6. Juni 2016

Baselbieter Skepsis gegenüber Lehrplan 21

Das Baselbiet hat sich gegen die Einführung von Sammelfächern ausgesprochen
Fächer wie Biologie, Chemie und Physik werden im Kanton Basel-Landschaft auch künftig in Einzelfächern unterrichtet. Doch das Baselbieter Volk ist in Bildungsfragen nicht grundsätzlich reformkritisch.
Ein erstes Ja zum Lehrplan 21, NZZ, 6.6. von Valerie Zaslawski und Daniel Gerny


Dieses Baselbieter Abstimmungsergebnis in Bildungsfragen wird über die Kantonsgrenzen hinaus wahrgenommen werden: Die Bevölkerung hat sich – wenn auch relativ knapp – gegen eine Volksinitiative ausgesprochen, wonach in Zukunft das Kantonsparlament den Lehrplan Volksschule hätte genehmigen müssen. Jetzt bleibt der Bildungsrat zuständig. 52,7 Prozent der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger lehnten die Initiative ab. Das Volksbegehren, vom Baselbieter Bildungspolitiker Jürg Wiedemann praktisch im Alleingang lanciert, war eindeutig gegen den Lehrplan 21 gerichtet. Dieser Angriff ist mit diesem Abstimmungsresultat gescheitert.

Gleichentags stimmten die Baselbieter allerdings einer zweiten Volksinitiative zu, die ebenfalls aus Wiedemanns Küche stammt: Sie verlangt den Verzicht auf sogenannte Sammelfächer und verhindert, dass Biologie, Chemie und Physik künftig in einem einzigen Sammelfach unterrichtet werden. An den Baselbieter Sekundarschulen müssen diese Gebiete deshalb weiterhin in Einzelfächern unterrichtet und benotet werden. Das Volksbegehren wurde mit einem Ja-Stimmen-Anteil von gut 60 Prozent recht deutlich angenommen. Mit 84,6 Prozent Ja wurde zudem die Volksinitiative «Bildungsqualität auch für schulisch Schwächere» angenommen. Damit werden duale und schulische Brückenangebote im Bildungsgesetz festgeschrieben.

Sorge um Qualität der Schule
Der Kanton Basel-Landschaft ist der erste von einer ganzen Reihe von Kantonen, die an der Urne zum Lehrplan 21 Stellung beziehen sollen. In vielen Kantonen sind entsprechende Volksinitiativen unterwegs, die jener aus dem Baselbiet ähneln. Zwar lehnen es die Baselbieter ab, den Entscheid über Lehrpläne ans Parlament zu delegieren und damit zu verpolitisieren, doch drückt der Verzicht auf die Sammelfächer gleichwohl eine Skepsis gegenüber Bildungsreformen aus. Der Vorlage dürfte insbesondere geholfen haben, dass auch der Lehrerverband den Verzicht auf die Sammelfächer unterstützt hat.

Auftakt missglückt

Nicht erst seit diesem Abstimmungskampf ist die Bildungspolitik im Baselbiet ein grosses Thema. Sie dominierte bereits den Wahlkampf im letzten Jahr: Die neue Bildungsdirektorin Monica Gschwind (fdp.), die den Sitz von der SP eroberte, wurde nicht zuletzt wegen ihrer reformkritischen Haltung gewählt. Sie hatte stets gegen den Lehrplan 21 Position bezogen. Gschwind steht nun in ihrem Kanton vor keiner einfachen Aufgabe. Das gilt indessen auch für die Kritiker des Lehrplans in den übrigen Kantonen: Der Auftakt zum schweizweiten Feldzug gegen den Lehrplan 21 ist nicht wunschgemäss geglückt.»

1 Kommentar:

  1. "Ein erstes Ja zum Lehrplan 21", so titelt die NZZ ihren Bericht. Was soll man dazu noch sagen?

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