Es ist noch nicht lange her, da
verursachte ein Sexkoffer mit Plüschvaginas und Holzpenissen für den
Sexualkundeunterricht eine Protestwelle. Nun aber sorgt ein anderes Lehrmittel
für rote Köpfe: das Praxisbuch «Sexualpädagogik der Vielfalt», das in den
Kantonen Zürich und Basel für den Sexualkundeunterricht empfohlen wird. Darin
thematisiert werden unter anderem Analsex, Darkrooms oder Sadomasochismus.
Empfohlen werden auch pädagogische Methoden: So sollen 14-Jährige in einem
Theaterstück Praktiken wie Analsex darstellen oder Spielzeug für das Liebesleben
zweier Lesben oder eines Rentnerpaares ersteigern. Hilfsmittel für die jungen
Schauspieler: Dildos und Vaginalkugeln.
Das umstrittene Buch wird in Zürich und Basel empfohlen, Bild: Gaetan Bally
Schüler sollen Analsex in Theaterstück darstellen, 20 Minuten, 21.6.
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«Schamfaktor hoch 10»
Dass ein solches Buch auch in der
Schweiz offiziell empfohlen wird, stört SVP-Nationalrat Sebastian Frehner.
«Dieses Buch hat nichts im Sexualkundeunterricht zu suchen, die entsprechenden
Kantone müssen es schnellstens aus dem Verkehr ziehen.» Den Verfassern gehe es
nicht mehr um die Aufklärung, sondern um die Sexualisierung der Jugendlichen.
«Für manche Jugendliche mögen solche expliziten Inhalte normal sein, weil sie
dies in Pornos gesehen haben, doch für andere wäre eine Simulation von Analsex
die reinste Tortur, mit Schamfaktor hoch zehn.» Jugendliche könnten gar
Schädigungen davontragen, wenn sie im Sexualkundeunterricht mit solchen Bildern
und Rollenspielen konfrontiert seien. Im Zürcher Kantonsrat wurde das Buch
ebenfalls thematisiert, die christliche Plattform «CitizenGO» sammelte in einer
Online-Petition mehr als 18'000 Unterschriften gegen das Lehrmittel.
Auch die Präsidentin den Zürcher
Lehrerverbandes, Lilo Lätzsch, findet: «Dieses Buch überschreitet eine Grenze,
es würde mir nie im Leben einfallen, so etwas im Schulzimmer zu veranstalten.»
Sie vertraut aber darauf, dass die Lehrkräfte diese expliziten Praktiken nicht
verwenden würden. Seien die Jugendlichen heute durch Medien und Pornos
desensibilisiert, wäre es besser, ihnen klarzumachen, dass die Realität oft
anders aussehe und dass es verschiedene Vorstellungen von Sexualität gebe.
Solle das Buch weiterhin auf den Empfehlungslisten der Kantone zu finden sein,
müsse man sich überlegen, gewisse Passagen daraus zu streichen.
«Die Kantone haben sich etwas
überlegt»
Der Schaffhauser Regierungsrat
Christian Amsler, Präsident der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz,
vertraut auf die Lehrer: «Ich denke, Lehrkräfte und Fachpersonen für
Sexualkunde können sehr wohl einschätzen, wann eine Übung angemessen ist und
wann nicht.» Auch die Kantone hätten sich wohl etwas überlegt, als sie das
Lehrbuch in die Liste der Empfehlungen aufgenommen hätten. Er sieht deshalb
keinen Handlungsbedarf. «Ich kenne das Buch nicht. Die beschriebene Praktiken
sind etwas gar speziell, doch es gibt sicherlich andere Gründe, warum das Buch
als empfehlenswert eingestuft wurde.»
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