21. Juni 2016

Sexualkunde sorgt für rote Köpfe

Es ist noch nicht lange her, da verursachte ein Sexkoffer mit Plüschvaginas und Holzpenissen für den Sexualkundeunterricht eine Protestwelle. Nun aber sorgt ein anderes Lehrmittel für rote Köpfe: das Praxisbuch «Sexualpädagogik der Vielfalt», das in den Kantonen Zürich und Basel für den Sexualkundeunterricht empfohlen wird. Darin thematisiert werden unter anderem Analsex, Darkrooms oder Sadomasochismus. Empfohlen werden auch pädagogische Methoden: So sollen 14-Jährige in einem Theaterstück Praktiken wie Analsex darstellen oder Spielzeug für das Liebesleben zweier Lesben oder eines Rentnerpaares ersteigern. Hilfsmittel für die jungen Schauspieler: Dildos und Vaginalkugeln.
Das umstrittene Buch wird in Zürich und Basel empfohlen, Bild: Gaetan Bally
Schüler sollen Analsex in Theaterstück darstellen, 20 Minuten, 21.6. 
Auch sollen die Schüler ein «Puff für alle» bauen, wo sexuelle Praktiken wie der «Blowjob» oder «Cunnilingus» dargestellt werden sollen. Das Unterrichtsmaterial richtet sich an Sekundarschüler, der Kanton Zürich empfiehlt es ab 14 Jahren. Evaluiert wurde es von der Pädagogischen Hochschule Zürich, der Fachstelle «Lust und Frust» und einer Gruppe von Lehrern und Schulleitern. Wie häufig die Empfehlungen tatsächlich von Lehrern umgesetzt werden, weiss man nicht. Fakt aber ist, dass Lehrer die Möglichkeit haben, auf das Material zuzugreifen.

«Schamfaktor hoch 10»
Dass ein solches Buch auch in der Schweiz offiziell empfohlen wird, stört SVP-Nationalrat Sebastian Frehner. «Dieses Buch hat nichts im Sexualkundeunterricht zu suchen, die entsprechenden Kantone müssen es schnellstens aus dem Verkehr ziehen.» Den Verfassern gehe es nicht mehr um die Aufklärung, sondern um die Sexualisierung der Jugendlichen. «Für manche Jugendliche mögen solche expliziten Inhalte normal sein, weil sie dies in Pornos gesehen haben, doch für andere wäre eine Simulation von Analsex die reinste Tortur, mit Schamfaktor hoch zehn.» Jugendliche könnten gar Schädigungen davontragen, wenn sie im Sexualkundeunterricht mit solchen Bildern und Rollenspielen konfrontiert seien. Im Zürcher Kantonsrat wurde das Buch ebenfalls thematisiert, die christliche Plattform «CitizenGO» sammelte in einer Online-Petition mehr als 18'000 Unterschriften gegen das Lehrmittel.

Auch die Präsidentin den Zürcher Lehrerverbandes, Lilo Lätzsch, findet: «Dieses Buch überschreitet eine Grenze, es würde mir nie im Leben einfallen, so etwas im Schulzimmer zu veranstalten.» Sie vertraut aber darauf, dass die Lehrkräfte diese expliziten Praktiken nicht verwenden würden. Seien die Jugendlichen heute durch Medien und Pornos desensibilisiert, wäre es besser, ihnen klarzumachen, dass die Realität oft anders aussehe und dass es verschiedene Vorstellungen von Sexualität gebe. Solle das Buch weiterhin auf den Empfehlungslisten der Kantone zu finden sein, müsse man sich überlegen, gewisse Passagen daraus zu streichen.

«Die Kantone haben sich etwas überlegt»
Der Schaffhauser Regierungsrat Christian Amsler, Präsident der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz, vertraut auf die Lehrer: «Ich denke, Lehrkräfte und Fachpersonen für Sexualkunde können sehr wohl einschätzen, wann eine Übung angemessen ist und wann nicht.» Auch die Kantone hätten sich wohl etwas überlegt, als sie das Lehrbuch in die Liste der Empfehlungen aufgenommen hätten. Er sieht deshalb keinen Handlungsbedarf. «Ich kenne das Buch nicht. Die beschriebene Praktiken sind etwas gar speziell, doch es gibt sicherlich andere Gründe, warum das Buch als empfehlenswert eingestuft wurde.»


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