«Weshalb schreibst du ein
Drehbuch über dieses Arschloch, das anderen ihre Ideen geklaut und von Billigarbeitern
in China profitiert hat?» Aaron Sorkin blieb jedoch dabei, schrieb «Steve Jobs»
und zeigte: Eine grosse Karriere ist, wenn man nichts kann. Steve Jobs war
weder Ingenieur, Designer – noch schloss er jemals ein «anständiges» Studium
ab. Weit entfernt davon, den soziopathischen Despoten als Rollenmodell für
künftige Generationen zu propagieren, erinnerte ich mich bei den
Verlautbarungen rund um die Hearings zum unsäglichen Lehrplan 21 wieder an
Sorkin und Steve Jobs.
Verkaufe Bildung, biete Dummheit, Basler Zeitung, 23.2. von Regula Stämpfli
Die Offenheit der 1980er-
und 1990er-Jahre, damals als der Kapitalismus noch nicht totalitär alle Lebens-
und Bildungsbereiche umfasste, durfte das Genie Jobs an seiner Uni rumlungern
und Kalligrafie statt Betriebswirtschaft studieren. Jobs wurde während seiner
High School auch nicht auf «Benehmen» geprüft, wie im schweizerischen Lehrplan
vorgesehen.
Die Notenbanker des Hirns
– unglaublicherweise auch unter sozialdemokratischer Führung – wollen künftigjunge Menschenleben vermessen, wägen, aussortieren (!), als Waren so normieren,damit sie dem «Bildungswettbewerb» entsprechen. Allein den Lehrplan 21 lesen
schreit nach Notfalldrogen. Die Lehrer sollen künftig beurteilen, wie «Gefühle
situationsbedingt ausgedrückt und wahrgenommen werden» oder ob die Schüler
den Richtlinien gemäss «Konflikte benennen» können.
War bei Steve Jobs die
Voraussetzung von lesen, schreiben (mit Legasthenie) und rechnen die beste
Grundlage, sein – zugegebenermassen schwieriges, aber doch zukunftsweisendes –
Genie zu entwickeln, sollen in der Schweiz mit dem Lehrplan 21
Gesinnungssoldaten für kostensparende Untertanenideologie aufgezogen werden.
Was ist eigentlich los mit den Bildungspolitikern in diesem Land? Könnte es
sein, dass ausgerechnet die verdrucksten Streber, die, die einem schon damals
nie richtig in die Augen schauen konnten, nun am Drücker sind und sich an allen
künftigen Generationen für ihre eigene verdammte und unerträgliche Mittelmässigkeit
rächen?
«Professionalisierung
durch schulinterne Qualitätsentwicklung» nennt sich das bildungspolitische
Börsensprech. «Mit der Kompetenzorientierung und dem zunehmenden
Bildungswettbewerb steigen die fachlichen Ansprüche an pädagogisch, aber auch
juristisch valide Beurteilung, unter anderem weil die zu erreichenden
Kompetenzen beschrieben sind und vermehrt auch von Eltern und deren Anwälten
überprüft werden können.»
Wörter richten Unheil an,
das wissen wir spätestens seit den Nazis und den Sowjets. Der Lehrplan 21 ist
das sinnentleerte Endprodukt börsenvergifteter Herrschaftsformen. Und wie bei
jeder neuen Machtergreifung sollen einmal mehr Lehrer und Beamte die
Speerspitze obrigkeitshöriger Kompatibilität vormachen. Glücklicherweise
können wir nun – nicht zuletzt dank neuer Technologien – diese Gestalten des
Unglücks noch bremsen.
Ein erster Schritt besteht
darin, diese bildungspolitische Aktienmentalität so zu dekonstruieren, dass
sie im laufenden 21. Jahrhundert nur noch als hässliches Souvenir einer
absterbenden Ideologie im Museum aufbewahrt wird. Ja klar: Die Vitrine wird
ein Papierkorb sein.
Das Schärfste und Bissigste, das ich bisher zum LP21 gelesen habe. Wo Stämpfli stampft, wächst kein Gras mehr.
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