, dass man mit den Test-Werten richtig umgehen kann. Was sagen
uns die Studien und was nicht? Frühfranzösisch – bringt es etwas oder eher
nichts? Es kommt halt – wie immer – drauf an.
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