Am 21. Januar beginnt im Kanton Bern die Unterschriftensammlung für die Initiative "Für demokratische Mitsprache - Lehrpläne vors Volk".
Markus Dähler und Rahel Gafner vom Initiativkomitee, Bild: Adrian Moser
Last-Minute-Initiative gegen den Lehrplan 21, Bund, 19.1. von Adrian Moser
Besser spät als nie – so
könnte das Motto des Komitees lauten, das am Montag vor die Medien getreten
ist, um seine Initiative gegen den Lehrplan 21 zu lancieren. Längst ist die
Weiterbildung für die Schulen im Gang, im Sommer 2018 soll der neue Lehrplan im
Kanton Bern eingeführt werden.
Die
IG Starke Volksschule Kanton Bern will das im letzten Moment verhindern. «Für
demokratische Mitsprache – Lehrpläne vors Volk!», lautet der Titel ihrer
Initiative, für die am 21. Januar die Unterschriftensammlung beginnt.
Für
die eingeladenen Journalisten war im kleinen Sitzungszimmer im Berner Rathaus
am Montag Mittag nur wenig Platz; nicht nur vier Mitglieder des
Initiativkomitees waren bereits da, sondern auch vier SVP-Grossräte: Patrick
Freudiger, Samuel Krähenbühl, Thomas Knutti und Sabina Geissbühler.
«Essen
Sie einen Apfel», drängte Markus Dähler, Lehrer und Mitglied des
Initiativkomitees, die Ankommenden. Er habe eine entsprechende Zusatzausbildung
und wisse deshalb, dass Schüler in einer Mathematikprobe eine um 0,2 Punkte
bessere Noten erzielten, wenn sie zuvor einen Apfel gegessen hätten.
Dann
fragte er Rahel Gafner, Mutter und ebenfalls Mitglied des Initiativkomitees, ob
sie eigentlich Duzis seien und ob er ihr «noch eine Auflockerung geben» könne.
«Es
ist sehr befremdlich, dass der Lehrplan 21 von Anfang an unter Geheimhaltung
ausgearbeitet wurde», sagte Gafner, die danach den offiziellen Teil eröffnete.
Die Öffentlichkeit sei etwa nie darüber informiert worden, dass «zunehmend
individualisierter und selbstgesteuerter Unterricht angestrebt» werde und dass
die Lehrer zu «Lernbegleitern degradiert» werden sollten.
Die
Initianten befürchten, dass «insbesondere die bildungsschwächeren Kinder» im
Unterricht nach Lehrplan 21 überfordert sein werden. Sie sprechen von einem
Projekt «ohne Konzept» und «ohne pädagogischen Mehrwert».
Das Volk soll
entscheiden
Die
Initiative richtet sich nicht direkt gegen den Lehrplan 21. Sie verlangt, dass
neue Lehrpläne künftig dem Grossen Rat vorgelegt werden müssen und dass gegen
dessen Entscheid das Referendum ergriffen werden kann. Das soll rückwirkend
auch für den Lehrplan 21 gelten. Heute liegt die Kompetenz, einen neuen
Lehrplan einzuführen, beim Regierungsrat. Die Initianten sehen darin einen
Mangel an Demokratie.
«In
einem direktdemokratischen Land ist es selbstverständlich, dass wir Bürgerinnen
und Bürger in wichtigen Fragen zur Aufgabe der Volksschule mitreden», sagte
Gafner. Dass die politische Diskussion über ein so detailtiefes Dokument wie
den Lehrplan der Schule schaden könnte, glauben die Initianten nicht.
«Der
Grosse Rat würde vor allem über die zusätzlichen Kosten diskutieren, die der
Lehrplan 21 verursacht», prophezeite Markus Dähler. Er glaube nicht, dass das
Parlament über Unterrichtsinhalte diskutieren würde.
«Wir sind ein
Bürgerkomitee»
Das
Initiativkomitee besteht mehrheitlich aus Eltern und ehemaligen Lehrern aus dem
Berner Oberland. Nicht öffentlich engagieren wollen sich bekanntere
Lehrplangegner aus dem Kanton Bern wie der Bieler Lehrer Alain Pichard und der
emeritierte Pädagogikprofessor Walter Herzog – sie sitzen lediglich im
Unterstützungskomitee.
Der
Grund für die Zurückhaltung ist die Haltung der Initianten: Rahel Gafner und
andere stammen aus einem christlich-konservativen Umfeld. Gafner sieht darin
kein Problem. «Wichtig ist mir, dass wir kein politisches, sondern ein
Bürgerkomitee sind», sagte sie. Tatsächlich sitzen im Initiativkomitee keine
Politiker.
Im
Unterstützungskomitee aber sind es einige: Die SVP ist darin mit Abstand am
besten vertreten, gefolgt von der EDU.
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