20. Mai 2016

Sehr viel Nebel

Das Bildungssystem gehört zu den zentralen Erfolgsfaktoren von Gesellschaften. Für Politiker wie für Ökonomen ist deshalb die Bildungsforschung von grossem Interesse. Hilfreich ist hier die neuste Analyse eines britischen Forschers zum Stand der derzeitigen Mutmassungen.
Die Notration für Bildungspolitiker, NZZ, 20.5. von Hansueli Schöchli


Laut dieser ist höhere Bildung für die Betroffenen finanziell im Durchschnitt sehr rentabel. Bildung hat auch positive Auswirkungen auf Gesundheit, Lebenszufriedenheit und Lebenserwartung. Bildung macht auch geduldiger und drückt die Scheidungsraten. Etwa 40% bis 60% der Varianz im Bildungsstand der Menschen sind durch den Familienhintergrund erklärt (Gene plus Umfeld). Ob mehr Geld für Schulen die Leistungen der Schüler verbessert, ist kontrovers. In jüngerer Zeit häufen sich immerhin die Feststellungen positiver Effekte vor allem bei eher schlechten Schülern. Eine Verkleinerung der Klassen kann die Ergebnisse verbessern, doch schlüssig ist der Zusammenhang nicht. Bedeutender als die Grösse der Klassen mag deren Zusammensetzung sein.

Unbestritten ist die zentrale Bedeutung der Lehrer. Würde man jedes Jahr die 5% schlechtesten Lehrer durch durchschnittliche Lehrer ersetzen, brächte dies einen hohen Nutzen. Wie man gute Lehrer im Voraus erkennt, ist aber unklar. Die Diplome haben wenig Aussagekraft. Ein wesentlicher Faktor ist die Erfahrung. Eine Schule kann die Qualität steigern, wenn ihre besten Lehrer den Kollegen informell unter die Arme greifen. Ein gutes Lohnniveau hilft, die fähigen Lehrer bei der Stange zu halten. Bonuszahlungen etwa in Abhängigkeit von Schülerleistungen können die Qualität ebenfalls steigern, aber auch kontraproduktiv sein. Gewisse Studien zeigen per saldo positive Wirkungen, doch schlüssig ist das nicht.


Budget-Anreize für Schulen je nach Leistung können die Qualität steigern. Analog zu den Lehrern gilt aber auch hier, dass die Schulen sich dann auf das konzentrieren, was gemessen wird. Schulwettbewerb kann derweil positiv sein, doch restlos geklärt ist die Frage nicht. Gesichert ist vor allem eines: Die Arbeit wird den Bildungsforschern nicht ausgehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen