Regierungsrat EymannsReplik auf den Artikel «Ein Flop, den niemand sofort stoppen will» von
BaZ-Journalist Thomas Dähler besteht darin, ihm vorzuwerfen, er würde nicht
sachlich berichten. Diese Igeltaktik passt haargenau zum gängigen
Abwehrmechanismus der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK), deren Präsident
Eymann ist: Kritiker werden reflexartig als unwissend oder schlecht informiert
hingestellt und so diffamiert. Ähnlich ergeht es auch den zahlreichen, sachlich
Kritik übenden Eltern und Basler Lehrpersonen, denen vorgehalten wird, sie
verstünden halt eben das System (noch) nicht. Der EDK ist Kritik, so fundiert
und belegt sie auch immer ist, ein Dorn im Auge – diese könnte ja den
Elfenbeinturm zum Einsturz bringen.
Die Gymnasiastin Alina Isler knüpft sich EDK-Chef Eymann vor, Bild: Basler Zeitung
Eymann negiert die Realität, Basler Zeitung, 5.4. von Alina Isler
Bildungsdirektor
Eymann ist der Ansicht, im Moment scheine «ein Streit der Studien zu
herrschen». Da verwechselt er offensichtlich etwas ganz gehörig. Sämtliche
wissenschaftlichen Studien weisen klipp und klar nur in eine einzige Richtung:
Die von der EDK ausgetüftelte neue Bildungsideologie wird in einem Fiasko
enden. Dählers Formulierung, «eine halbe Generation wird damit leben müssen,
dass sie in der Schule als Versuchskaninchen für ein unausgereiftes
Sprachenkonzept herhalten musste», könnte nicht treffender sein. Die
Wirksamkeit der neuen und bei den Fachpersonen heftig kritisierten
Passepartout-Fremdsprachendidaktik hingegen konnte noch mit keiner einzigen
Studie auch nur ansatzweise belegt werden.
Die
wissenschaftliche Studie von Simone Pfenninger von der Universität Zürich als
qualitativ ungenügend zu bezeichnen und ihr die Aussagekraft abzusprechen, ist
ein starkes Stück vom Basler Bildungsdirektor und zeigt vielmehr, in welchem
Argumente-Notstand er sich befindet. Gleichermassen bemerkenswert wie widersprüchlich
ist auch seine Forderung, dass man von den Schüler/-innen etwas fordern darf,
damit sie sich gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen können,
gleichzeitig aber eingesteht, dass niemand erwartet, dass die Abgänger/-innen
der obligatorischen Schule eine Fremdsprache «können» müssen. Wozu dient dann
der Unterricht? Ich frage mal meine Lehrerinnen und Lehrer am Gymnasium.
Ich
befürworte einen stufengerechten und klassischen Sprachunterricht mit einem
erheblichen spielerischen Anteil an den Primarschulen, der die Kinder motiviert
und begeistert. Gleichwohl sollen die Lernenden in kleinen Schritten einen
grammatikalischen Aufbau als Fundament der Sprache gelehrt bekommen, sich einen
alltagstauglichen Wortschatz aneignen und so die Sprache kontinuierlich
verstehen und anwenden lernen. Dies mit einem Lehrmittel, das einen
verständlichen roten Faden hat und nicht einem teuren Comicheft ähnelt, das als
Einweg-Lehrmittel nach kurzer Zeit im Altpapier landet. Die neuen Lehrmittel
«Mille feuilles» und «New World» verfehlen diese Anforderungen deutlich.
Die
wenig staatsmännische Replik von Regierungsrat Christoph Eymann hat mich nicht
überzeugt.
Alina Isler ist Vorstandsmitglied Starke Schule Baselland.
Ich frage mich oft, wann ein Politiker die Zeit findet, in Ruhe zu reflektieren, was ihm die verschiedenen Fachgruppen auf den schon ohnehin hohen Dokumentenstapel legen. In einem Fachgebiet kompetent zu sein, bedeutet für mich, wachsam und überlegt zu handeln, sich Diskussionen offen zu stellen und länger darüber nachzudenken, was einem von verschiedenen Seiten zugetragen worden ist. Kennen Politiker aus eigener Erfahrung Ruhe und Achtsamkeit, Ehrlichkeit und freies Denken?
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