Was für ein absurdes Trauerspiel: Einverweigerter Handschlag in Therwil wurde zur Staatsaffäre und brachte das
Baselbiet international in die Schlagzeilen. Die Bildungsdirektion von
Regierungsrätin Monica Gschwind (FDP) brauchte ein halbes Jahr seit dem Hilferuf
der überforderten Schulleitung in Therwil für ein juristisches Gutachten,
wonach nun also zwei Schüler zum Handschlag gezwungen werden können. Schon nur dieser Vorgang ist absurd, denn die Lage ist simpel: Zwei muslimische Schüler verweigern ihrer Lehrerin den Handschlag, weil sie eine Frau ist. Das ist Sexismus und nichts weiter.
Courage statt Gutachten, Basler Zeitung, 26.5. Kommentar von Joël Hoffmann
Es ist bedrückend genug,
dass die Schulleitung die Burschen gewähren liess, solange sie auch Männern
nicht die Hand geben. Und besonders stossend ist, dass Monica Gschwind nicht
sofort den Schülern und ihrem Vater, der als Imam in einer von Islamisten
frequentierten Moschee in Basel tätig ist, unmissverständlich die Leviten
gelesen hat.
Stattdessen schiebt sie
nun ein juristisches Gutachten vor, das eine im Grunde selbstverständliche
Haltung legitimieren soll.
Gschwind demonstriert
damit nicht Stärke, wie man auf den ersten Blick meinen könnte, sondern dass
die Freisinnige bei grundsätzlich demokratischen Werten nicht sattelfest und
sogar bereit ist, die Würde der Frau – nicht die Würde der Menschen –
und die Religionsfreiheit gegeneinander abzuwägen.
Das ist fatal und zeugt
von einem etwas gar seltsamen Verständnis von Religionsfreiheit. Das Recht,
seine metaphysischen Bedürfnisse ausleben zu können, bedingt auch, dass
Andersgläubige oder Nichtgläubige frei von religiösen Anmassungen anderer leben
können. Wenn das Gutachten also festhält, dass die Lehrerin durch die
Verweigerung des Handschlags in eine religiöse Handlung miteinbezogen wird,
dann stimmt das natürlich, klingt aber absurd und belegt leider auch, wie wenig
selbstverständlich für Gschwind demokratische Grundregeln sind: SP-Bundesrätin
Simonetta Sommaruga hat den Vorfall sofort verurteilt: «So stelle ich mir
Integration nicht vor», sagte die Bundesrätin. Und Gschwind? Mutlos gibt sie
Steuergelder für ein unnötiges Gutachten aus, das vor Gericht ebenso anfechtbar
ist, wie es eine klare, couragierte Ansage gewesen wäre.
Wer, wie die Familie aus
Therwil,der Schule in diskriminierender Weise ihre Regeln aufzwingen will, hat
nicht begriffen, dass die religiöse Neutralität des Staates und die Begrenzung
der Religion überhaupt erst das Nebeneinander der Religionen ermöglicht. Ihr
Einbürgerungsgesuch ist zu Recht eingefroren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen