Zwei separate Vorstösse, aber die gleiche Stossrichtung: Sowohl die FDP- wie auch die SVP-Fraktion im Aargauer Kantonsparlament fordern die Aufhebung der integrativen Heilpädagogik, was gleichbedeutend mit dem Ende der integrativen Schulung wäre.
Die integrierte Heilpädagogik kostete im Aargau im Jahr 2015 44,7 Millionen. Im Jahr 2011 waren es noch 27,6 Millionen, Bild: Chris Iseli
Aargauer SVP und FDP starten Grossangriff auf die integrative Schulung, Aargauer Zeitung, 15.3. von Jörg Meier
Motion der SVP-Fraktion vom 15. März 2016 betreffend Verzicht auf Integrierte Heilpädagogik an der Volksschule
Motion der FDP-Fraktion vom 15. März 2016 betreffend Entlastung der Regelklassen von der Integrierten Heilpädagogik
Motion der SVP-Fraktion vom 15. März 2016 betreffend Verzicht auf Integrierte Heilpädagogik an der Volksschule
Motion der FDP-Fraktion vom 15. März 2016 betreffend Entlastung der Regelklassen von der Integrierten Heilpädagogik
Nach Ansicht der FDP-Fraktion geht aus dem
Bericht über die Ergebnisse der integrativen Schulung im Aargau hervor, dass
die integrative Schulungsform (ISF) ihre Ziele verfehlt habe. Denn es sei keine
messbare Qualitätsverbesserung erkennbar.
Die Lernfortschritte bei integrativer Schulung seien in etwa dieselben wie in
anderen, konventionelle Schulungsformen. Aber die ISF brauche dafür deutlich
mehr Ressourcen, als heute zur Verfügung stehen, damit sie gelingen kann.
Im
Klartext: Die 44,7 Millionen Franken, die im Jahre 2015 für integrative
Schulung ausgegeben wurden, reichen auf die Dauer nicht aus. Zudem schliesst
die FDP-Fraktion aus dem Bericht, dass die integrative Schulung lernschwachen
Schülern oft mehr schadet als nützt.
Deshalb verlangt die FDP-Fraktion, dass der
heilpädagogische Unterricht nicht mehr in den Regelklassen stattfinden soll.
Stattdessen sollen unterstützungsbedürftige Kinder «im geeigneten Klassenrahmen
ausserhalb der Regelklasse so weit gestärkt und befähigt werden», dass sie den
Wechsel in die Regelklasse möglichst schaffen und dort bestehen können.
Klipp
und klar ist auch die Forderung der SVP-Fraktion: Auf integrierte Heilpädagogik
soll künftig verzichtet werden. Entsprechend sei das Schulgesetz zu ändern,
fordert die SVP – und zwar in der Art, dass Kinder und Jugendliche mit
Lernschwierigkeiten in der Primarschule und Oberstufen nur noch in Kleinklassen
von Heilpädagogen gefördert werden.
Rückkehr zur Kleinklasse
Die
SVP argumentiert ähnlich wie die FDP: Mit der integrierten Heilpädagogik sei
keine messbare Qualitätsverbesserung eingetreten. Im Gegenteil. Die Wirtschaft
beklage sich, dass die Realschulabgänger heute weniger Wissen für die Lehre
mitbringen. Realschüler hätten heute vermehrt Mühe, eine Berufslehre zu
absolvieren.
Mit
der flächendeckenden Wiedereinführung der Kleinklasse möchte die SVP die
Realschule stärken. Denn der Ruf der Realschule sei nicht mehr sehr gut. Viele
Berufsverbände nähmen nur noch zögerlich Realschüler auf, da das notwendige
Leistungsniveau nicht erreicht werde. Die SVP verweist dabei auf den Umstand,
dass viele lernschwache Schüler in der Realschule von Lernzielen befreit seien.
Dazu
komme noch, dass viele Eltern deshalb mit allen Mitteln versuchten, die
Einteilung ihres Kindes in die Realschule zu verhindern. Mit gravierenden
Folgen: Die Klassengrössen an den Realschulen seien tendenziell zu klein und
wiesen eher die Grösse von Kleinklassen auf. So werde die Realschule ein
Auffangbecken für kognitiv Schwache und Verhaltensauffällige.
Sowohl
«normale» Realschüler wie auch Schüler mit Lernschwierigkeiten hätten Anrecht
auf ein angemessenes Lernumfeld. Deshalb, so der Schluss der SVP: Rückkehr zum
System der Kleinklassen, Verzicht auf die integrierte Heilpädagogik. Das helfe
nicht nur den Schülerinnen und Schülern, sondern sei unter dem Strich für den
Staat erst noch günstiger.
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