18. Januar 2016

Regierung bekämpft Lehrerausbildungs-Initiative

Mit Unterstützung des Komitees Starke Schule Baselland ist die Freisinnige Monica Gschwind im vergangenen Jahr Bildungsdirektorin geworden. Doch jetzt zeichnet sich ein Konflikt zwischen der neuen Regierungsrätin und dem Komitee Starke Schule ab. Die Regierung bekämpft dessen Lehrerausbildungs-Initiative. Über die Initiative wird voraussichtlich am 5. Juni abgestimmt. Das Komitee Starke Schule Baselland hält an seinen Forderungen zur Ausbildung der Sekundarlehrer fest und denkt nicht daran, die Initiative zurückzuziehen, wie Jürg Wiedemann der BaZ auf Anfrage sagte.
Auch Monica Gschwind nicht auf der Linie der Starken Schule, Basler Zeitung, 18.1. von Thomas Dähler


Beim Volksbegeheren «Ja zu fachlich kompetent ausgebildeten Lehrpersonen» handelt es sich um eine unformulierte Initiative. Eingereicht wurde sie am 15. Oktober 2014. Das Initiativkomitee setzt sich aus Vertretern fast aller politischen Parteien zusammen. Das Begehren verlangt insbesondere, dass an den Baselbieter Sekundarschulen nur unbefristet angestellt werden kann, wer ein Fachstudium an der Universität oder der ETH absolviert hat. Sie richtet sich deshalb gegen jene Sekundarlehrer, die ein integriertes Lehrerstudium an einer Fachhochschule absolvieren. Ausgelöst wurde die Initiative durch den Streit zwischen Sekundarlehrkräften in der Region und der Pädagogischen Hochschule (PH) der Fachhochschule Nordwestschweiz. Ihr wird vorgeworfen, die Lehrkräfte wegen der hohen wissenschaftlichen Anforderungen mit zu wenig Fachwissen auszustatten.
Dass die Regierung das unformulierte Volksbegehren diskussionslos ablehnt, erstaunt. Die Unzufriedenheit mit der Sekundarlehrerausbildung ist in der Nordwestschweiz gross, ist doch das Komitee Starke Schule Baselland nicht die einzige Organisation, welche die Ausbildung an der PH kritisiert. Das Komitee hatte seinerzeit darauf hingewiesen, dass sie das Begehren bewusst als unformulierte Volksinitiative stelle, damit Regierung und Parlament bei der gesetzlichen Umsetzung sich nur an den allgemeinen Rahmen halten müssten. Auch hätte die Möglichkeit bestanden, dass die Regierung der Initiative einen Gegenvorschlag gegenüberstellt. Auf beide Möglichkeiten hat Gschwinds Bildungsdirektion verzichtet. Die Vorlage ist nun bei der Bildungs-, Kultur- und Sportkommission des Landrats in Beratung. Der Kommission gehören mehrere Personen an, die auch Mitglied des Initiativkomitees sind.
Konkordat wäre zu kündigen
Hauptgrund für die ablehnende Haltung ist gemäss der Regierungsvorlage der geforderte Alleingang des Kantons Baselland. Könnten im Baselbiet nur noch Sekundarlehrer mit Universitätsausbildung angestellt werden, käme der Kanton nicht darum herum, selber dafür zu sorgen, dass genügend Sekundarlehrer auf dem verlangten Weg ausgebildet würden. Doch der Kanton Baselland geriete dennoch in Konflikt mit den übrigen Kantonen. Die gegenseitige Anerkennung der Berufsabschlüsse wird in der Bundesverfassung als Ziel festgeschrieben. Baselland müsste das Konkordat über die Anerkennung von Ausbildungsabschlüssen kündigen, hält die Regierung fest. Gemäss dem entsprechenden Bildungsartikel wäre der Bund auch befugt, Vorschriften zur Anerkennung zu erlassen.
Regional allerdings liesse sich die Forderung des Komitees Starke Schule umsetzen. Bereits heute gibt es als Alternative zum integrierten Ausbildungsweg die konsekutive Ausbildung über einen Bachelor an der Universität und eine einjährige pädagogisch-didaktische Ausbildung an der PH. Dieser Ausbildungsweg wird allerdings zurzeit weniger gewählt – und eher von angehenden Lehrkräften, die sich an den Sekundarschulen für das progymnasiale Niveau P empfehlen möchten.

Ungeachtet des weiteren Schicksals der Lehrerausbildungs-Initiative ist jedoch an der PH die Gestaltung der Sekundarlehrerausbildung in Bewegung. Der ab 2017 vorgesehene Drei-Fächer-Master sieht – unter Vorbehalt der Bewilligung durch den Fachhochschulrat – einen höheren Fachausbildungsanteil vor. Die von der Initiative verlangten 60 Credit Points werden aber nicht erreicht. Wiedemann gibt sich unbeeindruckt: Gestärkt werde nicht die eigentliche Fachausbildung, sondern die Fachdidaktik.

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