30 Kantonsräte wagten es,
gegen den Strom der Regierung und der Medien zu schwimmen und der Initiative
für einen HarmoS-Austritt zuzustimmen. Da es während der
Kantonsratsdebatte und den Veröffentlichungen dazu falsche Vorwürfe gegenüber
den Initianten gab, veröffentlicht der Verein für eine Starke Volksschule
folgende Richtigstellungen:
Wichtige Richtigstellungen, Medienmitteilung Starke Volksschule St. Gallen, 23.5.
Wer krempelt die Schule
um?
Die neusten Ankündigungen
von Schulreformen (Notenabbau) durch den Erziehungsrat bestätigen die längst
bekannte Tatsache: Nicht die Initianten krempeln die Schule um – sie wollen,
dass man sich auf Bewährtes besinnt.
Das HarmoS-Konkordat
hingegen, der darauf aufbauende Lehrplan 21 und die darauf hinführenden
Reformen der letzten 30 Jahre führen leider zu einem untauglichen Lehr- und
Lernverständnis. Dazu gehören die schleichende Abschaffung des Kindergartens
durch die Einführung von Zyklen, die Abschaffung der Jahresziele, die Individualisierung
des Unterrichts mit selbstorganisiertem Lernen und damit die bewusst geförderte
Heterogenität in den Schulklassen. Deswegen benötigen viele Kinder – für die
Lehrer schlicht nicht umsetzbar – vermehrt spezielle Unterstützung. Ebenso
beklagen wir die Degradierung des Lehrers zum Coach, die zunehmende „Testerei“
sowie das verfehlte Fremdsprachenkonzept. Die bedeutsamen Forschungen der
Dozentin Dr. Simone Pfenninger an der Universität Zürich zeigen nämlich, dass
die Vor- und Nachteile des eingeführten Fremdsprachenkonzepts differenzierter
betrachtet werden müssen und spätere Einführungen durchaus Sinn machen, wie es
Appenzell Innerrhoden und der Thurgau auch schon richtigerweise praktizieren.
Neu sollen nun auch die
Noten Eins und Zwei abgeschafft werden und wie Herr Florian Sauer im Tagblatt
vom 13. Mai schreibt, nur noch ganze Noten gegeben werden. Es wird darauf
hingearbeitet, Noten zu ersetzen durch schwammige Beschreibungen der
Kompetenzen der Schüler – eine weitere Reform, welche weder vom Volk noch von
den Lehrpersonen gewollt ist. Diese Neuerungen werden die Beurteilung für
Lehrbetriebe weiter erschweren. Spätestens hier müssten die KMUs hellhörig
werden.
Wir stellen zudem fest,
dass diese Reformen vermehrt schwächere Schüler benachteiligen. Ferner ist der
Fächerkatalog in den letzten Jahren, insbesondere an der Mittelstufe,
ausgedehnt worden, womit Grundlagenfächern wie Deutsch und Rechnen immer
weniger Lektionen zur Verfügung stehen. Sammelfächer sind auch keine Lösung,
denn diese erschweren schlussendlich ein tiefergehendes Verständnis und Wissen
– zum Beispiel in Geschichte und Geographie.
Wer gefährdet den
Föderalismus?
Den Initianten wird
unterstellt, der Föderalismus würde durch einen HarmoS-Austritt gefährdet und
das Einschreiten des Bundes provoziert. Dies ist eine haltlose Behauptung.
Gemäss der EDK sind die Harmonisierungsbestrebungen nach den Vorgaben der
Bundesverfassung erfüllt. Mit dem HarmoS-Austritt stärken wir sogar die
Volksrechte und ermöglichen eigenständigere Lösungen, z.B. die Aufhebung des
Zwangs zu zwei Fremdsprachen in der Primarschule.
Weiter sehen wir uns durch
das Urteil des Verwaltungsgerichts Graubünden vom 11. Mai 2016 bestätigt.
Dieses hat eine von der Bündner Regierung und vom Grossen Rat (Kantonsrat)
abgelehnte Initiative für nur eine Fremdsprache an der Primarschule für gültig
erklärt. In der Begründung wird ausgeführt, dass weder das Sprachengesetz noch
die Bundesverfassung in der Primarschule zwei Frühfremdsprachen vorschreibe.
Dies kann von jedermann nachgelesen werden. Zuvor hatten das Gutachten von
Prof. Ehrenzeller, das Verwaltungsgericht St.Gallen und die St.Galler Regierung
Gegenteiliges behauptet. Das Urteil des Verwaltungsgerichts Graubünden ist
rechtskräftig.
Wofür setzt sich der
Verein für eine Starke Volksschule ein?
Der Verein für eine Starke
Volkschule bezweckt, dass in der Schule endlich wieder in Ruhe gearbeitet
werden kann ohne dauernden bürokratischen Reformzwang und dass bei der
Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer der Fokus wieder auf die fachliche
Wissensvermittlung gelegt wird und nicht auf ausufernde (Selbst-) Reflektionen.
In der Broschüre
„Einspruch“ wird die Rolle des Lehrers von Roland Reichenbach, Professor für
Pädagogik an der Universität Zürich, treffend definiert: „Es gibt keine guten Schulen
ohne gute Lehrpersonen. Und diese Lehrpersonen müssen den Schülerinnen und
Schülern klar machen. Erstens: Was du hier lernst, ist wirklich wichtig.
Zweitens: Mir ist es ein Anliegen, dass du das lernst. Drittens: Ich glaube
fest daran, dass du das schaffst. Und viertens: Ich werde dir dabei helfen und
dich unterstützen.“ Die Volksschule ist den Eltern und Kindern und allen
Bürgerinnen und Bürgern verpflichtet. Sie muss wieder Sache von uns allen
werden! Einen ersten Schritt zu mehr demokratischer Mitbestimmung in der
Volksschule ermöglicht die Initiative „Ja zum Ausstieg aus dem
Harmos-Konkordat!“
Veranstaltung
Insbesondere weist der
Verein auf eine informative Veranstaltung zum Thema „HarmoS und seine Folgen“ vom 1. Juni in der Fachhochschule
St.Gallen hin. Interessierte sind herzlich eingeladen. Die Veranstaltung
beginnt um 19.00 Uhr mit den versierten Referenten Alain Pichard, Sekundar- und
Realschullehrer und Dr. phil. Beat Kissling, Erziehungswissenschaftler und
Hochschuldozent. Die Fachhochschule befindet sich direkt beim Bahnhof St.Gallen
an der Rosenbergstrasse 59.
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