Ob der
Thurgau das Frühfranzösisch kippen kann, ist alles andere als sicher. Der Bund
ist bereit einzugreifen, falls der Thurgau sein Vorhaben umsetzt. Der Präsident
der kantonalen Erziehungsdirektoren, Christoph Eymann, signalisiert
Unterstützung für eine Intervention.
EDK-Präsident setzt Thurgau unter Druck, St. Galler Tagblatt, 9.4. von Roger Braun
Der Bund wägt derzeit ab, ob er in die Sprachenfrage eingreifen soll.
Auslöser ist der Kanton Thurgau, der letzte Woche bekräftigt hat, dass er den
Französischunterricht aus der Primarschule kippen wird. Bei der Konferenz der
kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) liegt gegenwärtig ein Schreiben von
Innenminister Alain Berset. Der Bundesrat möchte wissen, ob die Kantone damit
einverstanden sind, dass der Bund in der Sprachenfrage aktiv wird und eine
zweite Landessprache in der Primarschule vorschreibt.
Harmonisierung
gescheitert
Präsident der Erziehungsdirektoren ist Christoph Eymann,
Bildungsdirektor aus Basel-Stadt. Er macht keinen Hehl daraus, dass er den
Moment für eine Bundesintervention gekommen sieht. Er sagt: «Der Bund ist nicht
nur ermächtigt, sondern verpflichtet, einzugreifen, wenn die Kantone ihrer
Pflicht zur Harmonisierung der Lehrpläne nicht nachkommen.» Noch hat die EDK
nicht in diesem Sinne geantwortet. Eymann möchte das Thema vorher im Vorstand
diskutieren, sagt aber bereits heute: «Für die Spitze der EDK ist klar, dass
der Bund das Heft in die Hand nehmen muss, falls der Thurgau nicht von seinen
Plänen abkommt.»
Widerstand
aus der Ostschweiz
Einem Einschreiten skeptisch gegenüber stehen mehrere Ostschweizer
Kantone. Der Innerrhoder Landammann Roland Inauen hebt die kantonale Hoheit bei
der Bildung hervor. Greife der Bund ein, stelle er das bewährte föderale System
in Frage. «Das ist mit allen Mitteln zu verhindern.» Die Thurgauer
Bildungsdirektorin Monika Knill wehrt sich ebenfalls gegen die Bevormundung vom
Bund. «Wir müssen aufpassen, dass wir den Bogen nicht überspannen – umso mehr
als der Thurgau den Französischunterricht ja nicht schwächt, sondern nur auf
die Oberstufe verschiebt.»
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