5. April 2016

Kritik fällt auf Eymann zurück

Herr Eymann stellt in seiner Replik (1.4.) auf einen Artikel in der BaZ (Ein Flop, den niemand sofort stoppen will, 29.3.) fest: „Im Moment scheint ein Streit der Studien zu herrschen“. Damit liegt Herr Eymann falsch. Es herrscht kein Streit, im Gegenteil, die Wissenschaft ist sich sogar ausgesprochen einig: Früher Fremdsprachenunterricht mit zwei bis drei Lektionen pro Woche bringt nichts. Punkt.














"Wir haben ein sehr gutes Lehrmittel" - Christoph Eymann
Kritik fällt auf Eymann zurück, Urs Kalberer, 4.4.


Die Schweizerische Koordinationskonferenz für Bildungsforschung CORECHED – zwei von sieben Mitgliedern stellt die EDK – bestellte bei der Universität Arhus (Dänemark) eine Studie. Darin wurde untersucht, welche Faktoren das Erlernen einer Drittsprache beeinflussen, insbesondere die Auswirkungen von bilingualem Unterricht auf eine weitere Fremdsprache. Da wir aber an der Schweizer Volksschule keinen bilingualen Unterricht kennen, ist der gewählte Forschungsschwerpunkt für die aktuelle Schweizer Sprachendebatte von untergeordneter Bedeutung. Diese Fehlleistung (die Kosten der Studie wurden nicht veröffentlicht) könnte ein Hinweis darauf sein, mit welcher Inkompetenz die Schweizer Entscheidungsträger agieren.  Weiter unterstellt Eymann bestimmten kritischen Studien Qualitätsmängel, da sie bei der dänischen Studie ausgeblendet wurden. Dies ist unhaltbar, da durch das engmaschige Netz der spezifisch auf den Drittsprachenerwerb ausgerichteten Fragestellungen namhafte Untersuchungen mit besonderer Bedeutung für die Schweiz keine Berücksichtigung fanden. Trotz der für unsere Schulen wenig relevanten Befunde bestätigte die dänische Studie hinsichtlich des Starts des Fremdsprachenlernens dennoch, dass ein späterer Beginn vorteilhaft sei. Ausserdem hält sie fest: „Je älter die Schüler beim Start einer Drittsprache sind, desto besser schneiden sie an Leistungsüberprüfungen ab“. 

Indem nun Eymann als Präsident der Erziehungsdirektorenkonferenz – vorsätzlich oder nicht – die irreführende Interpretation der CORECHED übernimmt, wonach für das ­Verbannen des Französischunterrichts aus der Primarstufe keine Forschungsergebnisse ins Feld geführt werden können (dies wurde gar nicht untersucht), vermittelt er eine gravierende Fehlinformation. Dies besonders in Anbetracht der Situation, dass die Schweizer Öffentlichkeit seit Jahren auf Studien wartet, die eine Vorverschiebung des Fremdsprachenunterrichts rechtfertigen könnten.

Das geltende Sprachenkonzept wurde 2004 eingeführt. Seit Jahren werden immer wieder Evaluationen in Aussicht gestellt mit dem alleinigen Zweck, die unbefriedigende Einführung der beiden Primarfremdsprachen zu zementieren. Ist Herrn Eymann trotz des engen Dialogs mit der Lehrerschaft entgangen, dass sich auch im Bereich der Lehrmittel ein wachsender, kantonsübergreifender Widerstand gegenüber der neuen Fremdsprachendidaktik zusammenbraut? Sein Urteil „Wir verfügen über ein … sehr gutes Lehrmittel“, erinnert  in diesem Zusammenhang eher an eine Durchhalteparole. Die Vertröstungen und die systematische Diffamierungsrhetorik, die Herr Eymann gegenüber Kritikern anwendet („Stammtischniveau“, „Fehlende Qualität“), fällt bei genauer Betrachtung seiner gemachten Aussagen auf ihn selbst zurück. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen