Der Lehrplan 21
könnte scheitern. Nun schaltet sich der Chef der Deutschschweizer
Erziehungsdirektoren ein und weibelt für den Einheitslehrplan.
Amsler: "Der Lehrplan 21 ist die logische Fortführung dessen, was wir in der Schweiz kennen", Bild: Screenshot PHZH
Werbung für die ungeliebte Einheitsschule, Blick, 11.5.
Bald steht
ein erster Testfall für den Lehrplan 21 an, der ab 2018 sicherstellen soll,
dass Schüler in allen Deutschschweizer Kantonen den gleichen Schulstoff haben.
Am 5. Juni nämlich stimmt das Baselbiet über zwei Initiativen
zum Harmonisierungsprojekt ab. Die erste verlangt, dass nicht der
Regierungsrat, sondern das Parlament über
den Lehrplan bestimmt. Die zweite will die sogenannten Sammelfächer wie «Natur
und Technik» und «Räume, Zeiten, Gesellschaften» verhindern. Diese sollen
die heutigen Einzelfächer Physik,Chemie und
Biologie respektive Geschichte und Geographie ablösen.
Weibeln für den Lehrplan
Sagen die
Baselbieter Ja zu den Initiativen, steht der Lehrplan 21 vor dem Aus
– denn was nützt ein gemeinsamer Lehrplan, wenn doch alle Sonderregeln
haben? Diese Angst hat offenbar auch die Deutschschweizer
Erziehungsdirektorenkonferenz ergriffen. Präsident Christian Amsler jedenfalls
geht jetzt zum Gegenangriff über und versucht, die breite Öffentlichkeit vom
Vorhaben zu überzeugen. In Videobotschaften der Pädagogischen Hochschule Zürich «erklärt»
der Schaffhauser Regierungsrat derzeit wortreich, was der Lehrplan 21
bedeutet und was er ändern wird. Das ist, glaubt man Amsler, nicht viel. «Der
Lehrplan 21 ist die logische Fortführung dessen, was wir in der Schweiz kennen»
sagt er etwa. Das Konzept diene mehr als roter Faden, Lehrer würden weiterhin
viel Freiraum haben, den Unterricht zu gestalten. Auch der Kindergarten werde
nicht verschult. Amsler versucht ganz offensichtlich, Ängste zu zerstreuen.
Nicht geeignet für Volksabstimmung
Das muss er auch, denn das
Baselbiet steht nicht allein da mit seiner Kritik. In mehr als der Hälfte der
21 betroffenen Kantone wird mit grosser Wahrscheinlichkeit das Volk über
die Einführung des Lehrplans entscheiden. Eine Tatsache, die Amsler falsch
findet. Parlament und Volk seien «falsche Gefässe» für diese Entscheidung. Der
Lehrplan sei ein «komplexes Konsenswerk», dem eine einfache
Ja-Nein-Abstimmung nicht gerecht werde.
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